15 Unterkünfte wurden geschlossen
Rückgang der Asylbewerber wirkt sich auf die Zahl der Gemeinschaftsunterkünfte aus - Was geschieht mit den Gebäuden?

Sie ist seit Sommer Geschichte: Die Gemeinschaftsunterkunft in der Waldstraße. Insgesamt hat der Landkreis im vergangenen Jahr 15 solcher Unterkünfte geschlossen und damit auf die rückläufigen Flüchtlingszahlen reagiert. Fotos: Rüdiger Busch
Neckar-Odenwald-Kreis. (dore/rüb) Es war ein Kraftakt: Innerhalb von wenigen Monaten hat der Landkreis auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszustroms im Jahr 2015 Unterkünfte aus dem Boden gestammt. Leerstehende Gebäude wurden umfunktioniert, Wohncontainer aufgestellt und Notunterkünfte bezogen. Doch seit geraumer Zeit geht die Tendenz in die andere Richtung: Die sinkende Zahl von Asylbewerbern sorgt dafür, dass sich immer weniger Menschen in der so genannten vorläufigen Unterbringung, die Sache des Kreises ist, befinden. Innerhalb eines Jahres halbierte sich diese Zahl - von 1547 auf 758. Als Folge wurde mehr als die Hälfte der Gemeinschaftsunterkünfte im Kreis geschlossen.
Die Zahl der Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber ist folgerichtig ebenfalls deutlich zurückgegangen. Zu Beginn des Jahres 2017 waren noch 28 Gemeinschaftsunterkünfte (GU) in Betrieb. Mittlerweile sind es nach Angaben des Landratsamts nur noch 13.
Weggefallen sind im Raum Buchen die beiden Walldürner Gemeinschaftsunterkünfte in der Buchener Straße und in der Waldstraße, die GU Buchen-Gutenbergstraße, die GU Buchen-Hettingen Morrestraße, die GU Adelsheim, die GU Höpfingen, die GU Osterburken (Straßenmeisterei) und die GU Rosenberg.
Im Raum Mosbach wurden die GU ehemalige Post Waldbrunn, die GU Mosbach Entengasse und die GU Mosbach "Haus am Wald", die GU Waldstadt, die GU Sulzbach, die GU Allfeld und die GU Schwarzach geschlossen.
Bei den übrig gebliebenen Gemeinschaftsunterkünften im Raum Buchen handelt es sich um die neu gebaute GU Buchen, die GU Buchen Veilchenweg, die GU Buchen-Götzingen, die GU Osterburken Industriestraße, die GU Seckach-Großeicholzheim und die mit etwa 300 untergebrachten Asylbewerbern größte Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis, die GU Hardheim.
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Im Raum Mosbach sind die GU Mosbach ehemalige Kaserne, die GU Mosbach Römerhof, die GU Waldbrunn "Kurzes Gewann", die GU Schollbrunn, die GU Schefflenz, die GU Haßmersheim und die GU Robern verblieben.
Zum Hintergrund: In Baden-Württemberg sind die sogenannten Landes-Erstaufnahmeeinrichtungen der erste Anlaufpunkt für Flüchtlinge, wie beispielsweise das Heidelberger Drehkreuz bei der ehemaligen US-Kaserne "Patrick-Henry-Village". Menschen, die gute Chancen auf die Bewilligung ihres Asylantrages haben, werden von hier nach etwa sechs Wochen auf die Land- und Stadtkreise verteilt. Dort leben die Flüchtlinge in den besagten (vorläufigen) Gemeinschaftsunterkünften der Landkreise bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist, längstens allerdings zwei Jahre. Danach werden sie im Rahmen der kommunalen Anschlussunterbringung auf die Kommunen verteilt, die für die Unterbringung verantwortlich sind. Die Asylbewerber haben aber auch die Möglichkeit, sich private Unterkünfte zu suchen.
Im Neckar-Odenwald-Kreis mussten im Jahr 2017 viele Asylbewerber im Rahmen der kommunalen Anschlussunterbringung die Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises verlassen. Das erklärt aber nur teilweise, warum im Jahr 2017 mehr als die Hälfte aller Gemeinschaftsunterkünfte im Kreis geschlossen wurde. Ein weiterer Grund ist die geringere Anzahl von Neuankömmlingen in Deutschland und damit auch im Landkreis.
Die geschlossenen Gemeinschaftsunterkünfte sollen einer anderen Nutzung zugeführt werden, beispielsweise durch die Gemeinden für die Anschlussunterbringung. "Wo möglich werden die Unterkünfte auch verkauft oder das Mietverhältnis vorzeitig beendet. Dies gilt auch für Containermodule, wobei die Module in der Buchener Straße in Walldürn, die sich im Besitz des Kreises befinden, zunächst einmal auf dem Gelände verbleiben und damit als Reserve angesehen werden können, sollte sich die Gesamtsituation wieder ändern", erklärte Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamts, auf Nachfrage der RNZ.



