Es kommen kaum noch neue Flüchtlinge in den Neckar-Odenwald-Kreis
400 Plätze stehen in den 32 Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis leer – Die Kapazität soll an nun an die weitere Entwicklung angepasst werden

Komplett verwaist sah gestern Vormittag die Gemeinschaftsunterkunft am Triebweg in Hardheim aus. Doch der Eindruck täuscht: 208 Flüchtlinge leben aktuell noch hier. Dennoch ist die Zahl der Asylsuchenden im Landkreis seit Monaten stark rückläufig. Foto: Rüdiger Busch
Von Rüdiger Busch
Neckar-Odenwald-Kreis. 163 Asylbewerber (Erstantragssteller) waren dem Landkreis im August 2015 vom Land zugewiesen worden. Ein Jahr später hat sich dieser Wert pulverisiert: In der Statistik für den Monat August steht eine Null. Der Vergleich dieser beiden Zahlen zeigt, dass die bundesweite Entwicklung rückläufiger Flüchtlingszahlen längst auch im Landkreis angekommen ist. Kein Wunder, dass die Kreisverwaltung derzeit überprüft, ob weitere Gemeinschaftsunterkünfte neben den bereits angekündigten in Mosbach, Schwarzach und Billigheim geschlossen werden können.
In den 32 Unterkünften zwischen Hardheim und Schwarzach stehen aktuell 1900 Plätze zur Verfügung. In diesen Gemeinschaftsunterkünften (GU) leben im Rahmen der vorläufigen Unterbringung derzeit rund 1500 Flüchtlinge, teilte das Landratsamt auf Nachfrage der RNZ mit. Zusätzlich leben noch einmal rund 450 Flüchtlinge im Rahmen der vorläufigen Unterbringung in Wohnungen überall im Landkreis.
Bei den großen Unterkünften im Altkreis Buchen gestaltet sich die Situation aktuell wie folgt: GU Adelsheim 103 Plätze, 74 belegt; GU Buchen 141 Plätze 108 belegt; GU Hardheim 303 Plätze, 208 belegt 95; GU Osterburken 127 Plätze, 79 belegt; GU Walldürn Buchener Straße 112 Plätze, 78 belegt; GU Walldürn Waldstraße 70 Plätze, 57 belegt.
Das Landratsamt prüft aufgrund des deutlich gesunkenen Flüchtlingszugangs und der steigenden Zahl abgeschlossener Asylverfahren weitere Anpassungen der Unterkunftsplanung. Konkrete Standorte stehen, abgesehen von den schon geschlossenen Interimsunterkünften in Walldürn, Obrigheim, Mosbach und Buchen und den drei bisher veröffentlichten geplanten Schließungen der Gemeinschaftsunterkünften in Mosbach, Schwarzach und Billigheim, derzeit noch nicht fest. Über alle geplanten Schließungen wird das Landratsamt jeweils rechtzeitig die Beteiligten informieren.
Doch wie viele Plätze werden künftig benötigt? "Wir verfolgen keinen festen Richtwert. Wir beobachten laufend den Flüchtlingszugang auf Landes- und Bundesebene sowie die Dauer der Asylverfahren und richten unsere Anpassung an der weiteren Entwicklung aus", betonte Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamts. Dabei werde die Kreisverwaltung auch darauf achten, dass sie auf unvorhergesehene Entwicklungen vorbereitet ist: "Das beinhaltet, dass wir eine angemessene Reserve vorhalten." Zum Vergleich: Die derzeitige Reserve in den Unterkünften entsprech etwa dem eineinhalbfachen der Zuweisung im November 2015.
Der Blick auf die Entwicklung der Zugangszahlen für den Neckar-Odenwald-Kreis ist aber zweifellos interessant: Die Zahl der vom Land zugewiesenen Erstantragssteller hat sich von 20 (Januar 2015) über 120 (September 2015) und 291 (November 2015) auf den Höchststand von 311 (März 2016) gesteigert. Während es im April dann noch 181 Zuweisungen gab, machte sich anschließend auch auf Kreiseben die Schließung der Balkonroute bemerkbar: Im Mai gab es keinen Zugang, im Juni neun, im Juli sieben und im August ebenfalls keinen.
Was werden die kommenden Monate bringen? Da verlässliche Aussagen in diesem Bereich fast unmöglich sind, tut der Landkreis gut daran, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen. Es wäre in der Tat fatal, wenn nun voreilig Unterkünfte geschlossen würden, um dann im Fall der Fälle über Nacht neue Kapazitäten aufbauen zu müssen. Zumal nicht vorhersehbar ist, ob die derzeit relativ entspannte Situation dauerhaft so bleibt, oder ob wieder ein starker Zustrom an Asylsuchenden auf Deutschland zukommen wird.



