Eberbach

Städtische Finanzen und Bürgschaft fürs Schmeißer-Stift

Eine Million Euro mehr Gewerbesteuer: Aktuelle Haushaltszahlen im Gemeinderat - Etat 2019 wird eingebracht

19.10.2018 UPDATE: 22.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden

Dr.-Schmeißer-Stift Eberbach. Foto: Hüll

Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Der Verein Stiftung Altersheim will zur Sanierung des Dr.-Schmeißer-Stifts ein Darlehen über zwei Millionen Euro aufnehmen und braucht zur Erlangung günstigerer Kommunalkonditionen dafür eine Bürgschaft der Stadt Eberbach. "Der Gemeinderat entscheidet, ob die Bereitschaft zur Bürgschaftsübernahme" besteht, heißt es in der Beschlussvorlage, die dem Rat in der Sitzung am Donnerstag, 25. Oktober, zur Entscheidung vorliegt. Es handle sich dabei um eine reine Ausfallbürgschaft, macht die Stadt deutlich.

Quartalsweise bekommt das Gemeindeparlament aus der Kämmerei die aktuellen Zahlen des laufenden Haushalts präsentiert, um sich über die Entwicklung der Finanzen in kürzeren Abständen auf dem Laufenden zu halten. Am Donnerstag gibt es dabei vor allem positive Nachrichten: Die Gewerbesteuereinnahmen übersteigen den Ansatz von 8,5 Millionen inzwischen um eine Million Euro - 9,5 Millionen Euro sind zu erwarten. Die Gewerbesteuerumlage zieht dadurch allerdings um rund 150.000 auf 1,77 Millionen Euro an. Die Gesamtsumme der ordentlichen Erträge steigt von knapp 40 auf über 42 Millionen Euro, die ordentlichen Aufwendungen schlagen um 84.000 Euro höher zu Buche als geplant. 150.000 Euro über dem Ansatz liegen die Ausgaben aufgrund von elf zusätzlichen Straßenunterhaltungsmaßnahmen.

Am selben Abend wird auch der neue Haushalt für 2019 eingebracht. Bürgermeister und Stadtkämmerei werden das neue Zahlenwerk vorstellen, bevor es von den Fraktionen geprüft und kommentiert und schließlich mit möglichen Änderungen versehen verabschiedet wird.

Um öffentliche Leistungen kostendeckend erbringen zu können, muss die Stadt ihre Verwaltungsgebühren regelmäßig nachjustieren. Dem Gemeinderat wird zu diesem Zwecke jetzt eine geänderte Gebührensatzung unterbreitet, die auf gut 70 Seiten von einfachen Auskünften aus bzw. Einsichtnahmen in Akten über die Aufbewahrung von Fundsachen oder die Parkerlaubnis in der Fußgängerzone bis zur Aufstellung von Spielautomaten reicht. Dabei wird zwischen Fixbeträgen und Zeitbeträgen unterschieden. Für Letztere, zum Beispiel Bescheinigungen aller Art, werden etwa 85 Cent pro Minute Zeitaufwand berechnet.

Aufstocken will die Stadt in diesem Jahr ihren Beitrag zur Weihnachtsbeleuchtung. Auf Antrag der Eberbacher Werbegemeinschaft sollen aus den bisher 5000 schon heuer 6500 Euro werden.

Für den Stadtteil Neckarwimmersbach geht es in dieser Sitzung um den Erlass von Bauvorschriften, die sich auf die weitere Gestaltung von Bauvorhaben und den Schutz gewachsener Quartiere auswirken könnten.

Vertreter aller vier Fraktionen beklagen das "an vielen Plätzen" wenig adrette Erscheinungsbild der Stadt und treten in einem Minderheitenantrag für mehr Sauberkeit ein. Die städtischen Reinigungsmaßnahmen reichen ihrer Meinung nach nicht aus, "um unser gemeinsames Zuhause schöner und sauberer zu machen". Auch der Bürger soll deshalb durch geeignete Maßnahmen in die Pflicht genommen werden. Im Betreff des Antrags steht "Eberbach kehrt".

Beim Aufbau eines Flächenmanagements für Bauplatzgrundstücke könnte es nach Kontaktaufnahme mit den Grundstückseigentümern grünes Licht für den nächsten Verfahrensschritt geben.

Info: Öffentliche Sitzung am Donnerstag, 25. Oktober, 17.30 Uhr, Ratssaal.

Hintergrund

Von Christofer Menges

Eberbach. Der geplante Umbau des Dr.-Schmeißer-Stifts steht weiterhin auf der Kippe. Nach wie vor wollen die Mitglieder des Vereins Stiftung Altersheim das seit acht Jahren leer stehende Gebäude für betreutes Wohnen umbauen. Doch auch nach den

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Von Christofer Menges

Eberbach. Der geplante Umbau des Dr.-Schmeißer-Stifts steht weiterhin auf der Kippe. Nach wie vor wollen die Mitglieder des Vereins Stiftung Altersheim das seit acht Jahren leer stehende Gebäude für betreutes Wohnen umbauen. Doch auch nach den neuesten Zahlen ist die Finanzierung des Sieben-Millionen-Euro-Projekts noch auf Kante genäht.

"Es gibt noch viele Fragezeichen, die geklärt werden müssen, bevor ein Baubeschluss gefällt werden kann", sagte Vorsitzender Peter Reichert bei der Mitgliederversammlung des Vereins am Donnerstag im Lebensrad. Um die Finanzierungslücke zu schließen, will der Verein nun verstärkt um Spenden werben. Dafür hat sich spontan eine fünfköpfige Arbeitsgruppe gebildet.

500.000 Euro fehlen dem Verein, um den Umbau und Erhalt des Stifts wirtschaftlich tragfähig zu machen. So hat es ein Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) errechnet. Für 250.000 Euro hat die Dietmar-Hopp-Stiftung im Juli eine Spendenzusage gegeben. Die restlichen 250.000 Euro sollen durch weitere Spenden zusammenkommen. 33.000 Euro wurden laut Vorsitzendem Peter Reichert bislang gesammelt. Fehlen also noch 217.000 Euro. Um die zusammenzubekommen, will die neue Arbeitsgruppe nun Ideen sammeln. Bislang wurden vor allem Einzelpersonen und Unternehmen angesprochen.

Es gibt aber noch weitere Unwägbarkeiten: Um den Umbau stemmen zu können, benötigt der Verein Kredite in Höhe von 5,4 Millionen Euro. 3,4 Millionen sollen von der KfW-Bank kommen. Die restlichen zwei Millionen Euro sollen über ein mit 1,62 Prozent günstig verzinstes Kommunaldarlehen finanziert werden.

Für die zwei Millionen müsste die Stadt aber eine Bürgschaft übernehmen. Im Gemeinderat wurde das Thema bereits nichtöffentlich beraten. Ob die Stadt die Bürgschaft übernimmt, ist noch offen. Die Entscheidung könnte aber noch in diesem Jahr fallen, wenn der Verein noch offene Fragen klärt.

Der dritte Knackpunkt neben Spenden und Bürgerschaft sind die Baukosten. Die dürfen laut Vorsitzendem Reichert nicht noch weiter steigen. Sonst ist das ganze Finanzierungsmodell in Gefahr. Laut Architekt Christoph Weidner liegen die Preise des bislang günstigsten Generalunternehmers auch nach einer aktuellen Nachkalkulation noch im Rahmen. Dem Unternehmen zufolge könne es auch schon im Januar mit dem Umbau beginnen - vorausgesetzt die Finanzierung steht.

Daran wurden aber auch aus den Reihen der Mitglieder Zweifel laut. Vor allem der ehemalige Wirtschaftsprüfer Andreas Diehm sah das aktuelle Finanzierungsszenario von PwC kritisch. Zum einen schmilzt die Finanzreserve des Vereins nach den neuesten Zahlen während der Bauphase zeitweise auf nur noch 150.000 Euro. Großer Spielraum für Unvorhergesehenes bleibt da nicht. Zum anderen zweifelte Diehm daran, dass die Finanzierung auch dann aufgeht, wenn die Baukosten nicht noch um zehn Prozent gedrückt, die Mieten um zehn Prozent erhöht und die Auslastung um zwei Prozent gesteigert werden können, wie es in einem früheren PwC-Gutachten als mögliches Szenario vorgesehen war. Diehm will nun bei der Finanzplanung mitarbeiten. "Funktioniert einer der drei Punkte - Spenden, Bürgschaft und Baukosten - nicht, werde ich das Projekt nicht weiterverfolgen", kündigte Vorsitzender Peter Reichert an.

Unbenommen davon wird die in die Jahre gekommene und bislang noch im Schmeißer-Stift untergebrachte Küche, aus der das Pflegeheim Lebensrad im Schafwiesenweg beliefert wird, geschlossen. Als Ersatz wird am Lebensrad zur Güterbahnhofstraße hin eine neue Küche angebaut. Die Kosten dafür werden auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt. Die ersten Mittel dafür wurden von den Mitgliedern mit dem Wirtschaftsplan für 2018 bewilligt. Die Planung soll Architekt Weidner übernehmen, der schon bei der Planung des Lebensrads mitgewirkt hat und auch die Umbaupläne fürs Schmeißer-Stift erstellt hat. Anschlussmöglichkeiten für die Küche sind vorhanden. Dieses Bauprojekt könnte im Gegensatz zum Umbau des Stifts zügig über die Bühne gehen.

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Hintergrund

Von Rainer Hofmeyer

Eberbach. Es waren noch Zeiten des Aufbruchs. Die Neckarstadt hatte Geld. In den 1960er-Jahren blühten Handel und Gewerbe. Das Geschäftsleben war bewegt. Alle Läden verkauften, Leerstände gab es nicht. Zwei große Projekte standen damals an, von der

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Von Rainer Hofmeyer

Eberbach. Es waren noch Zeiten des Aufbruchs. Die Neckarstadt hatte Geld. In den 1960er-Jahren blühten Handel und Gewerbe. Das Geschäftsleben war bewegt. Alle Läden verkauften, Leerstände gab es nicht. Zwei große Projekte standen damals an, von der Bevölkerung im Grunde mehr oder weniger selbst in die Hand genommen: Ein Altersheim und ein Hallenbad. Und jetzt: Das Schmeißer-Stift steht jetzt seit Jahren leer, das Hallenbad braucht eine Entscheidung, wie es weitergeht. Die Zeiten haben sich gewandelt.

Für den aktuell nächsten Schritt bei der Sanierung des Dr.-Schmeißer-Stifts fehlen 250.000 Euro. Wenn der "Verein Stiftung Altersheim Eberbach" jetzt zu Spenden aus der Bevölkerung aufruft, so wiederholt sich das, was dereinst in Eberbach mit viel Engagement zum Erfolg geführt hat. Die Sammlungen für den Neubau des Altersheims wurden von allen Generationen der Einwohner getragen.

Ein Förderverein sollte das neue Heim für die alten Eberbacher Wirklichkeit werden lassen. Spenden und Beiträge der Bürger, Unterstützung durch Schulen, Vereine und Verbände waren Zeichen einer einzigartigen großen bürgerschaftlichen Initiative. Zuvor beherbergte das verfallene Gasthaus "Anker" in der Fahrgasse sieben alte Bewohner - vier Fürsorgeempfänger, drei Selbstzahler. Träger des Heimes war die Stadt.

Die treibende Kraft hinter dem ganzen Vorhaben war der seinerzeitige Bürgermeister Dr. Hermann Schmeißer. Der Verein Altersheim wurde am 11. Dezember 1962 in der "Krone-Post" gegründet. Weitere Mitglieder des Vorstandes sind heute noch bei den Älteren in Erinnerung: Bootsbauer Willi Empacher, Allgemeinarzt Dr. Günther Herminghaus sen. und Lina Bussemer, die beliebte Stadträtin.

So manches großzügige Opfer floss in die Sammlung. In allen Gaststätten und Geschäften standen Geldbüchsen.

Überall waren Sammelbüchsen

Unzählige Einwohner, vom Schüler bis zum Rentner, viele Vereine und Firmen gaben gerne. Erlöse aus Theateraufführungen, Konzerten, Altpapiersammlungen gingen in den Spendentopf. Selbst das Eberbacher Paten-U-Boot "Wilhelm Bauer" gab sein Scherflein dazu.

Stadträte, städtische Bedienstete und ihre Frauen übernahmen zwei Jahre hintereinander den großen Festzeltbetrieb und ein Weinzelt beim Kuckucksmarkt, erzielten damit einen beachtlichen Gewinn. Die Funk- und Fernsehillustrierte "Hörzu" berichtete von der Eberbacher Bürger-Initiative.

Was heute bei vielen in Vergessenheit geraten ist: In der Neckarstadt gab es vor dem Bau des Schmeißer-Stifts anhaltende Diskussionen um den Standort eines neuen Heimes. Die Vorschläge für einen Bauplatz waren überaus zahlreich.

Im März 1968 gab es 18 Grundstücksangebote, die dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt wurden. Für einen Bau des neuen Heimes am Hochwasserleitdamm bei der Neckarbrücke lag sogar schon eine Baugenehmigung vor, die sofort hätte vollzogen werden können. Da gab es Einsprüche aus der Nachbarschaft. Der Druck für einen Standort im Stadtzentrum wurde übergroß.

Da brachte der evangelische Pfarrer Lic. Günter Moldaenke die Lösung. Das von ihm bewohnte Pfarrhaus Süd in der Luisenstraße, hohe Decken, kalte Zimmer im Winter - die alte Villa Knecht-Leutz - brachte er ins Gespräch. Nach längeren Diskussionen stimmte der evangelische Gemeinderat dem Verkauf zu. Die Stadt erstand das Filetstück für 290.000 Mark.

Am 1. Dezember 1969 gab es den ersten Spatenstich für das neue Altersheim. Der Eberbacher Architekt Dipl.-Ing. Gustav Rumstadt zeichnete die Entwürfe. Rumstadts Konzept wurde sogar zum landesweiten Muster für gleichartige Projekte. Anfangs sollte die Villa Knecht-Leutz noch erhalten und nur um einen mehrgeschossigen Bettentrakt ergänzt werden. Doch der sandige Baugrund, das Gelände beim Nägelsee, schaukelte quasi unter der Last des mehrgeschossigen Bettenbaus. Es gab Schäden am alten Herrensitz. Die Villa musste abgerissen, der flache Trakt neu gebaut werden.

Die Gesamtkosten für das neue Altersheim beliefen sich letztlich auf 7,35 Millionen Deutsche Mark. Spenden und Beiträge vom Verein: 970.000 Mark. Dies ist die Summe, mit der man die jetzt aufgerufenen Spenden vergleichen muss.

Zuschüsse kamen vom damaligen Landkreis Heidelberg mit 1,15 Mio. Mark, vom Land Baden-Württemberg mit 945.000 Mark, von der Bundesrepublik mit 500.000 Mark, und die Deutsche Altenhilfe schoss auch 500.000 Mark zu. Die Stadt brachte das Grundstück ein. Es musste ein Darlehen in Höhe von drei Millionen D-Mark aufgenommen werden, fast die Hälfte der Gesamtkosten.

Am 13. August 1971 feierte Eberbach Richtfest. Am 11. Dezember 1972, auf den Tag genau zehn Jahre nach Gründung des Vereins, war es dann soweit: Das neue "Dr.-Schmeißer-Stift" wurde eingeweiht. Die alten Eberbacher konnten einziehen.

Hermann Schmeißer und sein Verein hatten ihr Ziel erreicht. Am Ende jenes Dezembers 1972 wurde der Namensgeber als zufriedener Eberbacher Bürgermeister verabschiedet.

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Hintergrund

Von Felix Hüll

Eberbach. "Sie können davon ausgehen, dass er sich das genau angesehen hat", erklärt Ingrid Rupp von der Dietmar Hopp Stiftung. Der Namensgeber und Mäzen hat nach

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Von Felix Hüll

Eberbach. "Sie können davon ausgehen, dass er sich das genau angesehen hat", erklärt Ingrid Rupp von der Dietmar Hopp Stiftung. Der Namensgeber und Mäzen hat nach Worten der Stiftungsleiterin die Pläne zum Umbau des Dr.-Schmeißer-Stifts selbst zu Gesicht bekommen und Einfluss auf die Entscheidung genommen, dafür 250.000 Euro zur Verfügung zu stellen.

Dieses Geld fließt in den Topf, mit dem die 500.000- Euro-Deckungslücke in der Umbaufinanzierung nach der Wirtschaftlichkeitsberechnung des Prüfers Michael Patzak geschlossen werden soll. Die Stiftung fördert Projekte in den Bereichen Sport, Medizin, Soziales und Bildung.

Laut Rupp prüft die Hopp Stiftung bei den ihr vorgelegten Anträgen den tatsächlichen Bedarf, empfiehlt auch erst einmal andere Fördermöglichkeiten und bewilligt dann ihre Zuschüsse - in Eberbach bereits 5,5 Millionen Euro für den 10,8 Millionen-Euro-Neubau der Urologie am Krankenhaus sowie 190.000 Euro für den 700.000-Euro-Kunstrasenplatz in der Au.

Für das Betreute Seniorenwohnen stellt Hopp nun befristet bis Ende Juli 2019 eine Viertelmillion Euro zur Verfügung. Leiterin Ingrid Rupp: "Wir freuen uns, wenn dies zu einer öffentlichen Spendensammlung führt."

In der Stiftung des Metropolregion-Mäzens aus dem Kraichgau ist klar, dass man mit der Förderzusage dem Vorhaben Aussicht auf Erfolg bescheinigt. Und das verleiht Rückhalt dem vom Vereinsvorstand gestarteten Spendenaufruf zur Einzahlung auf dass Konto IBAN: DE97.6729.1700.0020 3804 03 der Volksbank Neckartal (BIC: GENODE61NGD).

Zudem sei man im Kontakt mit Unternehmen wegen weiterer Zuwendungen. In einem Pressegespräch bekräftigten die Vorstandsmitglieder um Vorsitzenden Peter Reichert, Fedor Grißtede, Gerhard Rohr, Heiko Stumpf und Hans Wipfler, dass jeder Euro zähle beim Versuch, das Finanzierungsproblem des gemeinnützigen Vorhabens zu lösen.

Bekanntlich geht der Vorstand davon aus, dass bei dem 6,9 Millionen-Euro-Umbau bereits mit den Tilgungen der Kredite begonnen werden muss, während der Umbau noch nicht abgeschlossen ist: Trotz einer angenommen 2,6 Prozent-Rendite gelte es, 500.000 Euro Aufwendungen abzudecken, bevor der Verein nach Fertigstellen des Hauses durch die Vermietung der 34 Wohnungen (für etwa 80 Personen) wieder eigene Einnahmen verzeichnen kann. Mit als Mieter dabei ist der Anbieter einer Tagespflege für wohl 12 bis 15 Personen.

Die Situation soll den Vereinsmitgliedern bei ihrer nächsten Versammlung am Donnerstag, 4. Oktober, ab 18.30 Uhr im Foyer des Heims "Lebensrad" dargelegt werden. Da wird Vorsitzender Reichert auch informieren, dass der Verein bei der Stadt einen Antrag auf Übernahme einer Bürgschaft gestellt hat. Architekt Christoph Weidner arbeite daran, die bereits ein Jahr alten Angebots- und Berechnungszahlen zu aktualisieren.

Weil Vereinsvorsitzender Reichert als Bürgermeister befangen ist, wurde nicht öffentlich der Antrag unter Vorsitz von Bürgermeisterstellvertreter Rolf Schieck behandelt. Vertreter der vier Ratsfraktionen verständigten sich darauf, sich über ihre Positionen zum Antrag und zum weiteren Vorgehen vorerst nicht zu äußern. Auf der öffentlichen Tagesordnung der nächsten Ratssitzung jetzt am Donnerstag steht der Antrag nicht.

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Von Felix Hüll

Eberbach. Sie wollen sich einfach nicht unterkriegen lassen: die Anhänger des Betreuten Seniorenwohnens im Dr.-Schmeißer-Stift in Eberbach. Im sich hinziehenden

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Von Felix Hüll

Eberbach. Sie wollen sich einfach nicht unterkriegen lassen: die Anhänger des Betreuten Seniorenwohnens im Dr.-Schmeißer-Stift in Eberbach. Im sich hinziehenden Umbauvorhaben ist jetzt erneut ein Kapitel geschlossen und ein neues geöffnet worden. Der Trägerverein hat die Kredite der bisherigen Finanzierung gekündigt. Der Vereinsvorstand erhielt den Auftrag, bis Jahresende Alternativen zu erarbeiten.

Im seit nunmehr acht Jahren leer stehenden Seniorenwohnheim sollten 34 Wohnungen für Betreutes Seniorenwohnen geschaffen werden. 2010 war das neu erbaute Pflegeheim "Lebensrad" bezugsfertig. Aus der seit 2003 absehbaren, jedoch erst verzögert geführten Debatte darüber, was aus dem Altbau wird, war zu Ende der Amtszeit des damaligen Eberbacher Bürgermeisters Bernhard Martin 2012 ein lokalpolitisches Streitthema geworden. Statt Abrisses und Neubau des Gebäudes forderte eine Bürgerinitiative die Sanierung im Bestand. Neueintritte in den Trägerverein Stiftung Altersheim Eberbach erhöhten die Mitgliederzahl auf fast 500.

Mit dem Wechsel von Bürgermeister Martin auf Nachfolger Peter Reichert erhielt auch der Verein einen neuen Vorsitzenden. In der Folge löste der Verein die Verbindung mit der Stadt Eberbach. Bei den Vorstandswahlen 2013 kandidierte Reichert als Privatperson und wurde 2017 im Amt bestätigt. Reichert gelang es, eine 1,3 Millionen-Euro-Forderung des Vereins an die Stadt abzuwenden, indem man sich auf ein komplett neues Vorgehen verständigte.

Der Verein entschied sich gegen den Wunsch des Vorsitzenden Reichert für ein neues Architekturbüro. Christoph Weidner aus Heidelberg präsentierte geänderte Umbaupläne, deren Inhalt im Verein umstritten waren, aber doch mehrheitlich so beschlossen wurden. Zur Finanzierung ergänzte man einen KfW-Kredit um Darlehen örtlicher Banken.

Beim Einholen der Angebote zeigte sich, dass der Verein in die anziehende Baukonjunktur geriet. Die ursprünglichen Kostenvorstellungen des Spätjahres 2016 von 5,6 Millionen Euro stiegen auf 6,8 Millionen Euro. Auch eine Krediterweiterung sowie abgesenkte Angebote sicherten dem Vorhaben nicht die Rentabilität. Ein Wirtschaftsprüfer bestätigte dies kürzlich. Der Verein sah sich einer Deckungslücke in Höhe von 1,13 Millionen Euro gegenüber.

Um die Reißleine zu ziehen, beschloss man, die Kreditverträge zu kündigen, um über bereits aufgelaufene erste Darlehenskosten von über 15.000 Euro hinaus weiteren Schaden abzuwenden. Trotz zu erwartenden Zinsanstiegs soll der Vereinsvorstand klären, ob sich das Umbauvorhaben durch einen Generalunternehmer zu nur 5,76 statt der zwischenzeitlich angenommenen 15 Prozent Mehrkosten mit Millionen Euro finanzieren lässt. Erst wenn dies nicht geht, sind die Pläne wohl endgültig gestorben.

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Von Felix Hüll

Eberbach. "Aber natürlich gibt es Alternativen und Überlegungen, aber erst nach dem Auftrag durch die Mitglieder". Peter Reichert blickt etwas irritiert über den Rand seiner neuen Brille: für den Vorsitzenden des Vereins Stiftung Altersheim Eberbach ist

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Von Felix Hüll

Eberbach. "Aber natürlich gibt es Alternativen und Überlegungen, aber erst nach dem Auftrag durch die Mitglieder". Peter Reichert blickt etwas irritiert über den Rand seiner neuen Brille: für den Vorsitzenden des Vereins Stiftung Altersheim Eberbach ist der folgerichtige Ablauf: erst muss der Trägerverein des Dr.- Schmeißer-Stifts entscheiden, was mit den laufenden KfW- und Bank-Krediten geschieht, bevor man über alternative Finanzierungskonzepte des Umbaus zu Betreutem Seniorenwohnen nachdenken oder eben schlimmstenfalls über die Weiterverwertung des leer stehenden Gebäudes und der Küche befinden kann.

Bei der Mitgliederversammlung im "Lebensrad" hatte der Vorstand noch vor den Beschlussanträgen über den aktuellen Sachstand zum Stift-Umbau informiert: nach der Risikowarnung des Wirtschaftsprüfers und den erfolgreichen Bemühungen des Architekten Christoph Weidner, die Baukosten nun doch noch von 15 Prozent auf 5,76 Prozent Mehrkosten zu verringern, blieb die Finanzierungslücke. Sie entsteht, weil der Verein während der Bauzeit keine Mieteinnahmen haben kann, gleichzeitig aber die Darlehen bedienen muss.

Wie bereits auf RNZ Online und gestern kurz in der Druckausgabe berichtet, entschied sich eine Mehrheit unter den anwesenden 91 von 401 Vereinsmitgliedern dafür, die bisherige Finanzierung aufzugeben, die Kredite zu kündigen und die Kosten dafür von bis über 15.000 Euro in Kauf zu nehmen. Auf diese Weise erhält der Vorstand Gelegenheit, neu über alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu verhandeln - allerdings muss dazu ein halbes Jahr Wartezeit für einen Neuantrag eines KfW-Kredites abgewartet werden, und man müsse mit jetzt wieder steigenden Zinsen rechnen, so Reichert.

Ebenfalls mehrheitlich wurde der Vereinsvorstand beauftragt, bis Jahresende Umsetzungsmodelle zu erarbeiten. Damit ist das befürchtete "Aus" vorerst nochmals abgewendet

Vor den Abstimmungen darüber, ob man nochmals einen Versuch unternehmen solle und deswegen die bisherige Finanzierung verwerfe, hatte sich Mitglied Dr. Gunter Blankenhorn geäußert: "Ich muss doch die Voraussetzungen kennen, um entscheiden zu können. Und ich habe den Eindruck dass sich der Vorstand da auch nicht ganz einig ist."

Reichert verdeutlichte, dass sicherlich Fedor Grißtede, Prof. Dr. Gerhard Rohr, Heiko Stumpf, Hans Wipfler und er die eine oder andere Überlegung hätten, wie’s nun weiter gehen solle.

"Wenn Sie mal Brainstorming machen: das reicht von Spenden, Sponsoring über günstigere Zinsen bis hin zu einer Verwertung des Gebäudes." Konkrete Antworten jedoch erhielten die Mitglieder nicht - Hans Wipfler erklärte, es gefährde das Vorhaben, selbst wenn man nur mitgliederintern offen über einen möglichen Geldgeber spreche, ohne dass etwas unter Dach und Fach sei. Mitglied Roland Prinz hatte einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit gestellt, der jedoch mehrheitlich abgelehnt wurde. Vorsitzender Reichert: Ich sehe gar keinen Grund dafür. Wir sind im Sinne der Transparenz unterwegs."

Heimleiterin Doris Popp beantwortete eine Anfrage des Mitglieds Wolfgang Court nach den bisher aufgelaufenen Kosten und der Liquidität des Vereins: 760.934 Euro habe die Umbauplanung bislang erfordert; das Bankguthaben wies zum Jahresende 2, 29 Millionen Euro auf.

Ein Antrag auf Abwahl des Vorstandes wurde nach Zeit raubender aber von einem Mitglied gewünschter geheimer Abstimmung mit 75 gegen 13 Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt. Reichert: "Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr. Ich kann keine Kritiker gebrauchen, sondern wir benötigen Ihre Mitarbeit. Bei den Alternativen ist Fantasie gefragt."

Für ihn als Vorsitzender sei die Wirtschaftlichkeit nach wie vor das entscheidende Kriterium; er habe noch am Nachmittag für ein Aus des Vorhabens stimmen wollen. Die deutliche Stimmung für einen erneuten Finanzierungsversuch lasse ihn aber diesen Auftrag an den Vorstand annehmen.

Reichert erklärte jedoch ein weiteres Mal, dass er sein Amt zur Verfügung stelle, wenn jemand bereit sei, die anderen Vorstandsmitglieder und ihn bei der sehr zeitaufwendigen ehrenamtlichen Arbeit zu unterstützen.

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Eberbach. (fhs) Eine Spendenaktion soll dazu beitragen, dem Dr.-Schmeißer-Stift die Zukunft zu sichern. Über Details sollen die rund 400 Mitglieder des Trägervereins Stiftung Altersheim Eberbach bei der nächsten Mitgliederversammlung Anfang Oktober informiert

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Eberbach. (fhs) Eine Spendenaktion soll dazu beitragen, dem Dr.-Schmeißer-Stift die Zukunft zu sichern. Über Details sollen die rund 400 Mitglieder des Trägervereins Stiftung Altersheim Eberbach bei der nächsten Mitgliederversammlung Anfang Oktober informiert werden.

In der jetzt versandten Einladung dazu liegt ein Spendenaufruf mit Überweisungsträger bei. Dazu gesellt sich der Hinweis, dass die Dietmar-Hopp-Stiftung das Vorhaben als förderwürdig beurteilt hat. Die Hopp-Stiftung gab danach eine Spendenzusage in Höhe von 250.000 Euro ab.

Nach den Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Prüfers Michael Patzak ergab sich während der Anlaufzeit des Projekts "Betreutes Seniorenwohnen" zwischen der Sanierungsabrechnung und dem Eingehen der ersten Einnahmen eine anfängliche Finanzierungslücke von 500.000 Euro Die Zusage der Hopp-Stiftung würde die Hälfte davon abdecken.

Der Vorstand des Vereins Stiftung Altersheim hatte bei der Hopp-Stiftung einen Förderantrag gestellt. Die Stiftung habe nach Prüfen der Unterlagen den geplanten auf etwa sieben Millionen Euro taxierten Umbau des nun seit acht Jahren leer stehenden ehemaligen Altenheims in der Eberbacher Innenstadt zu einem Haus mit 34 betreuten Seniorenwohnungen als förderwürdig beurteilt.

Vereinsvorsitzender Peter Reichert spricht von einer Spendenzusage in Höhe einer 250.000 Euro.

Im Einladungsschreiben zur nächsten Mitgliederversammlung wendet sich Reichert nun mit der Bitte an die Mitglieder, ihre Möglichkeiten zu prüfen, ihrerseits den Verein mit einer Spende zu unterstützen, "damit wir unser DSS-Projekt in Angriff nehmen können. (...) Jeder Euro zählt!" Der Verein verfügt über die Gemeinnützigkeit und stellt Spendenbescheinigungen aus.

Sollten die erforderlichen 250.000 Euro nicht zusammen kommen, will der Verein Stiftung Altersheim Eberbach den Spendern die Beträge wieder auf deren Konten zurückerstatten.

Ausführlich über die Spendenaktion informieren will der Vorstand in der Mitgliederversammlung am Donnerstag, 4. Oktober, ab 18.30 Uhr im Foyer des Pflegeheims "Lebensrad".

Auf der Zehn-Punkte-Tagesordnung ist der "aktuelle Sachstand Dr. Schmeißer-Stift" aber erst Punkt Neun.

Zuvor geht es um Regularien, Jahresrechnung 2017, Wirtschaftsplan 2018 und Küchenplanung. Mitglieder können die Unterlagen für die Versammlung ab 25. September im Heim "Lebensrad" abholen oder erhalten sie in der Versammlung selbst.

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