Eberbacher Dr.-Schmeißer-Stift

Altersheimverein will Zusatzkosten des Umbaus schultern

Kontroverse und emotionale Diskussion bei der Mitgliederversammlung - Bankkredit und positive Rendite noch als Vorbehalt

06.12.2017 UPDATE: 06.12.2017 13:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Einem Blick in die Glaskugel gleich kamen die Aufforderungen an den Vorstand, möglichst genau die voraussichtlichen Baukosten einzugrenzen und Risiken auszuschließen. Foto: Hüll

Von Felix Hüll

Eberbach. Der Baufinanzierungsbeschluss fürs Dr. Schmeißer-Stift ist jetzt gefasst - allerdings noch mit zwei Vorbehalten. Der Verein Stiftung Altersheim Eberbach wird den Umbau des seit bald acht Jahren leer stehenden Hauses für derzeit geschätzte Kosten von 6,82 Millionen Euro zum Betreutem Seniorenwohnen angehen. Vorausgesetzt, die Banken gewähren weiteren Kredit und ein externer Wirtschaftsprüfer stellt fest, dass die zu erwartenden Rendite des Vorhabens nicht unter 0 Prozent fällt. Dann würde nochmals eine Mitgliederversammlung einberufen und mutmaßlich das Aus für das seit 15 Jahren erörterte Projekt festgestellt.

Diesen Beschluss fasste nach einer kontroversen und teils emotionalen Diskussion die Mitgliederversammlung des Trägervereins am Dienstagabend im Seniorenheim "Lebensrad". Von den aktuell 418 Mitgliedern des Vereins waren gerade mal 65 Stimmberechtigte anwesend.

Sie beauftragten nach knapp zweistündiger Sitzung den Vorstand um Vorsitzenden Peter Reichert, das Sanierungs- und Umbauvorhaben trotz um 15 Prozent erhöhter Baukosten fortzusetzen. Und dies, obwohl neben der nun bezifferten Zusatzkosten noch Ungewissheit besteht bei etwa 28 Prozent der anstehenden Gewerke, ob und welche Gebote hier eingehen und ob sie die Kostenüberschreitung eventuell noch weiter in die Höhe treiben werden.

Nicht ausschließen lässt sich zudem, ob nicht während der Sanierung des Gebäudes weitere kostenwirksame Erfordernisse auftauchen, die trotz der zahlreich eingeholten Gutachten bisher nicht vorhersehbar sind. Dieser Beschluss gilt unter dem Vorbehalt, dass die Banken dem Vorstand für die Finanzierung nach einem überarbeiteten Finanzierungskonzept zusätzlichen Kredit gewähren.

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Ein solventer Heidelberger Interessent hat laut Vorstandsmitglied Heiko Stumpf mündlich zugesagt, große Flächen im Erdgeschoss anmieten zu wollen. Er habe einen Mietzins zugesagt, der Heidelberger Verhältnissen vergleichbar sei und erheblich über den bisherigen kalkulierten Mieteinnahmen für diese Flächen liege. Nach Aussage des Vorstands wird dies sowie die gestaffelte Miete insbesondere für die bereits jetzt stark nachgefragten zwei 120-Quadratmeter-Penthousewohnungen im Dachgeschoss die niedrigeren Mietpreise kleinerer Wohnungen in den anderen Stockwerken mitfinanzieren.

Geplant sind elf 40- bis 60 Quadratmeter große Wohnungen, jeweils acht Wohnungen mit Flächen zwischen 60 und 70 sowie 70 und 80 Quadratmetern sowie neben den beiden Penthouse-Angeboten noch fünf weitere große Wohnungen zwischen 90 und 120 Quadratmetern.

Die Mietpreise sollen zwischen acht und 14 Euro pro Quadratmeter liegen; eine 50 Quadratmeter-Wohnung käme demnach auf 400 Euro Kaltmiete sowie etwa 70 bis 80 Euro Nebenkosten monatlich; die Penthouse-Kaltmiete beträgt 1 680 Euro.

Die Mitglieder bevollmächtigten den Vorstand zudem, künftig selbstständig Aufträge zu vergeben, auch wenn sie bis zu fünf Prozent über den bislang angenommenen Kosten liegen.

Die Entscheidung fiel mehrheitlich, wobei zuvor ausgerechnet der Vorsitzende Reichert der Versammlung abgeraten hatte, den Baufinanzierungsbeschluss angesichts dieser Umstände zu fassen.

Reichert stimmte auch im Gegensatz zu den anderen Vorstandsmitgliedern Fedor Grißtede, Gerhard Rohr, Heiko Stumpf und Hans Wipfler dagegen und unterlag.

Er bot seinen Rücktritt an, wurde aber aufgefordert, weiter zu machen. Nach der Abstimmung bat Reichert ausdrücklich, die gemeinsam mehrheitlich gefaste Entscheidung jetzt auch gemeinsam durchzustehen und auch die hohen Risiken dieses Projektes gemeinsam zu schultern.

Während der Mitgliederversammlung zur Sprache gebrachte Befürchtungen einzelner Fragesteller, Wohnungen könnten nicht vermietet, sondern gleichsam "meistbietend" verkauft werden, stellte Professor Gerhard Rohr vom Vereinsvorstand richtig.

Nicht abwenden konnten Vorsitzender Reichert und Rohr Vorwürfe, die jetzt vom Vorstand vorangebrachte Entwicklung des Projekts laufe dem Satzungszweck des Vereins Stiftung Altersheim Eberbach zuwider, nachdem möglichst viele Wohnungen zu möglichst niedrigen Preisen zu vermieten seien. Sie hielten jedoch entgegen, dass angesichts der anhaltend "überhitzen" Baukonjunktur das Vorhaben nur zu den umfassend erarbeiten Konditionen - wenn überhaupt - zu ermöglichen sei; der gefundene gewerbliche Mietinteressent und die Spitzenmiete für die Penthousewohnungen sollen die bisher kalkulierten Mietpreise der günstigeren Wohnungen ermöglichen helfen.

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