DRK-Kreisverband Buchen

Knapp an der Insolvenz vorbei

Jetzt auf "gutem Weg zurück in schwarze Zahlen" - Burger: "Ehrenamt ist die Seele des Roten Kreuzes"

15.07.2018 UPDATE: 16.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden

Nach verlustreichen Jahren befindet sich der DRK-Kreisverband nun mitten in einer Neuausrichtung und kehrt zum geordneten Betrieb zurück. Die Rettungswagenflotte rückte 2016 und 2017 mehr als 8000-mal aus. Archivfoto: Andreas Hanel

Höpfingen. (adb) "Wir sind nur knapp der Insolvenz entgangen": Die Situation des DRK-Kreisverbands Buchen war, wie Präsident Roland Burger verdeutlichte, dramatisch. Inzwischen befindet sich die Organisation wieder in ruhigerem Fahrwasser, was die am Freitag in der Höpfinger Obst- und Festhalle abgehaltene Generalversammlung unterstrich.

Präsident Roland Burger begrüßte die Rotkreuzfamilie und blickte auf die nicht nur im Nachgang turbulenten Jahre 2016 und 2017 zurück. "Wir befinden uns mitten in einer Neuausrichtung und kehren zum geordneten Betrieb zurück", betonte er. Erst im April sei klar gewesen, wo der Kreisverband steht - bis dahin konnten auch keine Tarifverhandlungen mit Kostenträgern geführt werden.

Kurz schilderte Burger die Vorgeschichte mit dem Weggang der früheren Kreisgeschäftsführerin Sigrid Schmidt, die zum 1. Januar der erfahrene Rotkreuzler Joachim Herrmann ersetzte. Trotz alledem habe man "nie den Blick für die Haupttätigkeit verloren", was nicht zuletzt an den engagierten Ortsvereinen lag. 3889 Engagierte kümmern sich um 68.000 Einwohner.

Kompakt verwies der Präsident auf die Statistik: So habe man 2016 immerhin 216 Kurse mit 2579 Teilnehmern angeboten; 2017 waren es deren 255 mit 2842 Teilnehmern. Den Hausnotruf nehmen aktuell 240 Personen in Anspruch, das "Essen auf Rädern" erhalten rund 15 Kunden. War der Krankentransportwagen 2016 zu 3377 Fahrten ausgerückt, waren es 2017 noch 3127 Fahrten.

Die Rettungswagenflotte war 2016 insgesamt 4197-mal unterwegs und im folgenden Jahr 4108-mal auf der Straße. Die Notarzteinsatzfahrzeuge waren jeweils für 1460 und 1446 Fahrten genutzt. An 21 Blutspendeterminen nahmen 4868 Personen teil. Zur Typisierungsaktion im Herbst 2017 erschienen 108 Menschen. "Das Ehrenamt ist die Seele des Roten Kreuzes", hielt Burger fest und dankte allen Aktivposten.

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Ausführlich präsentierte Schatzmeister Willi Weismann die Finanzlage. Während 2015 noch ein Plus von 62.000 Euro erzielt wurde, beklagte man 2016 ein Minus von 447.000 Euro und 2017 einen Verlust von immer noch 187.800 Euro. Präsident Burger fand die passenden Worte: "Geringe Erlöse trafen auf immens gestiegene Kosten", räumte er ein. Den von Dr. Thomas Mühling edierten Prüfbericht zu den Jahresrechnungen verlas Harald Löffler. Es wurde ordnungsgemäße Führung der Bilanzen bescheinigt, was die Versammlung anerkannte.

Kreisbereitschaftsleiter Dominic Burger-Graseck erinnerte an spektakuläre Einsätze wie bei der Odenwald-Klassik auf dem überschwemmten Walldürner Flugplatz sowie den Sanitätsdienst beim längsten Wohnmobilkonvoi der Welt. Ebenso ließ er wissen, dass der Digitalfunk wohl in der zweiten Jahreshälfte 2019 Einzug halte, was neue Geräte bedingt. "An Beschaffungskonzepten wird derzeit gearbeitet", betonte er.

Für die verhinderte Sabrina Hirt verlas Vizepräsident Klaus Gramlich den Bericht des Jugendrotkreuzes, das aktuell 302 Mitglieder und zehn Gruppen aus neun Gemeinden sowie 123 im Schulsanitätsdienst Engagierte umfasst. Ein Hit war das in Glashofen veranstaltete Kreiszeltlager.

Über die Behindertenbegegnungsstätte Osterburken (BBO) informierte Sigrid Albrecht. Derzeit werden mehr als 40 Behinderte von ebenso vielen Kräften betreut. Neben Besuchen bei Prunksitzungen gab es auch Freizeiten, Theaterabende und Kontakttreffen.

Renate Albrecht stellte die Arbeit der Notfallnachsorge vor: 61 Einsätzen im Jahr 2016 stehen 95 Einsätze im Jahr 2017 gegenüber. Ende 2017 feierte man das 15-jährige Bestehen. "Die Zahlen steigen", bemerkte sie.

Auf die Sozialprojekte ging Kreissozialleiterin Yvonne Wolfmüller ein. Sie erinnerte etwa an den Hausnotruf, die Buchener Kleiderkammer, den offenen Stricktreff, die Demenzgruppe sowie Familienbildungs- und Gesundheitsförderungsangebote.

Gut verlaufe in Hardheim das InKA-Projekt ("Interkulturelle Kommunikation und Austausch"), das in Kooperation mit der Gemeinde und dem Verein "Dienst am Nächsten" den Schwerpunkt auf Flüchtlings- und Seniorenarbeit legt. Zudem übernimmt Sozialarbeiter Max Behr organisationsübergreifend Schulungen für Mitarbeiter von Flüchtlingsheimen.

Nachdem Bürgermeister Adalbert Hauck allen DRK-Aktiven gedankt hatte, stellte Justiziar Andreas Wörner die anschließend einstimmig verabschiedete Satzungsänderung vor, die die Weichen für den nebenamtlichen Vorstand mit hauptamtlichem Geschäftsführer nebst Sicherheitsklausel und Schiedsordnung stellt.

Die Grußworte eröffnete MdB Alois Gerig. Er ging auf die durchschrittene Talsohle ein und dankte für die Hilfe in Not geratener Menschen. Landrat Dr. Achim Brötel zollte "Respekt und Hochachtung für die beeindruckende Bilanz aus Liebe zum Menschen". Dass man auf einem "guten Weg zurück in schwarze Zahlen" sei, konstatierte auch Landesgeschäftsführer Hans Heinz.

Privat-Dozent Dr. med. Harald Genzwürker berief sich auf die "vielfältigen Berührungspunkte" und erklärte die geplante App "Mobile Retter" zur Steigerung von Überlebenschancen durch Zeitvorsprünge. Im Namen der 48 Hauptamtlichen dankte Jürgen Ullrich der Führungsspitze und erhoffte eine Fortführung der konstruktiven Zusammenarbeit - sicher ein Wunsch aller im Saal Versammelten.

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