Eine App, die Leben rettet
Alarmierungssystem "Mobile Retter" soll aufgebaut werden - Spenden benötigt

Der Geschäftsführer des Vereins "Mobile Retter", Stefan Prasse, erläutert Steffen Blaschek vom DRK, dem Ersten Landesbeamten Dr. Björn-Christian Kleih und Privatdozent Dr. Harald Genzwürker seine innovative App. Foto: Landratsamt
Neckar-Odenwald-Kreis. Die Idee ist so einfach wie genial: Bei einem medizinischen Notfall werden qualifizierte Ersthelfer über eine App auf ihrem Smartphone zum Einsatzort gelotst, wenn sie zufällig in der Nähe sind. Im Idealfall leiten sie dann sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Das bringt wertvolle Sekunden oder Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können.
Möglich macht dies das innovative Alarmierungssystem "Mobile Retter", das nun im Neckar-Odenwald-Kreis eingeführt werden soll. Wie die App funktioniert und was bis zur Einführung noch geschehen muss, wurde in einer Informationsveranstaltung im Landratsamt in Mosbach vorgestellt.
"Wenn es darum geht, Leben zu retten, dürfen auch unkonventionelle Ansätze kein Tabu sein", betonte Landrat Achim Brötel in seiner Begrüßung der zahlreichen Teilnehmer verschiedener Hilfsorganisationen. Ihn fasziniere an der Idee, dass man die Möglichkeiten der Digitalisierung dazu nutzt, um "gelebte Nachbarschaftshilfe im wahrsten Sinn des Wortes" zu organisieren.
Wenn das gelinge, könne der mobile Retter am Notfallort sein, noch ehe der Rettungsdienst eintrifft. "Das ist deshalb nicht etwa eine Konkurrenz, sondern vielmehr eine sinnvolle Ergänzung zu den etablierten Hilfeleistungssystemen."
Einbinden wolle man auch die inzwischen über 180 Defibrillatoren, die verteilt im gesamten Kreisgebiet vorgehalten werden.
Auch interessant
Warum die Etablierung des Systems im Kreis nach rund zwei Jahren Vorarbeit nun möglich und dringend notwendig ist, erläuterte der Sprecher der Leitenden Notärzte im Kreis, Privatdozent Harald Genzwürker, der, so Brötel, einmal mehr "Ideengeber und Motor" sei.
"Wie bekommen wir die, die Erste Hilfe können, möglichst schnell zum Einsatzort", war Genzwürkers Leitfrage. Gerade in einem Flächenlandkreis ergebe jede Ergänzung zur Überbrückung der ersten kritischen Minuten beim Kreislaufstillstand Sinn. "Wir brauchen Sie und Ihre Kollegen dringend", appellierte der Chefarzt dann an die anwesenden Helfer.
Hintergrund
Spendenzusagen für die Einführung der App nimmt der DRK-Kreisverband Mosbach unter Tel. (06261) 920818 oder per E-Mail (mobile-retter@drk-mosbach.de) entgegen. Auch kleine Beträge helfen, das System zu finanzieren.
Spendenzusagen für die Einführung der App nimmt der DRK-Kreisverband Mosbach unter Tel. (06261) 920818 oder per E-Mail (mobile-retter@drk-mosbach.de) entgegen. Auch kleine Beträge helfen, das System zu finanzieren.
Dass die App funktioniert, demonstrierte der aus Köln eigens angereiste Geschäftsführer des Vereins "Mobile Retter", Stefan Prasse. Sehr gut arbeite das System bundesweit schon in zehn Landkreisen und einer kreisfreien Stadt, mehr als 13.000 Retter seien inzwischen registriert, 3000 Einsätze habe man absolviert.
In Baden-Württemberg wäre der Neckar-Odenwald-Kreis der erste Kreis, der die App einführt. "Das Ziel der Initiative ist es, dauerhaft 100.000 ehrenamtliche mobile Retter zu mobilisieren", sagte Prasse. Hier vor Ort sei man schon sehr weit.
Jetzt gelte es, den nächsten Schritt zu machen. Die App biete zudem eine hohe Flexibilität. So könne man sich als Retter problemlos auch für gewisse Zeiten wieder ausklinken.
Aufgesetzt werden soll die App beim DRK-Kreisverband Mosbach, der auch für die Integrierte Leitstelle zuständig ist. Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek zeigte, wie man die App nun an den Start bringen will. Zusammen mit Genzwürker habe man schon erste Multiplikatorenschulungen angeboten.
Als mobile Retter in Frage kommen alle Ersthelfer ab 18 Jahren mit entsprechender Mindestqualifikation, beispielsweise Angehörige der Hilfsorganisationen und Ärzte, aber auch medizinisches Personal der Kliniken und Praxen oder entsprechend geschulte Bundeswehrangehörige.
Man habe auf dem Weg zur Einführung neben einigen Hürden beim Datenschutz vor allem die notwendigen finanziellen Mittel organisieren müssen, unterstrichen abschließend die Verantwortlichen. Erfreulicherweise habe man, so Brötel, in finanzieller Hinsicht schon viel Unterstützung erfahren. "Dafür sage ich allen Sponsoren herzlichen Dank."
Trotzdem reiche es Stand heute noch nicht aus. "Wir müssen also weiter am Ball bleiben. Wir wollen mit dieser Idee Pilotregion für ganz Baden-Württemberg sein.
Das ist ein ehrgeiziges, aber erreichbares Ziel", erklärte der Landrat, der damit auch zu weiteren Spenden aufrief, um Menschleben im Kreis zu retten.
Info: Mehr unter www.mobile-retter.de



