Buchen

Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes steckt tief in roten Zahlen

DRK-Kreisverband Buchen in finanzieller Schieflage - 1,3 Millionen Euro Fehlbetrag in zwei Jahren - Vorstand zuversichtlich

22.04.2018 UPDATE: 23.04.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 6 Sekunden

Der DRK-Kreisverband ist in finanzielle Schieflage geraten: In den vergangenen beiden Jahren soll ein Fehlbetrag von 1,3 Millionen Euro aufgelaufen sein. Die Lage sei "schwierig, aber nicht dramatisch", hieß es auf Anfrage der RNZ von der Führungsspitze. Foto: B. Gassenbauer

Von Burkard Gassenbauer

Buchen. Der DRK-Kreisverband Buchen, traditionsreicher Helfer in medizinischen Notfällen aller Art, ist selber zum Notfall geworden: Wie ein Arbeitsgerichtsprozess soeben - eher nebenbei und für Außenstehende völlig überraschend - an den Tag gebracht hat, befindet sich das Rote Kreuz in einer bedenklichen finanziellen Schieflage. Die in 2016 und 2017 aufgelaufenen Fehlbeträge summieren sich eigenen Angaben zufolge auf annähernd 1,3 Millionen Euro. Man müsse sich in einer solchen Situation aus rechtlichen Gründen zwar mit dem Thema "Insolvenz" befassen, diese drohe aber nicht, unterstrich Kreisgeschäftsführer Herrmann auf Anfrage der RNZ. Er und DRK-Kreisvorsitzender Roland Burger zeigten sich zuversichtlich, dass die "momentane Krise" überwunden werden kann.

Seit geraumer Zeit wird in Rot-Kreuz-Ortsverbänden hinter vorgehaltener Hand über Finanzprobleme des Kreisverbandes spekuliert. Im Bauland machte jüngst das Gerücht die Runde, dass die Pläne des DRK-Kreises für den seit Jahren angestrebten Neubau einer Rettungswache in Osterburken - geschätzte Kosten: 400.000 Euro - wegen Geldmangels auf Eis gelegt oder gar Makulatur geworden seien.

Offiziell bekannt wurden die Finanzprobleme soeben in einem Arbeitsgerichtsprozess in Mosbach: Die von der im November überraschend entlassenen langjährigen Geschäftsführerin in einer Kündigungsschutzklage geforderte Abfindung von mindestens 100.000 Euro könne man nicht aufbringen, erklärten Vertreter des DRK-Kreisverband und ihr Rechtsbeistand und begründeten dies vor Gericht mit hohen Verlusten, die in den vergangenen beiden Jahren aufgelaufen seien.

Tatsächlich steckt das Rote Kreuz tief in den roten Zahlen, bestätigten der neue Kreisgeschäftsführer Joachim Herrmann, der - aus dem Kreisverband Freudenstadt nach Buchen geholt - zum Jahresbeginn sein Amt angetreten hat, und der Präsident des DRK-Kreisverbandes, der Buchener Bürgermeister Roland Burger, auf Nachfrage der RNZ. Nachdem im Jahresabschluss für 2015 noch ein Plus von 62.000 Euro ausgewiesen werden konnte, steht im - formal noch nicht festgestellten - Jahresabschluss für 2016 ein Minus von 447.000 Euro. Für das Geschäftsjahr 2017 wird den eigenen Angaben vor Gericht zufolge mit einem Fehlbetrag von über 800.000 Euro gerechnet.

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Ein Grund für das Auflaufen der Fehlbeträge liegt Recherchen der RNZ vor allem darin, dass es über zwei Jahre hinweg keine Kostenverhandlungen mit den Krankenkassen gegeben hat und somit die Einnahmen nicht mehr mit den Ausgaben mithielten. Das sei aus seiner Sicht ursächlich für die Finanzprobleme, bestätigte Burger gegenüber der RNZ und fügte hinzu: Nach seiner Meinung hätte die Geschäftsführerin nicht auskömmliche Tarife erkennen, deren Kündigung vorschlagen und früher verhandeln müssen. Er habe vergeblich gehofft, in der Arbeitsgerichtsverhandlung Antwort auf die Frage zu erhalten, warum diese Verhandlungen unterblieben sind.

Angesichts der Krise habe der Vorstand sich auch mit dem Thema "Insolvenz des Kreisverbandes" beschäftigen müssen. Wie Burger dazu feststellte, sei die finanzielle Lage des Kreisverbandes "schwierig, aber nicht dramatisch". Der Kreisverband, der über 60 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit beschäftigt, verfüge über die für den Geschäftsbetrieb erforderliche Liquidität. Es sei, so Burger, absehbar, dass sich durch die Neu- bzw. Nachverhandlungen mit den Kassen die Fehlbeträge deutlich reduzieren werden.

Wie Kreisgeschäftsführer Herrmann ("Wir sind guter guter Dinge, die Probleme bewältigen zu können") zeigte sich auch Roland Burger beim Blick nach vorn zuversichtlich: "Da wir den Kreisverband mit Hilfe einer externen betriebswirtschaftlichen Beratung seit September gründlich durchleuchtet haben, die innere Organisation neu aufgestellt und die Geschäftsführung ausgetauscht wurde und das Mitarbeiterteam die Maßnahmen ebenso unterstützt wie der DRK-Landesverband, der die anstehenden Verhandlungen mit den Kostenträgern begleitet, sind wir optimistisch, den Kreisverband zukunftsfähig aufstellen und unsere wichtigen Aufgaben im Interesse der Bevölkerung weiter erfüllen zu können." Der Landesverband habe Unterstützung bei der Bewältigung der finanziellen Krise zugesagt.

Der DRK-Kreisverband Buchen betreut eine Fläche von rund 685 Quadratkilometern mit rund 68.000 Einwohnern. Um die notfallmedizinische Versorgung innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist von 15 Minuten sicherzustellen, sind in Buchen, Hardheim und Osterburken Rettungswachen eingerichtet, auf welchen das Rote Kreuz drei Rettungswagen (RTW; umgangssprachlich: Sanka) , zwei Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) und drei Krankentransportwagen (KTW) vorhält. Neben Rettungsdienst und Krankentransport führt der DRK-Kreisverband Buchen Lehrgänge im Bereich Erste Hilfe und zusammen mit den Ortsvereinen Blutspendeaktionen durch und bietet verschiedene Soziale Dienste und Kurse an.

Burger bestätigte Informationen der RNZ, dass der Bau einer neuen Rettungswache in Osterburken vertagt worden ist. Es bleibe aber bei der Absicht, die Rettungswache vom bisherigen Standort in der Boschstraße, wo Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen notwendig wären, auf ein verkehrsgünstiger liegendes Areal in der Nähe der Ortsumgehung Osterbuken/Adelsheim zu verlagern, das im vergangenen Jahr von der Stadt Osterburken im Erbbaurecht erworbenen wurde.

Dass noch nicht gebaut werde, hänge nicht mit der aktuellen Finanzlage zusammen, sondern mit Änderungen der Förderrichtlinien des Landes. Der beim Innenministerium eingereichte Förderantrag sei im Januar als nicht förderfähig zurückgegeben worden, weil sich kurz vor Einreichung der Planung die DIN-Normung geändert habe.

Das Vorhaben müsse daher neu überplant werden. Das sei wegen der Fristen für die anstehende Förderperiode nicht mehr möglich gewesen, weshalb man "dieses Thema frühestens 2019 angehen" könne.

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