Für die Radfahrer erfüllt sich ein lang ersehnter Wunsch
Die Einweihung findet am heutigen Freitag statt – Die Vorstandsmitgliedern der rührigen IG "Mühlenradweg Erftal" im RNZ-Gespräch

Manfred Böhrer (l., hier bei der Radtour mit Landrat Dr. Brötel, Minister Hermann und Bürgermeister Rohm im Sommer 2015) und seine Mitstreiter der IG "Mühlenradweg Erftal" freuen sich über die Fertigstellung des Radwegs. Alle Fotos: Rüdiger Busch
Von Rüdiger Busch
Hardheim. Nach jahrzehntelanger Vorgeschichte wird der badische Teil des Erftal-Mühlenradweg am heutigen Freitag eingeweiht. Einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der Realisierung dieses lang gehegten Wunsches hat die Interessengemeinschaft "Mühlenradweg Erftal".
Hintergrund
Rund 40 Jahre stand der Bau eines durchgängigen Radweges von Hardheim ins Maintal auf dem Wunschzettel vieler Bürger aus Hardheim und der Umgebung. Vielfältige Bemühungen von Seiten der Gemeinde blieben ungehört. So lag beispielsweise im Jahr 1994 beim
Rund 40 Jahre stand der Bau eines durchgängigen Radweges von Hardheim ins Maintal auf dem Wunschzettel vieler Bürger aus Hardheim und der Umgebung. Vielfältige Bemühungen von Seiten der Gemeinde blieben ungehört. So lag beispielsweise im Jahr 1994 beim damaligen Straßenbauamt in Buchen eine vollständige Planung vor. Allerdings wurde diese damals nicht mit dem nötigen Nachdruck weiterverfolgt, so dass der Fahrradweg im unteren Erftal auf Eis gelegt wurde.
Als dann 2010 der Hardheimer Mühlenweg als Wanderweg in Planung war, wurden viele Bürger, vor allem die Gründungsmitglieder der Interessengemeinschaft "Mühlenradweg Erftal", hellhörig, da man im idyllischen Erftal nicht nur wandern, sondern auch abseits der belebten und kurvenreichen L 521 Fahrrad fahren wollte. So dann wurde am 21. Dezember 2010 die IG "Mühlenradweg Erftal" gegründet.
Beim Neujahrsempfang der Gemeinde im Januar 2011 wandten sich die Verantwortlichen der IG an die Landtagsabgeordneten Georg Nelius (SPD) und Peter Hau (CDU), die wiederum ihrerseits Sachstandanfragen an das Regierungspräsidium richteten. Die Antworten des Regierungspräsidiums waren für die IG aber unbefriedigend.
Der Druck wird erhöht: Daraufhin wandten sich der damalige Bürgermeister Heribert Fouquet, Landrat Dr. Achim Brötel und die IG "Mühlenradweg" an den Ministerpräsidenten und den Verkehrsminister. Parallel dazu richtete im Oktober 2011 der mittlerweile verstorbene Hermann Wawatschek eine Petition an den Landtag von Baden-Württemberg.
Radlerdemo: Außerdem entschloss man sich zu einer Demonstrationstour mit einem Promi-Start am 17. Juli 2011 durch das Erftal. Zunächst fand eine Kundgebung am Sportplatz in Hardheim statt, an der auch die Abgeordneten Gerig, Nelius und Hauk, Landrat Dr. Brötel sowie Bürgermeister und Kommunalpolitiker aus Hardheim und den umliegenden Gemeinden teilnahmen.
Die Kontakte zur Politik wurden in der Folge intensiviert, und über die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag, Simone Heitz, ergab sich der Kontakt zu Staatssekretärin Gisela Splett (Verkehrsministerium). Sie stellte der IG am 22. Juli 2012 die baldige Realisierung des Radweges in Richtung Riedern in Aussicht.
Landrat Dr. Brötel führte die Dreiländerradtour mit ca. 800 Teilnehmern am 26. Juli 2012 durch das Erftal nach Miltenberg. Bei der Kundgebung auf dem Hardheimer Schlossplatz übergab Georg Nelius ein Schreiben an den damaligen Bürgermeister Heribert Fouquet, in dem die Realisierung des Radweges im Jahr 2013 angekündigt wird.
Weitere Unterstützung erhielt die IG "Mühlenradweg Erftal" aus Bayern durch Briefe an den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann, etwa von der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Heidi Wright (SPD).
Mit etwas Verzögerung fanden ab November 2013 dann Arbeiten für den Lückenschluss im Erftal statt. Die große Brücke hinter der ztn (frühere Tierkörperbeseitigungsanstalt) wurde schließlich kurz vor Weihnachten 2014 montiert. Nachdem weitere Arbeiten durchgeführt worden waren, erfolgte im Sommer 2015 die Freigabe. Am 25. August radelte die Polit-Prominenz, angeführt von Verkehrsminister Hermann, durch das Erftal. Nach Kritik an der Oberfläche des Radwegs ließ die Gemeinde 2016 eine Spritzdecke von der Steinemühle bis zur Lindenmühle aufbringen. rüb
Mit der Fertigstellung des Radwegs endet für die Aktiven um Sprecher Manfred Böhrer die Arbeit aber nicht, denn die Ideen gehen den passionierten Radsportfreunden nicht aus, wie sie im Interview mit der RNZ deutlich machen.
Was bedeutet die heutige Einweihung des Radwegs für die IG "Mühlenradweg"?
Carola Heß (zweite stellvertretende Vorsitzende): Endlich geschafft! Nach fast 40 Jahren ist der Radweg endlich fertiggestellt.
Auch interessant
Manfred Böhrer (Vorsitzender): Mehr Verkehrssicherheit, eine Bereicherung für Freizeit- und Sportradler sowie Erholungssuchende und gleichzeitig eine Belebung des Radtourismus in unserer Region durch die Vernetzung mit den überregionalen Radwegen im Main- und Taubertal.
Franz Nachtnebel (Kassenprüfer): Für mich bedeutet sie ein weiteres Stück Radwegvernetzung vom Maintal zum Bauland und vom Taubertal zum Odenwald.
Kurt Saffri (Beisitzer): Ein lang gehegter Wunsch wird endlich wahr.
Ist der Radweg nach den im vergangenen Jahr erfolgten Nacharbeiten nun so, wie er sein sollte?
Böhrer: Er ist für Trekkingräder und Mountain-Bikes gut befahrbar. Lediglich von der Lindenmühle bis zur bayrischen Landesgrenze gibt es einen 2,5 Kilometer langen Abschnitt, der keinen Asphaltbelag oder Spritzdecke aufweist, und für Rennräder weniger geeignet, aber gut befahrbar ist. Allerdings muss gerade in einem Waldgebiet nicht alles asphaltiert sein. Auch in anderen Regionen sind touristische Wege nicht durchgehend asphaltiert.
Heß: Ich bin sehr froh, dass wir den heutigen Standard erreicht haben.
Manfred Jekosch (Beisitzer): Er ist gut befahrbar, und wir sind zufrieden
Helmut Berberich (Beisitzer): Der Radweg wurde zwischen Steinemühle und Lindenmühle nochmals aufgewertet. Besonders erwähnenswert sind auch die Rastplätze mit den neu aufgestellten Schutzhütten am Bücholdswiesensee und am Haselwehr.
Wird der Radweg Ihrer Einschätzung nach gut angenommen?
Böhrer: Bevor die Spritzdecke bis zur Lindenmühle aufgebracht wurde, hörte ich zu Recht viele kritische Stimmen über den Zustand des Belages, so dass er anfangs nur zögerlich angenommen wurde. Mittlerweile wird er sehr gut angenommen. Ich sehe dort immer wieder andere Fahrradfahrer, besonders auch aus dem bayrischen Raum.
Kurt Saffri: Ja, sehr gut. Ich wohne am Radwegbeginn und sehe dies sehr genau.
Nachtnebel: Ja! Der viele Begegnungsverkehr ist der beste Beweis.
Manfred Merkert (Kassenprüfer): Meiner Einschätzung nach könnte es besser sein. Die Rennradfahrer nutzen eher die Straße.
Jürgen Müller (Kassierer): Das stimmt. Die Rennradfahrer müssen noch von der Straße geholt werden.
Wo sehen Sie nach der Fertigstellung des Radwegs Richtung Bayern die künftigen Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Böhrer: Wir wollen auch weiterhin auf die Schließung der Radweglücke zwischen Erfeld und Gerichtstetten hinwirken. Wir sehen noch Verbesserungsmöglichkeiten in der Beschilderung, und wir werden auch weiterhin auf bestehende Mängel am Radweg hinweisen, damit diese beseitigt werden, wie z. B. das mittlerweile angebrachte Geländer am Abhang bei der Ölmühle. Ebenso wollen wir auf den fehlenden Mobilfunkempfang hinweisen. Und wir wollen außerhalb Hardheims für unseren Erftal-Radweg werben.
Müller: Im weiteren Kampf um die Erweiterung von Erfeld nach Gerichtstetten bis zum Taubertal
Am Sonntag wird ein großes Radlerfest im Erftal gefeiert. Weshalb lohnt sich der Besuch?
Böhrer: Der Besuch lohnt sich, um den Erftalradweg zu erkunden, um sich mit netten Leuten zu treffen, um sich durch Wandern oder Radeln zu entspannen und das Auto einmal zu Hause zu lassen.
Jekosch: Aus Freude über die Fertigstellung des Radweges und für ein gemeinsames Beisammensein mit Radlern aus nah und fern.
Was fehlt rund um Hardheim noch, damit Sie eines Tages sagen können "Radlerherz, was willst Du mehr?"
Saffri: Ein Bierstand ...
Info: Nach der offiziellen Eiweihung am heutigen Freitag findet am Sonntag, 7. Mai, von 10 bis 18 Uhr ein großes Radlerfest beim Fischerheim im Erftal statt.Vom Schlossplatz aus fahren stündlich Shuttlebusse.



