Hardheim: Mühlenradweg soll nachgebessert werden

Die Kritik an der Oberflächengestaltung des Mühlenradwegs Erftal reißt nicht ab - Gemeinde plant jetzt die Aufbringung einer Spritzdecke

19.11.2015 UPDATE: 20.11.2015 06:00 Uhr 3 Minuten, 31 Sekunden

Eitel Sonnenschein herrschte bei der inoffiziellen Freigabe des Radwegs Ende August, als Verkehrsminister Hermann (M.) durch das Erftal radelte. Doch einzelne Streckenabschnitte stehen im Kritik der Radfahrer. Foto: R. Busch

Von Rüdiger Busch

Hardheim/Stuttgart. Von einem "wunderschönen Radweg", der sich schön in die "herrliche Landschaft" einpasse, hatte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann Ende August nach seiner Fahrt auf dem Mühlenradweg Erftal geschwärmt. Viele Radfahrer sehen dies jedoch anders: "Wenn das nach 30 Jahren Warten auf den Radweg das Ergebnis sein soll..." Seit der Fertigstellung des Lückenschlusses Richtung Bayern wird die Oberflächengestaltung auf badischer Seite kritisiert. Vor allem an den Steilstücken sei die Strecke auf Grund des gewählten naturnahen Ausbaus gefährlich, und zudem sei sie alles andere als angenehm zu befahren. Nun nimmt sich die Gemeinde Hardheim des Problems an: Im Entwurf für den Haushaltsplan 2016 sind 275 000 Euro dafür vorgesehen.

Jahrzehntelang mussten die Radfreunde der Region auf den Bau des Radwegs Richtung Miltenberg warten. Als es im Sommer dann endlich so weit war und sowohl auf bayerischer wie auch auf badischer Seite alle Arbeiten erledigt waren, blickten viele Radler neidisch in Richtung der weiß-blauen Nachbarn: Dort wurde der Radweg asphaltiert, während ab der badischen Grenze für die Neubauteile eine kostengünstigere wassergebundene Decke gewählt wurde und weite Teile sogar auf vorhandenen Feldwegen führen.

Die Unterschiede im Fahrbahnbelag zwischen badischer und bayerischer Seite empfand Minister Hermann bei seinem Vor-Ort-Besuch nicht als störend. Die wassergebundene Decke in den Neubauteilen sei "völlig in Ordnung". In einem Schreiben an Bürgermeister Rohm hat er dies Anfang Oktober bekräftigt: "Durch die naturnahe Gestaltung ist der Radweg hervorragend in die Landschaft eingepasst, was gerade auch für die Radtouristen von Bedeutung sein dürfte. Eine durchgehende Asphaltierung des Weges wurde insbesondere wegen der Lage in einem FFH-Gebiet nicht geplant. Die gewählte Ausführung entspricht den Qualitätsstandards für touristische Radwege."

Die positive Einschätzung teilen viele Radfahrer nicht. Der Fahrkomfort sei auf wassergebundenen Decken durch den höheren Rollwiderstand deutlich schlechter. Außerdem komme es vor allem an Steilstücken nach Niederschlägen immer wieder zu Ausspülungen mit der Folge, dass der dort verarbeitete Grobschotter austritt und zu gefährlichen Hindernissen für die Radfahrer wird. Und vor allem die unterschiedliche Qualität der verschiedenen Oberflächenbelege finden viele als störend.

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"Es ist in der Tat unbefriedigend, dass der Radweg derzeit nur in den Teilen den Anforderungen an eine solche Strecke entspricht", sagte Bürgermeister Volker Rohm auf Nachfrage der RNZ. Erst in der vergangenen Woche habe in der Sache ein Gespräch mit Vertretern des Regierungspräsidiums und der Bauleitung Buchen stattgefunden. Dabei sei ihm deutlich gemacht worden, dass die Beanstandungen nicht in den Zuständigkeitsbereich des Land fällen würden.

Denn der derzeitige Ausbaustand sei von Anfang an zwischen Land und Gemeinde so abgesprochen gewesen. Den Weg zu asphaltieren sei zum Beispiel auf Grund der rechtlichen Vorgaben in Baden-Württemberg nicht möglich gewesen, da die Strecke teilweise durch ein FFH- und ein Landschaftsschutzgebiet führt, erklärte Rohm. Deshalb sei die Wahl auf eine wassergebundene Oberfläche gefallen, die den naturnahen Charakter der Strecke unterstütze und gut zur Umgebung passe.

Der erste Abschnitt zwischen der Steinemühle und der Lindenmühle sei 2012 größtenteils auf vorhandenen Wegen verwirklicht worden. Größere Neubauteilstücke seien nur in den Abschnitten zwei (2013, von den Lindenmühle zum Betriebsgelände der ztn) und drei (2014/15, von der ztn bis zur bayerischen Grenze) nötig geworden. Die Kosten für das Land: rund 600 000 Euro.

"Hätte die Gemeinde damals überzogene Forderungen gestellt, dann hinge der Radweg womöglich heute noch in der Warteschleife", vermutet Rohm. Sprich: Ein kompletter Ausbau hätte so hohe Kosten verursacht, dass nicht mit einer zeitnahen Verwirklichung zu rechnen gewesen wäre. Der Spatz in der Hand sei den Verantwortlichen lieber gewesen als die Taube auf dem Dach. Dies sei nachvollziehbar, denn dadurch sei es gelungen, den Lückenschluss zu vollziehen. Der Rest obliege der Gemeinde, und Verbesserungen an der Strecke seien jetzt immer noch möglich.

So sieht es auch das Verkehrsministerium in Stuttgart: "Die im Raum stehenden zusätzlichen Maßnahmen der Gemeinde Hardheim sind aus Verkehrssicherheitsgründen nicht erforderlich. Sie würden lediglich den Komfort für den Radverkehr erhöhen und wären damit auch nicht Aufgabe des Landes", teilte Babett Waschke, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der RNZ mit.

Im Zuge der Haushaltsberatung werde der Gemeinderat entscheiden, ob er - wie im Entwurf vorgesehen - rund 275 000 Euro in die Verbesserung des Radwegs investiert. Die Gemeinde hätte, so die Planung, einen Eigenanteil von 69 000 Euro zu schultern, für den Restbetrag hofft man Landes- und Kreismittel. Mit dem Geld könnte eine mehrlagige Spritzdecke aus Bitumen mit einer feinen Splittschicht auf einer Länge von rund sechs Kilometern - von der Steinemühle bis zum Betriebsgelände des ztn (früherer Tierkörperbeseitigungsanstalt) aufgebracht werden. Auf dem restlichen Stück hin zur bayerischen Grenze sei der Weg in einem besseren Zustand, so dass keine Nacharbeiten nötig seien.

Der Bürgermeister hofft, dass sich der Gemeinderat dazu entschließt, die Maßnahme zu stemmen - "auch wenn es viel Geld ist". Für die touristische Erschließung des Erftals seien Verbesserungen an der Strecke aber unerlässlich. Unabhängig davon wolle man mit dem Mühlenradweg Erftal nicht die "Kilometerfresser" ansprechen, sondern eher die Genussradler, die Strecke, Landschaft und Sehenswürdigkeiten wie etwa die Lindenmühle erleben wollten.

Auch wenn das Land sich bei den Nacharbeiten im unteren Erftal nicht beteiligen wird, so nahm Bürgermeister Rohm aus dem jüngsten Gespräch doch eine positive Botschaft mit: Beim noch ausstehenden Lückenschluss des Radwegs im oberen Erftal, zwischen Erfeld und Gerichtstetten, dürfe die Gemeinde auf eine Interessensbeteiligung des Landes hoffen. Und noch eine gute Nachricht: Das Land sei dabei, den Erftalradweg zu beschildern. Bislang existiert nur eine provisorische Beschilderung durch die IG Mühlenradweg ....

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