Jazz-Bassistin Clara Däubler

Fasziniert vom Klang des Kontrabasses

Über ihre Anfänge mit Punkrock, die Musikschule und Kontakte, die bis heute bestehen

25.09.2019 UPDATE: 26.09.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 22 Sekunden

Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Das erste Album mit dem "Fynn Großmann Quintett" hat Bassistin Clara Däubler vor drei Wochen veröffentlicht, "Halbwahrheiten". Gerade ist sie von einer kurzen Release-Tour in Norddeutschland nach Hannover zurückgekommen, wo sie seit ihrem Studium lebt. Und hat sich Zeit genommen für ein Interview. Sie freue sich, ließ sie wissen, "dass es die Musikschule nun schon so lange gibt und möchte ganz herzlich gratulieren und mich für die Unterstützung in meinen Anfängen am Bass bedanken!"

Frau Däubler, es gibt da eine Verheißung im Netz, die geht so: Jeder, wirklich jeder, kann einen Song in 30 Minuten am E-Bass lernen. Was sagen Sie dazu?

Clara Däubler: An der Stelle muss ich zugeben, dass ich gleich an dem Tag, an dem ich meinen ersten E-Bass gekauft hatte, meine erste Bandprobe hatte … Ich denke mal, dass die Anfänge am E-Bass relativ leicht sind, und man kann tatsächlich sehr schnell einen einfachen Song lernen und so irgendwie spielen, das hat dann natürlich noch nichts damit zu tun, den wirklich gut zu spielen. Ab einem gewissen Level glaube ich, dass alle Instrumente gleich schwierig sind.

Ihr Instrument ist der Kontrabass. Wo kommt man überhaupt in Berührung mit einem Instrument mit so beeindruckenden Ausmaßen?

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Ich bin vor allem durch Jazz-Aufnahmen damit in Berührung gekommen - lange hatte ich vor, E-Bass zu studieren, dann habe ich mich aber doch für den Kontrabass als Hauptinstrument entschieden, da mich der Klang sehr fasziniert.

Sie kommen aus einem musikalischen, eher klassisch geprägten Elternhaus. Wie sind Sie zum Jazz gekommen?

Ich war natürlich durch mein Elternhaus immer viel von klassischer Musik umgeben und habe in dem Bereich auch meine ersten musikalischen Gehversuche gemacht. Mein allererstes Instrument war die Geige, damals hatte ich an der Musikschule bei Christine Vogel etwas Unterricht, später dann etwas Klavier bei meinem Vater (Anm. d. Red. Pianist Günther Däubler). Mit 13 habe ich dann jedoch mit E-Bass angefangen und mich größtenteils für Punk/Punkrock interessiert und in Bands gespielt. Ein sehr guter Freund von mir hat mich dann mit ca. 15 mit Jazz in Berührung gebracht; dann habe ich mich wenig später mit Patrick Schneider (Schlagzeug) angefreundet, und wir haben sehr viel zusammen musiziert und uns über Musik ausgetauscht. Das war eine sehr prägende Zeit für mich.

Hintergrund

Zur Person

Clara Däubler wurde in Feuchtwangen geboren und ist ab dem dritten Lebensjahr zunächst in Eberbach, seit Beginn der Grundschule in Hirschhorn aufgewachsen. Ihr Abitur machte sie 2008 am Hohenstaufen-Gymnasium. Musikschulunterricht nahm sie

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Zur Person

Clara Däubler wurde in Feuchtwangen geboren und ist ab dem dritten Lebensjahr zunächst in Eberbach, seit Beginn der Grundschule in Hirschhorn aufgewachsen. Ihr Abitur machte sie 2008 am Hohenstaufen-Gymnasium. Musikschulunterricht nahm sie 1993 zuerst bei Christine Vogel in Geige, ab etwa 2004 folgte Ensemble bei Gerd Mayer-Mendez, dann bis zum Abitur bei Bernhard Sperrfechter sowie Bass bei Matthias Debus.Von 2010 bis 2015 studierte sie an der Hochschule für Musik Theater und Medien (HMTM) Hannover bei Detlev Beier.

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Es gibt vermutlich nicht allzu viele Kontrabassistinnen in ihrem Metier. Liegt das am Instrument oder am Bass?

Tatsächlich gibt es immer noch sehr wenige Instrumentalistinnen im Jazz, nicht nur am Kontrabass. Kurz gesagt hat der Jazz leider ein ziemlich großes Sexismus-Problem. Aber das ist ein sehr komplexes Thema, über das man auf sehr verschiedenen Ebenen reden und diskutieren könnte. Deshalb belasse ich es an dieser Stelle bei der bewusst etwas provokant klingenden These.

Bass spielen: Geht das überhaupt außerhalb eines Ensembles? Oder sind Sie da schon beim Lernen auf eine Schule mit entsprechenden Möglichkeiten angewiesen?

Ich finde es immer gut, wenn man schon früh die Möglichkeit nutzt, mit anderen zusammen zu musizieren. Wenn wir über Jazz sprechen, ist es immens wichtig, das "Interplay" zu erlernen, und das geht nur mit anderen. Natürlich darf die eigene Übezeit am Instrument nicht zu kurz kommen. Ich hatte das Glück, mit Bernhard Sperrfechter einen ausgezeichneten Lehrer für das Spielen im Ensemble zu haben - das hat definitiv die Grundsteine für mein heutiges Schaffen gelegt.

Wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie Musik nicht nur liebhaber-, sondern berufsmäßig machen möchten?

Das hat sich so nach und nach in meiner Jugend dahingehend entwickelt. Ich hatte auch immer viele andere Interessen, aber irgendwann gab es da keine Fragen mehr. Jetzt bin ich sehr glücklich, diesen Weg eingeschlagen zu haben, und kann mir keinen besseren Beruf für mich vorstellen.

Wenn Sie an die Musikschule Eberbach denken: Wie hat die zu Ihrem Berufswunsch beigetragen?

Den Ensembleunterricht habe ich schon erwähnt. Der Instrumentalunterricht war auch sehr gut. Zudem hatten wir durch die Musikschule häufig die Möglichkeit, Auftritte zu spielen, und das waren sehr wertvolle Erfahrungen und die ersten Schritte in Richtung Professionalität.

Was machen Sie heute?

Ich bin als freischaffende Musikerin tätig, hatte in den letzten Jahren jeweils 100 bis 120 Auftritte pro Jahr. Ich unterscheide zwischen festen Bands und Projekten, oft mit mehr oder weniger demselben Kreis an Leuten aus der Hannoveraner Jazzszene. Die wichtigsten festen Bands sind momentan das "Fynn Großmann Quintett", dann die Bigband "Fette Hupe" mit Leuten aus Hannover, Berlin und Hamburg. Wir spielen moderne, zeitgenössische Bigband-Musik, oft mit tollen Gästen, pflegen aber auch die Tradition der Bigband-Musik. Gerade ist eine CD mit Stücken von Charles Mingus erschienen, nächstes Jahr folgt eine mit Eigenkompositionen aus der Band.Außerdem bin ich immer mal wieder mit dem "Hannes Dunker Trio" unterwegs, wir haben vor ca. einem Jahr unsere erste CD veröffentlicht. Insgesamt spiele ich aber sehr viele Arten von Jazz, von "straight ahead" über free/experimentell bis zu modern/zeitgenössisch. Ab und zu ist auch ein Abstecher in andere Musikrichtungen dabei, Tango Nuevo und die Musik Astor Piazzollas beschäftigen mich. Zudem unterrichte ich.

Sie hatten in Ihrer Schulzeit immer wieder Auftritte in Eberbach und sind auch als Profi noch zu Gast. Wie gut sind Ihre Kontakte?

Tatsächlich habe ich in den letzten Jahren immer noch regelmäßig mit Achim Plagge zusammengearbeitet - mit Patrick Schneider und Andreas Viehöver. Ich spiele immer gerne in der Gegend.

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