Beratungsangebote für soziale Probleme, Sucht und Flüchtlinge
Kreistagsausschuss für Gesundheit und Soziales informierte sich

Neckar-Odenwald-Kreis. (lra) Wie vielfältig das soziale Beratungsnetz im Neckar-Odenwald-Kreis ist, wurde einmal mehr in der jüngsten Sitzung des Kreistagsausschusses für Gesundheit und Soziales in Haßmersheim deutlich.
Zwei Beratungsteams des Caritasverbandes und des Diakonischen Werks kümmern sich im Auftrag des Kreises um die psychologische Erziehungs- und Familienberatung. "Unsere Beratung ist niedrigschwellig, kostenlos und unabhängig von der Religionszugehörigkeit", erklärten Ursula Müller-Dietrich (Caritasverband) und Hanna Voget (Diakonisches Werk) zu Beginn ihrer Präsentation.
Das Fallaufkommen sei seit Jahren auf hohem Niveau stabil. Rund 600 Fälle bearbeiteten die Teams pro Jahr. Anlässe für die Beratung gebe es viele: In 50 Prozent der Fälle liege beispielsweise eine Trennung oder Scheidung in der Familie vor. Die Liste setzten sie dann unter anderem mit Entwicklungsauffälligkeiten, seelischen Problemen und Erziehungsunsicherheit der Eltern fort. So nehme man bei der explizit "lösungsorientierten Beratung ohne eine negativ belegte Diagnose" die ganze Familie in den Blick.
"Denn zunehmend werden wir mit sozialen Problemen von Kindern und Jugendlichen wie aggressivem Verhalten konfrontiert. Auslöser sind in nicht wenigen Fällen schlichtweg die Problemlagen der Eltern", so die Psychologinnen. Auch gibt es bei 23 Prozent der Fälle mindestens ein Elternteil mit Migrationshintergrund, was bedeutet, dass Themen wie unterschiedliche Werte und Normen, gepaart mit Sprachproblemen, die Beratung notwendig machten.
Wichtig sei die Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst. In zehn bis 15 Prozent der Fälle gebe es eine solche Kooperation. Der Kinderschutz sei in den vergangenen Jahren noch stärker in den Fokus gerückt, betonten Müller-Dietrich und Voget eine aus ihrer Sicht wichtige Entwicklung.
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Angelika Bronner-Blatz, seit März neue Suchtkoordinatorin im Landratsamt, sagte, ihre Aufgabe sei es, die Akteure der Suchtprävention und Suchthilfe zu vernetzen, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und den Austausch zu organisieren. Zudem vermittle sie in das regionale Hilfesystem und sei Ansprechpartnerin im Kreis. Bronner-Blatz ist zudem Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises.
Insbesondere habe sie sich um regionale und überregionale Vernetzung gekümmert. "Dabei sind die Krankenkassen mit ihrem gesetzlich festgelegten Budget zur Präventionsarbeit ein wichtiger Ansprechpartner", so Bronner-Blatz. Auch mit der Fachstelle Sucht des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation sowie anderen Stellen und Schulen, Vereinen oder Kommunen stehe sie in Kontakt.
Erste Akzente habe sie mit Aktionen gegen das Rauchen und zur Sensibilisierung vor den Gefahren des Glücksspiels gesetzt. Gleich 53.000 Bäckertüten mit entsprechenden Hinweisen habe man verteilt. "Das Thema Prävention ist für mich elementar. Deshalb werde ich darauf auch 2019 einen klaren Fokus legen", so Bronner-Blatz. Es werde eine Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien geben und eine zum Thema Alkoholmissbrauch.
Schon im Juli hatte der Ausschuss beschlossen, die Rückkehrberatung für abgelehnte Asylbewerber und andere ausreisepflichtige Personen fortzusetzen und dafür auch entsprechende Kreismittel bereitzustellen. Finanziert wird die Beratung über den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU, der Kreisanteil liegt bei 12,5 Prozent. Was mit dem Geld gemacht wird, erklärten Mara Pavic und Bernadette Bergmann vom Caritasverband, unter dessen Dach die Beratung angesiedelt ist.
"Wir machen eine Perspektivenberatung zur freiwilligen Rückkehr", erläuterten die Sozialarbeiterinnen. In mehreren Sprachen informiere man über Förderprogramme, helfe aber auch bei der Dokumentenbeschaffung. Es habe sich gezeigt, dass ohnehin ausreisepflichtige Personen nach der Beratung oft bereit seien, freiwillig auszureisen. Die Tätigkeit der Rückkehrberatungsstelle habe sich somit bewährt.
Zugleich ergeben sich neue Herausforderungen, unter anderem durch eine geänderte Zusammensetzung des relevanten Personenpotenzials, konkret durch Abnahme der Personen aus den Balkanstaaten. 2015 seien so aus dem Kreis 148 und 2016.194 Personen ausgereist, 2017 waren es dann aber nur noch 61 Menschen. 2018 seien es bisher bei 82 Beratungen nur 28 gewesen.
Dies liege daran, dass eine Rückreise aufgrund der Sicherheitslage in Herkunftsländern wie Syrien oft nicht möglich sei oder zumindest durch Kontakte sorgfältig geprüft werden müsse. Bürokratische Hemmnisse auf der Seite der Herkunftsländer machten es zudem zum Teil nicht leichter. "Unsere Aufgabe ist es dann, die Ausreisewilligen, die manchmal auch minderjährig sind, zu unterstützen und neu zu motivieren." Für diese Arbeit dankten die Ausschussmitglieder dann Pavic und Bergmann.
Abschließend wies Brötel darauf hin, dass man die sich verringernde Zahl der Pflegefamilien mit Sorge beobachte. "Auch wenn Jugendhilfeeinrichtungen sehr gute Arbeit leisten, sind betroffene Kinder in bestimmten Konstellationen in einer Pflegefamilie besser aufgehoben", sagte Brötel. Deshalb müsse man die Rahmenbedingungen in der Vollzeitpflege so verbessern, dass auch künftig geeignete Familien für diese Aufgabe gefunden und gehalten werden können.
In diesem Zusammenhang wurde eine vom Landesjugendhilfeausschuss verabschiedete Orientierungshilfe mit Empfehlungen vorgestellt. Die Verwaltung wurde beauftragt, ein finanzierbares Gesamtkonzept zu erarbeiten und 2019 vorzustellen. Unabhängig davon könnten sich jederzeit potenzielle Pflegefamilien beim Landratsamt melden. Erfahrene Kollegen würden dann die Familie beraten.