Rhein-Neckar-Kreis

GRN-Kliniken fahren wieder hohe Verluste ein

Defizit soll im Wirtschaftsjahr 2020 verringert werden - Keine Euphorie, aber durchaus Hoffnung

14.08.2020 UPDATE: 15.08.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden
Blick auf die GRN-Klinik in Eberbach: Das Krankenhaus hat im vergangenen Jahr rund 2,8 Millionen Euro Verlust gemacht. Foto: zg

Von Stefan Hagen

Rhein-Neckar. Die vier Kliniken der Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH (GRN) in Weinheim, Schwetzingen, Sinsheim und Eberbach haben das Wirtschaftsjahr 2019 erneut mit einem hohen Verlust abgeschlossen. Das Gesamtdefizit inklusive der GRN-Kliniken für Geriatrische Rehabilitation in Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim beträgt rund 6,3 Millionen Euro. Das Vorjahresergebnis lag nach Bereinigung um einen einmaligen Verkaufserlös bei einem Defizit von 6,7 Millionen Euro. Diese Zahlen nannte GRN-Geschäftsführer Rüdiger Burger auf RNZ-Anfrage.

Demnach gehen 5,4 Millionen Euro zu Lasten der vier Kliniken. Davon entfällt allein die Hälfte auf den Standort in Eberbach. Die Kliniken für Geriatrische Rehabilitation in Sinsheim, Schwetzingen und Weinheim verursachten ein Defizit in Höhe von 0,9 Millionen Euro. "Die GRN-Betreuungszentren Sinsheim und Weinheim sowie das Seniorenzentrum Schwetzingen konnten 2019 kostendeckend geführt werden", erläutert Burger.

GRN-Geschäftsführer Rüdiger Burger. Foto: zg

Doch es gibt auch positive Aspekte: So hätten die vier Akutkliniken ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um rund eine Million Euro verbessern können. "Zu verdanken ist dies einer beachtlichen Steigerung der Patientenzahlen um durchschnittlich sechs Prozent auf rund 45.000 stationäre Behandlungsfälle", betont Burger. "Leider müssen die gegenüber der Budgetvereinbarung mit den Krankenkassen erzielten Mehrerlöse weitgehend an die Kassen zurückerstattet werden, so dass das Defizit nicht noch weiter verbessert werden konnte", bedauert der Geschäftsführer.

"Wir kalkulieren für das Wirtschaftsjahr 2020 insbesondere durch die Einführung der Pflegebudgets mit einem weiteren Abbau des Defizits im Bereich der Kliniken", erhofft sich Burger ein besseres Gesamtergebnis. Die neue Struktur in der Klinikfinanzierung sehe vor, dass nicht mehr die bundesweit kalkulierten Durchschnittskosten aller Kliniken für die Pflege erstattet werden, sondern die im jeweiligen Krankenhaus nachgewiesenen Ist-Kosten für den Pflegeaufwand.

Auch interessant
Rhein-Neckar-Kreis: Die GRN-Kliniken sehen sich "sehr gut gewappnet"
Hintergrund

> GRN-Klinik Weinheim: Als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung verfügt die Klinik über 220 Planbetten. Knapp 700 Mitarbeiter versorgen im Jahr über 10.000 stationäre Patienten und rund 14.500 ambulante Notfälle. Hinzu kommen etwa

[+] Lesen Sie mehr

> GRN-Klinik Weinheim: Als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung verfügt die Klinik über 220 Planbetten. Knapp 700 Mitarbeiter versorgen im Jahr über 10.000 stationäre Patienten und rund 14.500 ambulante Notfälle. Hinzu kommen etwa 1500 ambulante Operationen. Jährlich kommen hier rund 700 Babys zur Welt.

> GRN-Klinik Schwetzingen: Als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung verfügt die Klinik über 277 Betten. Knapp 800 Mitarbeiter versorgen im Jahr rund 12.000 stationäre Patienten. Hinzu kommen etwa 14.000 ambulante Notfälle und 2000 ambulante Operationen. Rund 800 Babys kommen hier jährlich zur Welt.

> GRN-Klinik Sinsheim: Das Krankenhaus bietet Grund- und Regelversorgung mit insgesamt 225 Betten. Über 640 Mitarbeiter stellen die Versorgung von mehr als 12.000 stationären Patienten und rund 14.000 ambulanten Notfällen sicher. Hinzu kommen über 1000 ambulante Operationen. Jährlich werden hier mehr als 1100 Babys geboren.

> GRN-Klinik Eberbach: Als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung verfügt die Klinik über 130 Betten. Etwa 350 Mitarbeiter versorgen im Jahr über 6000 stationäre Patienten. Hinzu kommen knapp 7000 ambulante Notfälle und über 1000 ambulante Operationen. GRN

[-] Weniger anzeigen

Euphorie ist dennoch nicht angesagt: "Allerdings müssen neben diesem positiven Budgeteffekt die Auswirkungen der Corona-Pandemie berücksichtigt werden", betont Burger. Dem Regierungsbeschluss vom 18. März folgend, seien in den GRN-Kliniken, soweit medizinisch vertretbar, alle planbaren Operationen, Eingriffe und stationären Behandlungen verschoben worden. "Inwieweit die Ausgleichszahlungen des Bundes die Einnahmeverluste und die höheren Sachkosten der Kliniken ausgleichen können, bleibt abzuwarten", gibt sich der GRN-Chef zurückhaltend.

Das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz sehe für Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, Vertragsärzte und Pflegeeinrichtungen finanzielle Unterstützungen vor, erläutert der GRN-Geschäftsführer.

So werde den Kliniken eine Freihaltepauschale für den stationären Bereich pro ausgebliebenem Patienten und Tag vergütet. "Es gibt jedoch auch im ambulanten Leistungsbereich der Kliniken erhebliche Erlöseinbrüche und Kostensteigerungen, beispielsweise durch ausgefallene ambulante Eingriffe oder geringere Patientenzahlen in den Notfallambulanzen", nennt Burger Nachteile für die Kliniken.

Die Landesregierung habe im Rahmen eines Stabilitätspaktes beschlossen, den Krankenhäusern im Land eine ergänzende direkte finanzielle Unterstützung zu gewähren. Die Höhe des Gesamtpaketes sowie die Verteilung der Mittel auf die einzelnen Kliniken seien derzeit aber noch nicht bekannt.

"Eine verlässliche Prognose des Betriebsergebnisses der GRN-Kliniken im Wirtschaftsjahr 2020 ist daher nicht möglich", bleibt Geschäftsführer Burger lieber erst einmal skeptisch.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.