Radschnellweg

In Heidelberg passt es längst noch nicht überall

Hier bereitet den Planern der Radschnellweg Mannheim-Heidelberg noch Kopfzerbrechen

23.06.2021 UPDATE: 24.06.2021 06:01 Uhr 3 Minuten, 49 Sekunden
In der Neckarhäuser Straße in Wieblingen müssen sich Autos und Fahrräder die Radschnellweg-Strecke teilen. Aber einen separaten Fußweg soll es geben. Grafik: RP Karlsruhe​

Von Carsten Blaue

Heidelberg/Mannheim. Das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) hat am Dienstagabend in einer Online-Veranstaltung über den Planungsstand der Radschnellverbindung (RSV) Mannheim-Heidelberg informiert. Rund 120 Interessierte nahmen daran teil und konnten ihre Fragen zur Trasse stellen. Wer nicht zum Zuge kam, hat noch bis 6. Juli die Möglichkeit, Anregungen "digital" einzureichen. Gerade im Heidelberger Abschnitt sind die Planer selbst noch unzufrieden mit der Strecke, weil hier die Standards für eine Radschnellverbindung zum Teil nur schwer zu erfüllen sind.

> Wo das Projekt steht. In der Entwurfsplanung. Jetzt geht es um die Ausarbeitung der Streckendetails. Dabei will das RP möglichst viele Kritikpunkte und Hinweise aus der Bevölkerung aufgreifen.

> Die Trasse. Endpunkte sind der Paradeplatz in Mannheim und der Heidelberger Bismarckplatz. Dazwischen geht es über Mannheim-Feudenheim und Ilvesheim auf der nördlichen Neckarseite bis Ladenburg. Hier quert die RSV den Fluss über die neue Brücke der L 597, die bis 2024 gebaut wird. Südlich des Neckars verläuft die Trasse über Edingen und Wieblingen in die Heidelberger City.

> Die Qualitätsstandards. Sicher muss die RSV sein, einen hochwertigen Belag haben, möglichst die gerade Linie suchen, und schnell muss sie sein. Dabei gehe es nicht um Tempo, so RP-Projektleiterin Stephanie Schumann, sondern um möglichst wenig Zeitverlust unterwegs. Deshalb muss die Strecke wenig Kreuzungen haben und wenige Haltepunkte. Außerdem sollten Fahrradfahrer Vorrecht genießen. Schließlich gibt es auch Anforderungen an die Fahrbahnbreite. Es zeigte sich, dass die bevorzugte Trasse diese Standards nicht immer erfüllen kann.

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> Die Zahlen. Die Strecke ist rund 24 Kilometer lang. Die Planer rechnen später mit einer Fahrzeit von 80 Minuten bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h. 80 Prozent der Strecke müssen die Qualitätsstandards einer RSV erfüllen. Dazu zählt ein Querschnitt von vier Metern für den Radweg und zweieinhalb Metern für den begleitenden Fußweg. In Richtung Mannheim wird die gesamte Trasse 78 Verkehrsknotenpunkte kreuzen, an 27 davon werden Radfahrer kein Vorrecht haben. In Richtung Heidelberg werden es laut der Planung 80 Knotenpunkte sein. Ohne Vorrecht sind die Radfahrer hier an 31 Stellen. 27 echte Haltepunkte (etwa wegen Ampeln) gibt es nach Mannheim, 31 auf dem Weg nach Heidelberg. Rund 2000 Radfahrer sollen die Trasse pro Tag nutzen, wobei das in Abschnitten schwanken kann. So rechnen die Planer im Bereich von Mannheim bis Ilvesheim mit 3500 Radlern, in Heidelberg mit 2500.

> Gute Lösungen. Ein Sicherheitsplus: Für die Spessartstraße in Feudenheim gibt es eine Lösung, die den Radweg in die Mitte zwischen die (Auto-) Fahrbahnen verlegt. Die Fußwege sind in den Randbereichen. Noch unklar ist, wie Parkplätze angelegt werden sollen. In Ilvesheim hat die Bürgerbeteiligung offensichtlich viel gebracht. An der "Promenade" war der Radweg erst direkt an der Wohnbebauung geplant, der Fußweg am Neckarkanal. Anwohner fürchteten die Unfallgefahr, wenn die Radfahrer direkt an ihren Gartentoren vorbeirauschen. Jetzt ist es umgekehrt geplant, und der Fußweg verläuft an den Grundstücken. In Edingen war mal die Goethestraße nördlich der RNV-Schienen für die RSV gedacht gewesen. Jetzt wird sie auf die andere Seite verlegt, auf einen Wirtschaftsweg. Ein Landwirt scheint schon dabei zu sein, ein neues Hofcafé am Radschnellweg zu planen. Dieser soll die L 637 und die A 5 mit neuen Unterführungen in recht gerader Linie unterqueren, doch dafür stehen noch Abstimmungen mit Landwirten aus.

> Warum es in Heidelberg noch hakt. Kurz gesagt: Es fehlt an einigen Stellen der Platz, man kann die verschiedenen Verkehre nur schwer trennen. Etwa in der Mannheimer Straße, in der Neckarhäuser und der Adlerstraße. Es gibt in diesem Bereich sogar Kurven im rechten Winkel. Am Iqbal-Ufer will man den neuen und (auch nicht überall) vier Meter breiten Radweg mit dem Projekt "Stadt an den Fluss" verbinden und auch die neue Radbrücke ins Neuenheimer Feld "mitdenken". Doch es bleibt dabei: Über manche Strecken in Heidelberg kann die Planung die üblichen RSV-Standards nicht einhalten.

Beispiel Mannheimer Straße: Hier ist heute zu viel Verkehr, um eine Fahrradstraße einrichten zu können, und für eine andere Verkehrsführung ist es zu eng. Drei Meter breit soll der kombinierte Rad- und Fußweg sein. Das ist nur "Radnetz"-Standard. "Die aktuelle Lösung ist noch nicht gut. So soll es nicht bleiben", hieß es von Planerseite. Beispiel Adlerstraße: Hier wünschen sich viele, dass der Einbahn-Autoverkehr ganz aus der fünf Meter breit geplanten Fahrradstraße verschwindet. Geht offenbar nicht. Und auch Linienbusse müssen hier wohl weiterfahren. Parkplätze bleiben ein Thema, und auch die Schienen der RNV-Linie 5 kann man im Kreuzungsbereich von Maaß- und Adlerstraße nicht "wegdenken". Anwohner in Wieblingen fürchten zudem um die Sicherheit, weil es eben auch noch ihre Grundstücksausfahrten gibt.

> Kerzengerade geht nicht immer. Warum verläuft die RSV nicht geradliniger, wurde gefragt. Außerhalb der Orte wäre das möglich gewesen, so Planer Alexander Hedrich. Aber die wolle man ja anbinden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern. Und so gebe es eben "Zwangspunkte", die man überdies nicht umbauen könnte. "Wir wollen keine Ortsumfahrung", betonte Schumann.

> Beleuchtung. "Ich will keine Lichtorgel vor meinem Schlafzimmerfenster", sagte ein Teilnehmer. Die wird es nicht geben. Geplant ist ein Beleuchtungskonzept, das zudem Sicherheit und Naturschutz verbindet. Etwa mit adaptiven Lampen, die nur dann ganz hell werden, wenn ein Radfahrer vorbeikommt. Außerdem solle der Weg ausgeleuchtet werden, nicht Gärten und Fenster, hieß es vonseiten der Planer.

> Wie es weitergeht. Spätestens Anfang 2022 soll die Entwurfsplanung stehen. Dann wird auch klar sein, für welche Abschnitte Planfeststellungsverfahren nötig sind. Danach geht es um die konkrete Ausführungsplanung. Diese kann schneller gehen für Streckenteile, die keiner Planfeststellung bedürfen. Diese könnten also auch zügiger gebaut werden. Das RP peilt dafür das Jahr 2023 an. Dem Fahrradclub ADFC geht das allerdings nicht schnell genug. Er fordert, schon im Jahr 2022 damit zu beginnen und hat dabei auch die Wieblinger Adlerstraße im Auge.

> Wie man sich informieren und mitreden kann. Ein flotter, informativer Film macht Lust auf den Radschnellweg. Im Internet kann man ihn sehen unter dem Link www.youtube.com/watch?v=pPo-KJz7LUI. Auf der Projekthomepage steht alles rund um die RSV. Hier kann man bis 6. Juli auch seine Hinweise direkt in eine interaktive Karte eintragen: www.radschnellweg-hd-ma.de/onlinebeteiligung.

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