Radschnellweg Heidelberg-Mannheim

"Erster Abschnitt spätestens 2022 notwendig"

Der ADFC Rhein-Neckar/Heidelberg fordert sichtbare Ergebnisse beim Radschnellweg.

18.05.2021 UPDATE: 19.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 57 Sekunden
Mit Fahrrad-Demonstrationen, wie hier im Jahr 2019, kennt sich der regionale ADFC aus. Dieses Jahr wurde sie bewusst auf den 4. Juli gelegt. An diesem Tag beginnt in Heidelberg die Aktion „Stadtradeln“, die bis 24. Juli dauert. Foto: Rothe

Von Carsten Blaue

Heidelberg. Unter dem Motto "Radschnellweg Rhein-Neckar jetzt!" organisiert der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Rhein-Neckar/Heidelberg wieder eine Raddemo. Am 4. Juli soll die Tour von Heidelberg nach Mannheim führen. Das hat der Club jetzt angekündigt. Der ADFC will damit seine Forderung unterstreichen, dass der Radschnellweg zwischen beiden Städten zügig gebaut werden sollte, am besten auch schon in Teilabschnitten.

Im Moment wird vom Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) die Entwurfsplanung der rund 23 Kilometer langen Trasse über Edingen-Neckarhausen, Ladenburg und Ilvesheim erstellt. Laut ADFC hat Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner die Schirmherrschaft für die Raddemo übernommen. Ihre Route sei aber noch nicht ganz klar, hieß es. Die RNZ sprach mit ADFC-Vorstandsmitglied Bernhard Pirch-Rieseberg.

B. Pirch-Rieseberg. Foto: zg

Herr Pirch-Rieseberg, Sie fordern "Radschnellweg Rhein-Neckar jetzt!". Geht Ihnen das ganze Verfahren zum Bau der Radschnellverbindung Heidelberg-Mannheim zu langsam?

Vom RP wird die Planung zur Zeit richtig gut vorangebracht, allerdings ist noch viel Abstimmungsbedarf, vor allem in Ilvesheim, notwendig. Es gibt noch keinen Termin für einen ersten Bauabschnitt auf einem "unproblematischen" Abschnitt. Das wäre dringend spätestens 2022 notwendig, damit es ein Anschauungsobjekt gibt und die Öffentlichkeit das Projekt ausprobieren könnte. Bis jetzt muss man zum Beispiel nach Darmstadt, Stuttgart oder ins Ruhrgebiet fahren, um "Radschnellweg" zu erleben.

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Wie bewerten Sie den bisherigen Planungsverlauf und die Öffentlichkeitsbeteiligung?

Planung, Beteiligung der angeschlossenen Gemeinden und Öffentlichkeitsbeteiligung sind gut, allerdings gab es Verzögerungen durch Corona. Wenn man schon bestehende Radschnellwege beachtet, zum Beispiel zwischen Darmstadt und Egelsbach oder Stuttgart und Böblingen, stellt man fest, dass hier gute Wege für alle nicht motorisierten Verkehrsteilnehmenden gebaut werden. Sie werden von Radfahren-den jeden Alters genutzt und natürlich auch von Rollern, Inlinern sowie Fußgängerinnen und Fußgängern. Auch ein Rollator oder Rollstuhl rollt auf so einem schönen, ausreichend breiten Weg viel besser. Neben der guten Darstellung der Planung und einem kurzen, informativen Animationsfilm auf der Homepage www.radschnellweg-ma-hd.de über die geplante Trasse sollte auch herausgestellt werden, dass die Bürgerinnen und Bürger in den Gemeinden, die am Radschnellweg liegen, von einem gut geplanten Weg mit hoher Aufenthaltsqualität profitieren. Dieser kann auch von Kindern und ungeübten Radfahrenden sicher genutzt werden.

Wie gefällt Ihnen die bisherige Planung des Radschnellwegs inhaltlich? Wird er den heutigen Ansprüchen und Belangen der künftigen Nutzer gerecht?

Der neue Radweg wird in der Regel nach Vorgaben, die eine ausreichende Breite von vier Metern und die Minimierung von Fahrtzeitverlusten an Kreuzungen fordern, gebaut. Auf vielen Abschnitten wird zusätzlich ein zwei Meter breiter Fußweg gebaut. Es wird darauf geachtet, dass die Wege keine Hauptwege für die Landwirtschaft sind. Diese Planungsvorgaben sind gut. Es wurde auch darauf geachtet, dass möglichst viele Wohnorte sowie Arbeits- und Ausbildungsstätten nah am Radschnellweg liegen. Sehr positiv ist, dass in Heidelberg sowohl die A 5 als auch die Wieblinger Umgehungsstraße auf direktem Weg unterquert werden. Auch in Mannheim-Feudenheim wird eine zusätzliche Unterquerung einer stark befahrenen Kreuzung gebaut.

Wo sehen Sie dann Probleme?

Schon bei der Trassenfindung war klar, dass es keine direkte Verbindung von Mannheim nach Heidelberg geben wird. Wichtig sind jetzt gute Anschlüsse an das bestehende Wegenetz. In Heidelberg weist der Abschnitt nach Wieblingen in der Mannheimer Straße schon jetzt ein hohes Verkehrsaufkommen und auch viele zu Fuß Gehende auf. Hier sind die bisher möglichen Planungen, die nur drei Meter Wegebreite vorsehen, noch unzureichend.

Sie fordern eine Realisierung in Teilabschnitten. Welche könnten das sein?

Relativ schnell sollte in Heidelberg-Wieblingen der Abschnitt in der Adlerstraße, der als Fahrradstraße Teil des Radschnellweges sein wird, begonnen werden. Heidelberg sollte hier als Fahrradstadt vorangehen. Auch auf dem Weg westlich der Wieblinger Umgehungsstraße bis zum Edinger Wasserturm ist hauptsächlich eine Verbesserung des Belages notwendig, und der Weg wird schon jetzt von vielen Radfahrenden benutzt.

Ist der Radschnellweg auch eine Chance für die Stärkung des regionalen Warenverkehrs mit Lastenrädern?

Der Radschnellweg verbessert die Radwege in und zwischen den Kommunen. Das kommt natürlich auch dem Wirtschaftsverkehr, etwa Kurierdiensten, Postzustellung und Handwerkern mit Lastenrädern, zugute. Zum Beispiel werden von Ilvesheim und Feudenheim ins Mannheimer Zentrum Fahrräder auf dem neuen Radschnellweg im Vergleich zu Fahrtzeiten mit dem Auto fast genauso schnell sein.

Grundsätzlich müssten Sie sich eigentlich freuen: Fahrradfahren boomt, Radgeschäfte werden leer gekauft, und in den Städten tut sich für Radfahrer immer mehr. Wo sehen Sie dennoch dringenden Handlungsbedarf – außer beim Radschnellweg?

Es findet ein enormer Boom im Freizeitverkehr statt. Das ist positiv, da mittlerweile die meisten Wege in der Freizeit zurückgelegt werden. Auch durch die Fahrradinitiative der Bundesregierung und fahrradfreundliche Änderungen der Straßenverkehrsordnung sind gute Ansätze. Wichtig ist jetzt, dass die zugesagten Milliarden für den Radverkehr in den Regionen und Kommunen schnell in Projekte umgesetzt werden. Hier zum Beispiel auch ein Rad(schnell)weg nach Schwetzingen.

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