Region Schwetzingen

Bevorzugte Trasse des Radschnellwegs gefällt nicht allen

Kommunen beantragen Fördergelder für die Planung. Ein runder Tisch für Landwirte ist geplant.

10.06.2021 UPDATE: 11.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Im Mannheimer Stadtgebiet führt der geplante Radschnellweg Mannheim-Heidelberg vom Paradeplatz aus bis zur Friedrich-Ebert-Brücke, wechselt hier auf die nördliche Seite des Neckarufers und verläuft weiter stadtauswärts in Richtung Ladenburg.

Von Anna Manceron

Region Schwetzingen. Vom Schwetzinger Bahnhof in etwas mehr als einer halben Stunde nach Heidelberg – ohne nervigen Stau oder lästiges Umsteigen in Bus und Bahn. Der geplante Radschnellweg zwischen den beiden Städten soll das möglich machen. Im September unterzeichneten die Karlsruher Regierungspräsidentin und die Bürgermeister aus Heidelberg, Schwetzingen, Eppelheim und Plankstadt eine Planungsvereinbarung. Eigentlich wäre das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe für die Planung zuständig. Aber den beteiligten Kommunen dauert dieses Verfahren zu lange. Sie führen die Planung nun selbst durch. Federführend ist dabei die Stadt Schwetzingen.

Das Land werde in den nächsten Wochen beim Bundesverkehrsministerium einen Antrag auf Fördermittel für das Planungsverfahren einreichen, erklärt der Schwetzinger Bürgermeister Matthias Steffan auf Nachfrage. Der Bund werde 75 Prozent der Kosten fördern. Nach Bewilligung der Mittel soll es mit der eigentlichen Planungsarbeit losgehen. Dazu gehört unter anderem die Prüfung der bevorzugten Route durch externe Gutachter. Ein konkretes Datum für den Baubeginn gibt es noch nicht. "Zuerst müssen die Streckenuntersuchungen und die erforderlichen Planungen vorliegen, sodass im Anschluss ein Planfeststellungsverfahren durch das Land durchgeführt werden kann", erklärt Steffan.

Sieben bis neun Kilometer soll die neue Schnellstrecke lang sein. Die bevorzugte Trasse beginnt am Schwetzinger Bahnhof und führt über Plankstadt und Eppelheim nach Heidelberg, wo die Radler in der Bahnstadt ankommen. Mit dieser Route wollen die Kommunen die historische Maulbeerallee wieder zum Leben erwecken. Die schnurgerade Verkehrsachse verband früher Heidelberg mit Schwetzingen.

"Die grundsätzliche Streckenführung müssen wir jetzt im Dialog mit allen Beteiligten vor dem Beginn einer genauen Planung klären", sagt Steffan. Die genaue Strecke könne und werde erst in diesem gemeinsamen Prozess entstehen. Bei der Entscheidung spielten Verkehrs-, Umwelt- und Kostenaspekte eine Rolle. In den Prozess seien Vertreter von Landwirtschaft, Naturschutzverbänden und ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) sowie die zuständigen Fachbehörden einbezogen, so der Bürgermeister. Die Verwaltungen in Schwetzingen, Eppelheim, Plankstadt und Heidelberg hätten bereits mit dem RP die notwendigen Informationen über die betroffenen Flächen und deren Nutzung zusammengetragen. Mit Blick auf eine funktionierende Landwirtschaft sei darauf zu achten, dass Landwirte auch mit einem Radschnellweg ihre Flächen sinnvoll und nachhaltig bewirtschaften könnten, sagt Steffan. Im Oktober 2020 sei dazu ein erster Runder Tisch mit den Bauern geplant gewesen. Corona-bedingt habe dieser aber noch nicht stattfinden können. "Sobald die Förderzusage des Bundes vorliegt und man in konkrete Planungen gehen kann, wird es diesen Austausch geben", verspricht Steffan.

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Bei der bevorzugten Trasse wären in Plankstadt und Eppelheim deutlich mehr Flächen betroffen als in Schwetzingen. Wie viele es genau sind, sei abhängig von der gewählten Wegbreite und endgültigen Trasse und daher noch nicht exakt bezifferbar, erklärt Bernhard Müller von der Plankstadter Gemeindeverwaltung. Der Verlust jetziger landwirtschaftlicher Nutzfläche werde ausgeglichen – "sowohl naturschutzfachlich als auch für die Landwirte". Der Plankstadter Landwirt Hans-Peter Helmling hat trotzdem Bedenken. Er schätzt, dass etwa 7000 Quadratmeter der Flächen, die er zurzeit bewirtschaftet, mit der Vorzugstrasse wegfallen würden. "Es gibt bereits fünf Ost-West-Verbindungen mit geteerten Wegen, die man locker ausbauen und den Landverbrauch damit einschränken könnte", sagt er. "Da gäbe es sicherlich elegantere und umweltverträglichere Lösungen." Auch CDU und FDP im Eppelheimer Gemeinderat lehnen einen Radschnellweg auf ihrer Gemarkung ab. "Egal wo ein solcher Weg durch das Eppelheimer Feld führt, ein vier Meter breites Asphalt- oder Betonband zerschneidet die Gemarkung und benachteiligt Erholungssuchende, Landwirte und andere Verkehrsteilnehmer", heißt es in einer Mitteilung.

Norbert Schön vom ADFC Rhein-Neckar/Heidelberg hält dagegen: "Momentan kann Schwetzingen von Heidelberg aus nur mit dem Auto ohne Probleme erreicht werden", sagt er. Die aktuelle Fahrradroute enthalte viele Schlenker und sei für Pendler ungeeignet. "Daher halten wir eine direkte und komfortable Verbindung für Radfahrer für sehr wichtig", betont Schön. Die Trasse entlang der Maulbeerallee hält der ADFC grundsätzlich für sehr sinnvoll.

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