Knapp 2300 Einwände gegen Pläne der Bahn
Anwohner befürchten Lärm durch Güterverkehr - Drei Tage wird im Maimarktclub diskutiert

Die überlastete Östliche Riedbahn soll in Mannheim ein zweites Gleis für den Güterverkehr erhalten. Politiker und Bürgerinitiativen aus der Region kritisieren das Vorgehen der Bahn und glauben, dass dadurch Lärmschutzmaßnahmen wie etwa ein Tunnel erschwert werden. Foto: vaf
Von Harald Berlinghof und Alexander Albrecht
Mannheim/Rhein-Neckar. Rund 2300 Einwände haben Anwohner gegen die Pläne der Deutschen Bahn eingereicht, die Östliche Riedbahn zwischen dem Mannheimer Hauptbahnhof und Käfertal zweigleisig auszubauen. Drei Tage lang wollen Vertreter der Bahn und des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe mit den Betroffenen in der nächsten Woche im Maimarktclub diskutieren und nach Lösungen suchen. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Worum geht es? Nach den Erkenntnissen der sogenannten Korridorstudie zur geplanten Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim ist eine neue Trasse für den Mischverkehr - tagsüber schneller Personenfernverkehr, in der Nacht Güterverkehr - parallel zu den Autobahnen 5 und 67 die beste Lösung. Hierfür ist ein umfassender Lärmschutz vorgesehen, noch nicht aber für Bestandsstrecken wie die Östliche Riedbahn. Die dreitägige Anhörung vom 18. bis 20. September ist Teil des Planfeststellungsverfahrens. Die DB Netz AG hat dieses zum Ausbau der Mannheimer Bahnstrecke beim Eisenbahnbundesamt beantragt.
Was genau ist geplant? Die Östliche Riedbahn soll zwischen dem Hauptbahnhof und Käfertal ausgebaut werden. Betroffen wären davon auch die Stadtteile Neuostheim, Neuhermsheim, Feudenheim, Neckarstadt-Ost und Schwetzingerstadt. Aufgrund mehrerer Bauwerksschäden ist die Strecke seit fast 30 Jahren nur noch eingleisig befahrbar. Seither ist das zweite Gleis stillgelegt.
Was bringt der Ausbau? Die Bahn verweist darauf, dass die Kapazität der auf der Riedbahn verkehrenden S-Bahnen erhöht werden muss. Der Ausbau bringe aber auch zusätzlichen Güterverkehr mit sich, wie die Anwohner und die Bürgerinitiative IG BRN 21 beklagen. Gegenwärtig sind auf der eingleisigen Strecke täglich und rund um die Uhr insgesamt circa 100 Züge unterwegs - darunter 86 Güterzüge. Eine valide Prognose für 2025 sagt eine Verdopplung voraus.
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Was befürchten die Anwohner? Lärm, sehr viel Lärm - trotz der geplanten Schallschutzmaßnahmen. Und nicht nur das: Viele Anwohner rechnen mit einer Zunahme von Erschütterungen, sodass ihre Immobilien an Wert verlieren, die Lebensqualität darunter leidet oder der Krach sie krank macht. Das ist der Tenor in den meisten der 2300 schriftlichen Einwände, an denen sich indirekt auch die Bürgerinitiativen beteiligt haben. Sie machten den Betroffenen standardisierte Vorschläge für deren Stellungnahmen.
Kann denn jeder an der Erörterung im Maimarktclub teilnehmen? Grundsätzlich ist ein solcher Termin nicht öffentlich und ist lediglich Verfahrensbeteiligten und Anwohnern, die Einwände eingebracht haben, vorbehalten. Es wird aber erwartet, dass sich die Teilnehmer dafür aussprechen werden, die Öffentlichkeit zuzulassen.
Werden die Teilnehmer Beschlüsse fassen? Und müsste sich das Eisenbahn-Bundesamt an diese halten? Die Anhörung dient zunächst dem Meinungsaustausch. Jeder, der Einwände hatte, darf sich aber zu Wort melden. Es werden jedoch keine Beschlüsse gefasst. Und auch an den vorgebrachten Beiträgen muss sich das Eisenbahn-Bundesamt nicht orientieren. Die Betroffenen hoffen aber darauf, dass schlüssige Argumente die Vertreter des Regierungspräsidiums dazu veranlassen könnten, ihre Empfehlung an die übergeordnete Behörde entsprechend anzupassen.
Warum gibt es Kritik an den Terminen? Der Mannheimer CDU-Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Nikolas Löbel moniert, dass die Einladungen für die Anhörung kurzfristig erfolgten. Überhaupt seien die Termine wenige Tage nach dem Ende der Sommerferien unglücklich gewählt. Außerdem konterkariere der Zeitpunkt das Ansinnen der Stadt, das Planfeststellungsverfahren bis zum Vorliegen einer wichtigen Studie für die Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt auf Eis zu legen.
Schon Ende vergangenen Jahres hatte sich das Regionalforum Schienenkorridor Rhein-Neckar über die Bahn und ihr Vorpreschen geärgert. Schließlich soll das vom Bund beauftragte Gutachten auch Antworten in Sachen Lärmschutz geben, zum Beispiel, ob ein Tunnel möglich ist. Das Vorgehen der Bahn erschwere diese Variante, hieß es. Und Ralph Schlusche, Verbandsdirektor des Verbands Region Rhein-Neckar, seufzte: "Es tut uns schon weh, dass die Bahn einen Teil der Gesamtlösung einfach herausnimmt."



