Der Riedbahn-Ausbau ist eine ausgemachte Sache

Am Dienstag wurde der Realisierungs- und Finanzierungsvertrag für die Strecke von Mannheim über Biblis bis ins hessische Groß-Rohrheim an die Bahn übergeben

26.01.2016 UPDATE: 27.01.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 16 Sekunden

Symbolfoto: dpa

Von Harald Berlinghof

Frankfurt/Rhein-Neckar. Die einen nennen sie einfach nur Riedbahn, für andere ist es die Rhein-Main-Neckar-Bahn - nicht zu verwechseln allerdings mit dem Main-Neckar-Ried-Express entlang der Bergstraße über Bensheim und Darmstadt bis Heidelberg. Doch jenseits aller Namensverwirrungen ist die Strecke von Mannheim über Biblis bis ins hessische Groß-Rohrheim ein bedeutender Teil des S-Bahn-Netzes Rhein-Neckar.

Der Streckenast stellt einen wichtigen Lückenschluss dar und verbindet die Orte des hessischen Rieds mit Mannheim im Süden und Frankfurt im Norden. Gestern übergab der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir im Frankfurter Hauptbahnhof im Beisein von Christian Specht, Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein Neckar (ZRN), und Volkhard Malik, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein Neckar GmbH (VRN), den entsprechenden Realisierungs- und Finanzierungsvertrag an Susanne Kosinsky, Leiterin Regionalbereich Mitte der DB Station & Service AG.

Insgesamt werden für den Ausbau der Strecke 24,2 Millionen Euro investiert. Geldgeber sind das Land Hessen mit fünf Millionen Euro für den Ausbau der Stationen Lampertheim, Bürstadt, Bobstadt, Biblis und Groß Rohrheim auf hessischem Gebiet. Der Bund steuert elf Millionen Euro bei; der Zweckverband Rhein-Neckar mit den beteiligten Kommunen zahlt 8,2 Millionen Euro.

Innerhalb des Mannheimer Stadtgebietes teilt sich die S-Bahn-Verbindung vom Hauptbahnhof ausgehend in einen westlichen und östlichen Streckenast auf. Der derzeit durch den Öffentlichen Personenverkehr nicht bediente östliche Streckenabschnitt soll zukünftig in das Bedienungskonzept der S-Bahn Rhein-Neckar integriert werden. Neben der Modernisierung von sieben bisherigen Stationen der Riedbahn ist der Neubau des Haltepunktes Mannheim-Neuostheim vorgesehen. Die geplante S-Bahn-Anbindung wird im Bereich von Neuostheim durch den zeitgleichen Umbau von zwei bereits vor 1900 errichteten Brückenbauwerken über den Neckar und den Neckarkanal ermöglicht.

Al-Wazir bezeichnete den Ausbau der Stationen als wichtige Teilmaßnahme des Projekts S-Bahn Rhein-Neckar: "Wir machen die fünf Stationen bis Ende 2017 barrierefrei für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Dies verbessert die Schienenanbindung der Bergstraße und fördert das Zusammenwachsen der Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar". Die Baumaßnahmen beginnen Mitte 2016; sie umfassen unter anderem die Anhebung der Bahnsteige. Groß-Rohrheim ist die letzte Station im Gebiet des VRN; nördlich beginnt das Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes.

Hintergrund

Von Harald Berlinghof

Die Bahn geht auf die Anwohner entlang der Riedbahnstrecke in Mannheim zu. Nachdem das Unternehmen in Abstimmung mit der Stadt Mannheim fast 600 Gebäude und Wohnungen in den Stadtteilen Blumenau, Schönau, Gartenstadt und Waldhof ermittelt hat, die

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Von Harald Berlinghof

Die Bahn geht auf die Anwohner entlang der Riedbahnstrecke in Mannheim zu. Nachdem das Unternehmen in Abstimmung mit der Stadt Mannheim fast 600 Gebäude und Wohnungen in den Stadtteilen Blumenau, Schönau, Gartenstadt und Waldhof ermittelt hat, die vor allem durch den zunehmenden Güterverkehr einer zusätzlichen Lärmbelastung ausgesetzt sind, sollen in diesen Tagen die Anwohner Post von der Stadt bekommen.

Darin enthalten sind auch die Unterlagen für die Teilnahme an einem Förderprogramm zur Anbringung von passivem Schallschutz. Darunter versteht man Schallschutzfenster und Lüfter, die ein Öffnen der Fenster nachts überflüssig machen sollen. Die Bahn gesteht zu, dass in den angeschriebenen Haushalten die zulässigen Lärmgrenzwerte überschritten werden. Förderfähig sollen allerdings nur Gebäude sein, die vor 1974 erbaut wurden, weil davor andere gesetzliche Regelungen galten.

Jedem Teilnehmer an dem Förderprogramm wird angeboten, dass ein Ingenieurbüro kostenlos die Wohnsituation beurteilt. Schallschutzfenster werden nur in Kinderzimmern und Schlafräumen gefördert. Auf dieser Grundlage entscheidet der Eigentümer - nicht der Mieter - über die Realisierung der Maßnahmen, für die er 25 Prozent der Kosten selbst übernehmen muss.

Die Bahn betont, dass es sich bei der Lärmsanierung um eine freiwillige Leistung des Bundes handelt und kein Rechtsanspruch darauf besteht, da es sich um keinen Streckenneubau handelt. "Die Bahnlinie war in aller Regel vor der Wohnbebauung da", so ein Sprecher. "Das ist, wie wenn jemand neben die Kirche zieht und sich dann über das Glockenläuten beschwert". Allerdings ist auch unstrittig, dass die Lärmbelastung in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat. Die Mannheimer Bürgerinitiative "Lärm hoch drei" fordert in der Quadratstadt seit Jahren eine Lärmreduzierung durch die Bahn. Weiter südlich tut das die Hockenheimer Bürgerinitiative "Stille Schiene" (BISS).

Schallschutzfenster sind bei Anwohnern, so ist von Bürgerinitiativen immer wieder zu hören, kein sehr beliebtes Mittel der Lärmsanierung. "Wer will sich schon in seiner Wohnung rund um die Uhr verbarrikadieren. Wir lehnen die Schallschutzfenster mit Lüfter als Zwangsbelüftung ab", betont Jürgen Kuhn von "Lärm hoch drei". "Deshalb akzeptieren wir die jetzt eingeleiteten Maßnahmen nur als vorübergehende Entlastung der Anwohner und fordern weiterhin vehement eine Untertunnelung der östlichen Riedbahnstrecke", so Kuhn, der in Neuostheim selbst vom Bahnlärm betroffen ist. Man befürchtet, dass die Bahn nach dem Einbau solcher Fenster diesen Streckenabschnitt unter der Rubrik "lärmsaniert" ablegt. "Wir wollen daher, dass die Anwohner den jetzt von der Bahn angebotenen Spatz in die Hand nehmen, aber weiter die Taube fordern", sagt er. Und die Taube auf dem Dach das ist eben der Tunnel.

Auf dem 33 500 Kilometer langen Streckennetz der Bahn sind 3700 Kilometer besonders belastet. Bundesweit "brennt" es wegen Lärmsanierungen an 1485 Stellen. Seit 1990 wurden rund 560 Kilometer Schallschutzwände errichtet und in 53 400 Wohnungen Schallschutzfenster eingebaut. Dafür wurden mehr als eine Milliarde Euro an Bundes- und Bahnmitteln eingesetzt.

In der Metropolregion Rhein-Neckar wird im Zusammenhang mit der ICE-Neubaustrecke Rhein-Main/Rhein-Neckar immer wieder betont, dass ein maximaler Schutz der Anwohner vor zusätzlichem Bahnlärm Bedingung für eine Realisierung sei. Von Schallschutzwänden bis hin zu kompletten Einhausungen der Güterbahnstrecke reicht das Szenario. Allerdings, so die Bahn, ist dort die Grundlage eine andere, weil es sich um den Neubau einer Strecke handelt.

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Hintergrund

Von Harald Berlinghof

Rhein-Neckar. Die für 2017 geplante Fertigstellung der zweiten Ausbaustufe der S-Bahn Rhein-Neckar wird sich für einzelne Stationen bis ins Jahr 2019 verzögern. Was Politiker schon seit Längerem befürchtet hatten, wurde jetzt von der Bahn

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Von Harald Berlinghof

Rhein-Neckar. Die für 2017 geplante Fertigstellung der zweiten Ausbaustufe der S-Bahn Rhein-Neckar wird sich für einzelne Stationen bis ins Jahr 2019 verzögern. Was Politiker schon seit Längerem befürchtet hatten, wurde jetzt von der Bahn bestätigt. "Der Rahmenterminplan für die 2. Ausbaustufe muss den aktuellen Entwicklungen und rechtlichen Voraussetzungen angepasst werden.

Nach Einführung eines Umweltleitfadens und den darin enthaltenen Vorgaben sind nunmehr für den Um- und Neubau der Stationen überwiegend Planfeststellungsverfahren durchzuführen", teilte das Unternehmen gestern mit.

Hätten die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten vor einer Woche nicht am Rande des Flüchtlingsgipfels beschlossen, die Bundes-Fördermittel aus dem Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Gesetz über das Jahr 2019 hinaus fortzuschreiben, wären auf die Region - oder das Land Baden-Württemberg - zusätzliche Kosten in Millionenhöhe zugekommen. Ursprünglich sollten alle Projekte aus der Bundesförderung herausfallen, die bis Anfang 2019 nicht fertiggestellt sind.

Betroffen von der Verschiebung sind insgesamt 34 Stationen, davon sieben in Hessen und in Baden-Württemberg, auf den noch nicht S-Bahn-gerecht ausgebauten Hauptstrecken der Main-Neckar-Bahn, der Riedbahn, zwischen Mannheim-Karlsruhe sowie zwischen Heidelberg und Bruchsal. Nach derzeitigem Stand werden die Stationen zu den folgenden Zeitpunkten fertig sein:

Mannheim-Friedrichsfeld-Darmstadt: Juni 2017

Mannheim-Groß-Rohrheim: Dezember 2017

Mannheim-Karlsruhe: Dezember 2018

Heidelberg-Bruchsal/Karlsruhe: Dezember 2019

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