Rettungsleitstelle: "Ladenburg ist noch nicht Geschichte"
Kreisräte bringen als künftigen Sitz der Leitstelle für Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis die bisherige Einsatzzentrale ins Spiel

Die Notrufnummer 112 steht zum Einprägen auf einem Krankenwagen des Roten Kreuzes. Foto: Ebener
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. Die Nachricht, dass es künftig im Bereich Heidelberg/Mannheim/Rhein-Neckar-Kreis gleich zwei Leitstellen für Rettungsdienste und Feuerwehr geben soll, hat für mächtig Aufregung gesorgt. Bei Politikern des Kreistages stößt dieses Ansinnen auf Ablehnung.
"Das ist vollkommen unverständlich", schüttelt Christdemokrat Bruno Sauerzapf den Kopf. Schließlich bedeute dies doch wesentlich höhere Kosten. Man hätte sich vernünftigerweise auf einen Standort einigen sollen. Aber Mannheim habe wohl unbedingt eine eigene Leitstelle haben wollen. "Zwei Leitstellen, die parallel existieren, so etwas ist doch kontraproduktiv", ärgert sich Hans Zellner (Freie Wähler). "In Mannheim werden kommunale Befindlichkeiten bedient", findet Ralf Göck (SPD). "Das ist eine unbefriedigende Entscheidung", ergänzt Claudia Felden (FDP). Das Kirchturmdenken müsse endlich überwunden werden, fordert die Liberale. Eine gute Versorgung der Bevölkerung müsse oberste Priorität haben.
Um was geht es? Seit Jahren gibt es Streit zwischen Heidelberg und Mannheim um den künftigen Hauptsitz der sogenannten Bereichsübergreifenden Integrierten Leitstelle Rhein-Neckar. Dort sollen über die Nummer 112 sämtliche Notrufe von Feuerwehr und Rettungsdienst aus den beiden Großstädten und dem Rhein-Neckar-Kreis auflaufen. Aktuell befindet sich die Integrierte Leitstelle in Ladenburg. Ein Gutachten hatte sich für Heidelberg als Sitz ausgesprochen - auch alle Beteiligten hatten sich zunächst auf diesen Standort verständigt, inklusive der Kostenträger (Krankenkassen) des Rettungsdiensts.
Bis Mannheim 2014 plötzlich seine Meinung änderte und Sitz der Leitstelle werden wollte. In der neuen Hauptfeuerwache - die am heutigen Freitag feierlich eröffnet wird - sei genügend Platz. Zudem verwies Oberbürgermeister Peter Kurz auf die hohe Dichte an Störfallbetrieben in der Quadratestadt, den zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands und den größten Rangierbahnhof in Baden-Württemberg.
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Am Mittwoch wurde dann plötzlich eine Lösung präsentiert. Stefan Dallinger, Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, Kurz und dessen Heidelberger Amtskollege Eckart Würzner haben sich mit dem Landesinnenministerium darauf verständigt, jeweils eine Leitstelle für Mannheim sowie für Heidelberg und den Landkreis einzurichten. Stuttgart unterstütze politisch und fachlich den Vorstoß, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung (die RNZ berichtete).
Wenn nun aber Mannheim eine eigene Leitstelle bekommt, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass für die Stadt Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis ein gemeinsamer Rettungsdienstbereich gebildet und eine gemeinsame Leitstelle benötigt wird. Aber was ist mit dem Standort? Weiter in Ladenburg, oder - wie im Gutachten favorisiert - in Heidelberg? Man hätte bei drei Partnern, also mit Mannheim, einen Standort in Heidelberg favorisiert. Jetzt ergebe sich aber eine neue Situation. "Schließlich haben wir Millionen Euro in Ladenburg investiert", sagt Bruno Sauerzapf.
"Ich kann nicht nachvollziehen, warum Heidelberg nach der neuen Entwicklung der bessere Standort sein sollte", stellt Ralf Göck in den Raum. Man müsse jetzt prüfen, ob der Standort Ladenburg ausreiche beziehungsweise ein neuer Standort in Heidelberg überhaupt noch nötig sei, wirft Hans Zellner ein. Einen Satz können die Kreispolitiker auf jeden Fall unterschreiben: "Ladenburg ist noch nicht Geschichte."
Und was sagt das Landratsamt dazu? Wenn für die Stadt Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis ein gemeinsamer Rettungsdienstbereich gebildet werde, werde man mit der Stadt Heidelberg sowie den DRK-Kreisverbänden Mannheim und Rhein-Neckar/Heidelberg weiter vertrauensvoll, ziel- und lösungsorientiert zusammenarbeiten. Dies beinhalte selbstverständlich die Zielsetzung, eine gemeinsame Leitstelle für den neuen Rettungsdienstbereich einzurichten und zu betreiben.
"Wo, beziehungsweise in welcher Form die Leitstelle betrieben wird, muss aber zwangsläufig Gegenstand eines weiteren, strukturierten Abstimmungs- und Entscheidungsprozesses sein", erläutert Christoph Schauder. "Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich die Zahl der potenziellen Leitstellenträger bei der Implementierung eines Mannheimer Rettungsdienstbereichs im Bereich Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg reduziert, was insbesondere Auswirkungen auf die Kostenstruktur haben wird", sagt der Ordnungsdezernent des Rhein-Neckar-Kreises.



