BuGa 2019

Heilbronn droht ein Nahverkehrsdesaster

Verantwortliche kämpfen erst spät gegen Streckensanierungen der Bahn während der Bundesgartenschau 2019 - Die Hoffnung ist gering

31.07.2017 UPDATE: 01.08.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Die Bahn soll während der Buga 2019 in Heilbronn nicht aufs Abstellgleis. Jetzt hat ein überparteiliches Bündnis die Deutsche Bahn aufgefordert, die geplante Streckenerneuerungen zur Bundesgartenschau zu verschieben. Foto: Endres

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn/Region. Wenn nicht noch ein paar Wunder der Einsicht geschehen, dann wird die Bundesgartenschau (Buga) in Heilbronn aus drei Himmelsrichtungen nicht per Bahn zu erreichen sein. Am 17. April 2019 wird sie eröffnet und insgesamt 173 Tage lang dauern. Verantwortlich für das drohende Nahverkehrsdesaster sind umfangreiche Streckensanierungen der Deutschen Bahn auf gleich mehreren Strecken. Schienenersatzverkehre sollen das abfangen. Nur aus Richtung Stuttgart könnte es reibungslos gehen, weil Heilbronn während der Gartenschautage an das Intercity-Netz angeschlossen werden soll. Die Folgen für die Buga haben deren Macher und politisch Verantwortliche erst spät realisiert. Jetzt prallen die Positionen aufeinander.

Allein die Hoffnung ist gering, dass die Buga nicht doch vom Schienenverkehr abgehängt wird. Dabei gehen die Buga-Organisatoren um Geschäftsführer Hanspeter Faas davon aus, dass rund 25 Prozent der prognostizierten 2,5 Millionen Besucher mit der Bahn anreisen wollen.

Hintergrund

Die Bahn-Bauarbeiten während der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn:

> 12. bis 29. April: Totalsperrung zwischen Heidelberg und Neckargemünd mit Ausfall des Regionalexpress (RE) zwischen Eberbach/Sinsheim und Heidelberg sowie der S 5/51 zwischen Heidelberg und

[+] Lesen Sie mehr

Die Bahn-Bauarbeiten während der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn:

> 12. bis 29. April: Totalsperrung zwischen Heidelberg und Neckargemünd mit Ausfall des Regionalexpress (RE) zwischen Eberbach/Sinsheim und Heidelberg sowie der S 5/51 zwischen Heidelberg und Meckesheim. Hier wird es einen Schienenersatzverkehr geben.

> 29. April bis 13. Mai: Sperrung zwischen Neckargemünd und Meckesheim mit Ausfall des RE zwischen Sinsheim und Heidelberg, der S 5 zwischen Neckargemünd und Meckesheim sowie der S 51 zwischen Meckesheim und Heidelberg; allerdings mit Umleitung des RE über Eberbach. Der RE Heilbronn - Mannheim fährt weiter im Stundentakt.

> 11. Juni bis 24. Juni: Sperrung Eberbach - Neckargemünd mit Ausfall des RE zwischen Eberbach und Heidelberg; Umleitung des RE über Sinsheim.

> 7. Januar bis 20. August: Bauarbeiten am Wittighausener Tunnel. Hier soll voraussichtlich ein Schienenersatzverkehr zwischen Lauda und Würzburg angeboten werden.

[-] Weniger anzeigen

Der Stein kam ins Rollen, als im Regionalverband Heilbronn-Franken ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen von SPD, Grünen und Die Linke scheiterte, die angekündigten Bauarbeiten auf den betroffenen Strecken zu verschieben, und als Heilbronner Stadträte laut Alarm schlugen. Die Verbalinjurien gegen die Bahn waren heftig. Schienenersatzverkehr sei "Gift" für die Buga hieß es mehrfach, man wolle nun Unternehmen wie Flixbus ansprechen. Eine weitere kritische Unbekannte ist der Verlauf der Bauarbeiten auf der A 6 und an der Autobahnbrücke zwischen Heilbronn und Neckarsulm.

Späte Reaktionen, dabei lagen die Pläne der Bahn nicht im Tresor. Sie sind so einsehbar, wie es nicht einzusehen ist, dass man in Heilbronn so lange nichts mitbekam. Auf eine Antwort auf seinen Brandbrief an Bahnvorstand Ronald Pofalla wartet Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel immer noch. Die SPD-Bundestagsabgeordneten Josip Juratovic und Annette Sawade wandten sich schon Mitte Juni in einem Brief an Sven Hantel, den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG für das Land, und baten um eine Terminüberprüfung der Schienenbauprojekte mit dem beachtlichen Hinweis, dass ihnen "über die Berichterstattung in der Presse hinaus keine weiteren Informationen vorliegen". Hantels Antwort kam nach vier Wochen: Man müsse noch mal reden. Eine gute Bahnanbindung für die Buga sei zu gewährleisten.

Auch interessant
Streckensperrung während der Buga 2019: Heilbronn soll nicht vom Bahnnetz abgekoppelt werden
Heilbronn: Jetzt kommt auch die digitale Baustelle
Knotenpunkt Karl-Nägele-Brücke: Ein Meilenstein für die Verkehrsentlastung in Heilbronn
Bundesgartenschau Heilbronn: Heilbronn steht zur Buga auf dem Abstellgleis
Fertigstellung bis zur Buga fraglich: Hotel am Heilbronner Stadtgarten wird zur Zitterpartie
Bundesgartenschau in Mannheim: Gemeinderat stimmt umstrittenem Buga-Konzept zu

Ein Hoffnungsschimmer, den der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, Norbert Barthle (CDU), gleich wieder zunichte machte: Die Bahn habe mitgeteilt, dass die Arbeiten auf den Verbindungen Heilbronn − Heidelberg und Heilbronn − Würzburg nicht verschoben werden könnten. Zeitgleich verlangte Reinhold Gall, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, von Verkehrsminister Winfried Hermann, "Druck zu machen". Die Bahn mache die Region schließlich "zum Gespött". Eine Bürgerinitiative spricht zum Beispiel schon von "Heilbronn im Schlafwagen".

Besonders hart trifft die Buga die monatelange Sperrung der Frankenbahn. An ihrer Strecke liegt der Wittighausener Tunnel, dessen Sanierung dort schon lange gefordert wird. "Unumgänglich" sei sie, hieß es auch vonseiten des Landesverkehrsministeriums, weil der Güterverkehr immer noch das Gegengleis benutzen muss. Dieser Engpass müsse beseitigt werden. Zumal im Dezember 2019 der neue Verkehrsvertrag für die Frankenbahn in Kraft trete. Nicht hinnehmbar sei daher eine zeitliche Verschiebung, stellten die Bürgermeister der Anliegerorte dieser Bahnstrecke klar. Sie werfen den Heilbronnern Arroganz und egoistisches Handeln vor.

Vorfreude sieht also anders aus. Auf dem Marktplatz von Heilbronn steht eine "Buga-Uhr". Sie zählt die Tage, Stunden und Sekunden bis zur Eröffnung. Noch sind es gut 650 Tage.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.