Festzug-Lärm bleibt ein Problem
Anwohner in der Passein beschweren sich über zu laute Musik von den Wagen.

Von Micha Hörnle
Schriesheim. Schon kurz nach dem Festzug im letzten Jahr beklagten Anwohner aus der Passein eine unerträgliche Lautstärke, die von einigen teilnehmenden Wagen ausging. In diesem Jahr war einiges besser – vor allem die Sportschützen waren deutlich leiser –, aber doch stört es Ralf Strietzel, dass einige Teilnehmer mit ihren Anhängern nach dem Ende des Umzugs noch in der Passein stehen bleiben und die Nachbarschaft mit lauter Musik terrorisieren: "Da wackeln wegen der Bässe bei uns die Scheiben", sagt Strietzel. "Die Bässe wummern in den Ohren" – was für ihn unerträglich ist, denn er leidet an einem Tinnitus.
Er habe dann, wie im letzten Jahr, die Polizei gerufen. Doch, so sagt er, habe sich die Beamtin "nicht durchsetzen können". Mit Abstand am lautesten sei der Wagen der Landjugend gewesen, der traditionell den Abschluss des Festzugs bildet. Aber auch der vom "Push"-Verein und der aus Neckarhausen seien ihm als besonders laut aufgefallen. Mit der Landjugend soll auch Bürgermeister Christoph Oeldorf herumdiskutiert haben, wie Strietzels Sohn Jens beobachtete: "Da hat man offenbar keinen Respekt mehr vor Amtspersonen."
Das bestätigt sein Nachbar vom Anfang der St.-Wolfgang-Straße, Oskar Frieß. Das Hauptproblem sei vor allem die Zeit des Zugendes. Am Anfang und während dessen sei alles kein Problem – schlimm sei nur eben die lange Zeit mit lauter Musik, bevor die Wagen wieder wegfahren.
Jens Strietzel ist zudem ein "Wettrüsten" in Sachen Lautstärke aufgefallen – gerade bei der Landjugend: "Im letzten Jahr hatten die nur einen Lautsprecher, jetzt waren es vier." Daher plädiert er für eine Leistungsbegrenzung für die Anlage – oder die strikte Vorgabe, dass die Musik nach Zugende ausgeschaltet werden muss. Die Strietzels und Frieß betonen, sie wollten keinem das Feiern vermiesen – zumal sie selbst gern auf den Mathaisemarkt gehen –, aber die Stadt müsse nun den Festzug-Teilnehmern mal die Grenzen aufzeigen.
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Andere Nachbarn, so berichtet Strietzel, hätten mittlerweile resigniert: "Die flüchten vor dem Festzug." Das ist aber für Strietzel keine Option. Im nächsten Jahr, so lautet ihr Vorschlag, könnte ja mal das Rathaus den Lärm vor Ort messen lassen.
Das Rathaus erklärte auf RNZ-Anfrage, dass es "im Vorfeld des Festzugs intensive Gespräche mit den Beteiligten geführt hat, in welchen die organisatorischen Rahmenbedingungen geklärt wurden. Auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr wurden hierbei die Thematiken rund um Lautstärke und Lärm nochmals explizit aufgegriffen. Seitens der Beteiligten wurde dabei versichert, dass die getroffenen Absprachen am Festzug-Sonntag berücksichtigt werden".
Man habe festgestellt, "dass sich die Mehrheit der Akteure an diese Vereinbarungen gehalten hat. Dennoch gab es leider auch in diesem Jahr wieder vereinzelt Wägen, welche durch eine hohe Lautstärke aufgefallen sind". Direkt nach Festzugende habe man "das Gespräch mit den Betroffenen gesucht, wodurch in nahezu allen Fällen unmittelbar eine Reduzierung der Lautstärke bzw. ein Abschalten der Musik nach Auflösung des Festzugs erwirkt werden konnte". Nun, nach dem Mathaisemarkt, werde es einen nicht-öffentlichen Termin mit allen Beteiligten geben, bei dem "die Thematik nochmals explizit aufgearbeitet werden soll".
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Das war’s: Am Sonntag endete mit dem traditionellen Feuerwerk der Mathaisemarkt – und er war, glaubt man den Organisatoren und Besuchern, einer der besten der letzten Jahre. Das lag vor allem am Wetter – wobei das erste Festwochenende in jeder Hinsicht rekordverdächtig war: 37.000 Besucher kamen am vorletzten Sonntag bei Bilderbuchwetter und T-Shirt-Temperaturen – zeitweise über 20 Grad – in die Innenstadt, um sich einen besonders prächtigen Festzug anzuschauen, bei dem sich zum ersten Mal die Dossenheimer Nachbarn groß beteiligten.
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Der letzte Mathaisemarkt-Tag war hingegen etwas verhangener, wie überhaupt in der letzten Woche das Wetter etwas labiler war. Das zeigte sich auch bei den Besucherzahlen: Insgesamt, so schätzte Feuerwehrkommandant Oliver Scherer, kamen an den acht Mathaisemarkt-Tagen seit vorletztem Freitag – am Mittwoch und Donnerstag ruht der Betrieb – 114.000 Besucher, etwas weniger als im Vorjahr mit 128.000, aber deutlich mehr als in den Vor-Corona-Jahren 2018 (80.000) oder 2019 (90.000). Bisheriger Spitzenreiter ist der Mathaisemarkt zum 1250-jährigen Stadtjubiläum, zu dem 162.000 Gäste kamen.
Und doch zog es am Sonntag 18.000 Besucher nach Schriesheim – sei es zum Umzug der Fanfarenzüge und der historischen Schlepper, sei es auf den Rummel oder ins Festzelt. Das wiederum ist die große Neuerung des Fests, denn der Betreiber hat gewechselt.
Unter dem "Neuen", Stephan Finke, präsentiert sich der zentrale Ort des Festgeschehens deutlich freundlicher (und auch sauberer) als noch in den Vorjahren. Das einzige Manko ist die Tontechnik, die zeitweise ausgerechnet beim offiziellen Mathaisemarkt-Start aussetzte: der Krönung der Weinhoheiten am vorletzten Freitag, als deren Worte kaum zu den über 1700 Besuchern durchdrangen.
Auch das Sorgenkind des letzten Jahres, der Krammarkt, hat sich wieder erholt: Gab es 2023 zwischen den Händlerständen noch erhebliche Lücken, so sind diese wieder gefüllt, sodass sich das Flanieren hier wieder lohnt. Schwierig hingegen ist die Lage im Gewerbezelt (neben dem großen Festzelt), denn hier kamen einige Betriebe nicht mehr – aus Personalmangel, wie Organisator Rolf Edelmann erklärt.
Und deswegen klaffen hier, trotz einiger neuer Aussteller, etliche Lücken. Wobei der eigentliche Renner im Gewerbezelt die Gastronomie ist – die etwas heimeligere Alternative zum großen Festzelt. Auf dem Rummelplatz – sein Wahrzeichen ist das 48 Meter hohe Riesenrad "Grand Soleil" – hingegen sind fast alle Schausteller zufrieden, das Geld sitzt wieder lockerer – und natürlich spielte ihnen das Wetter in die Karten.
Bei einem so großen Fest bleiben Schlägereien nicht aus: Insgesamt kam es laut Polizei zu fünf Körperverletzungen. Am gravierendsten war eine am Samstag: Da bedrohte ein 45-Jähriger nach einem Streit einen 31-Jährigen mit einem Messer und traktierte ihn dann mit Faustschlägen. Aber alles in allem sei es doch ein "relativ friedliches Fest" gewesen, bilanziert das Polizeipräsidium Mannheim.
Das bestätigt auch Stefanie Zöllner vom Roten Kreuz: Bis zum frühen Sonntagabend wurden 58 Personen in der Sanitätsstation versorgt, zehn mussten ins Krankenhaus: "Für diese Menge an Menschen ist das wenig. Gerade am zweiten Wochenende war – bis auf die Messerattacke – recht wenig bei uns los."




