Mathaisemarkt Schriesheim

Festfinale mit Fanfaren und Schleppern (plus Fotogalerien)

Am letzten Markttag zogen die Fanfarenzüge und die historischen Schlepper durch die Altstadt. Tausende Besucher standen am Straßenrand.

11.03.2024 UPDATE: 10.03.2024 19:43 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden
Beim Umzug der Fanfarenzüge machten 13 Vereine mit; die weiteste Anfahrt hatte der aus Halver. Foto: Kreutzer

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Ganz so sonnenverwöhnt wie der Festzug eine Woche zuvor war am Sonntagmittag der Umzug der Fanfarenvereine und der historischen Traktoren durch die Altstadt nicht. Und doch: Das Wetter hielt – im letzten Jahr hatte es sogar noch morgens geschneit –, wieder säumten Tausende die Straßen, als sich 13 Fanfarenzüge und 36 Traktoren durch die Altstadt schoben.

Mit dabei auch Franziska und Kurt Reinhardt aus Ursenbach: Sie sind regelmäßige Zuschauer – er wegen der Traktoren, sie wegen der Fanfarenzüge: "Mir hat es sehr gut gefallen", sagte Franziska Reinhardt – vor allem der Meckesheimer Fanfarenzug, der sogar mitten beim Marschieren die Richtung wechselte.

Den Veteranen, einen Land-Bulldog von 1947, konnte man allerdings nur auf dem Bürgermeister-Rufer-Platz bestaunen: Richard Schröder aus Großsachsen hatte ihn "hergefahren" (eigentlich wurde er von einem Fahr-Güldner-Traktor, den seine Tochter Silke Bischof lenkte, hergeschleppt), doch beim Umzug wollte Schröder dieses Mal nicht mitmachen, er ist erkältet. Und natürlich hat dieses 76 Jahre alte Modell seine Eigenheiten: Es muss vorglühen und wird dann mit einem Schwungrad in Gang gesetzt.

Dieser ganz besondere Schlepper mit der hübschen Bezeichnung "Ackerluft" hat jede Menge Patina, er wurde noch nie restauriert – und war immer in Familienbesitz: "Der Lanz-Bulldog ist ein Jahr älter als ich", erklärt Schröder. Sein Vater kaufte ihn damals für 8000 Reichsmark; auch wenn er jahrelang in der Scheune stand, "läuft er noch einwandfrei".

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Auch aus Großsachsen ist wieder Karl Weingärtner angereist – mit seinem Allgaier-Porsche-Traktor von 1954. Denn Porsche baute einst selbst Schlepper, ließ aber auch welche in Lizenz produzieren, wie bei Allgaier. Diese schwäbische Firma hatte sonst immer Traktoren mit Verdampfungskühlung hergestellt, erst mit dem Porsche-Modell setzte man auf Luftkühlung, wie Weingärtner weiß. Sein schnittiges Modell ist nicht, wie die berühmten Porsche-Traktoren rot, sondern grün – "und viel seltener", so Weingärtner. Mit ihm fahren drei seiner vier Enkel – und fürs nächste Jahr darf die RNZ mitfahren, so hat er es versprochen.

Im letzten Jahr durfte der RNZ-Lokalredakteur neben Marc Hartmann auf einem 1952er Bischoff Platz nehmen. Doch den haben nun die kleine Weinhoheit Frieda (7) und ihre Freundin Lena eingenommen. Beide sind schon aufgeregt, denn beim Umzug sind sie noch nie mitgefahren. Hartmann weiß, wieso er die Mädels und nicht die RNZ mitnimmt: "Erstens ist es schöner, in dieser Begleitung zu fahren. Und zweitens sollte man auch eine kleine Weinhoheit an diese Tradition heranführen."


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Übrigens: Einen richtigen roten Porsche-Traktor – Baujahr 1963 – gab es am Sonntag auch, den fuhr Walter Wunderle aus Viernheim; mit von der Partie war sein Bruder Bernhard, der einen grünen Deutz von 1954 lenkte. Auch aus Viernheim kam Klaus Haas, der sogar einen liebevoll geschmückten Anhänger mitbrachte: In diesem Jahr zeigte er auf ihm "Gerätschaften für die Heu- und Getreideernte".

Er erklärt: "Jedes Jahr zeige ich auf dem Anhänger etwas anderes, sonst wird es ja langweilig. Ich komme doch nicht mit einem nackigen Traktor nach Schriesheim." Er ist, wie die Wunderle-Brüder, über die Felder von Viernheim hierher gefahren: "Als Landwirt kennt man sich aus."

Die anderen Stars des Tages sind die Fanfarenzüge. Die weiteste Anfahrt hat der aus Halver, einer Kleinstadt bei Lüdenscheid: "Wir kommen schon ewig und drei Tage hierher", sagt Bianca Wähner, sie mag das besondere Ambiente – und dass beim gemeinsamen Spiel das Festzelt "schön voll war". Zum ersten Mal hier ist Marvin Schüle; überhaupt war es sein zweiter Auftritt mit dem Fanfarencorps Landsknechte – und irgendwie wähnt er sich an der Bergstraße im Schwäbischen – aber das wäre so, als würde man die Halverer Rheinländer nennen (sie sind aber stolze Westfalen).

Deutlich kürzere Wege hatte der Perkeo-Fanfarenzug aus Heidelberg, der nach einer längeren Pause jetzt wieder zum zweiten Mal in Schriesheim ist – und es nicht bereut. Jürgen Rück lobt "die gute Stimmung" an der Bergstraße – und das sollte sich ja auch beim Umzug zeigen.

Joachim Müller kommentierte am alten Rathaus die Fanfarenzüge und war bisher mit dem Sonntag zufrieden, auch beim ersten Spielen am Morgen: "Das war richtig schön, und das Festzelt wirklich gut gefüllt. Nur mit der Technik hat es nicht geklappt. Aber das war schnell behoben." Sein Co-Moderator Daniel Heberle wäre eigentlich gern selbst (und zum ersten Mal) mitgefahren, aber er musste überraschend für den erkrankten Organisator des Schleppertreffens, Peter Grüber, einspringen.

Kaum dass er die letzten Mini-Maschinen – traditionell die sechs kleinen "Holder" aus Schriesheim – angesagt hatte, rannte er zum Unteren Schulhof, setzte sich auf seinen 1957er Hanomag R16 – und bildete so dann doch noch den Schluss des Umzugs.

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