Mord in Kirschartshausen: Die Polizei tappt bis heute im Dunkeln
Die Bluttat von Kirschgartshausen ist immer noch ungeklärt - Gerüchteküche spricht von einer Tat der Mafia

Es ist wieder ruhig und idyllisch in Mannheim-Kirschgartshausen. Dem Ort an der Bundesstraße 44 zwischen Sandhofen und Lampertheim, den man eigentlich kaum beachtet, gäbe es keine Abfahrt. Dem Ort, der am 13. Mai diesen Jahres brutal aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde, als ein Paar Opfer eines Mordanschlags wurde. Ein 45-jähriger Italiener und seine 42-jährige aus Thailand stammende Partnerin wurden buchstäblich hingerichtet wurden. Sie waren erst kurz davor aus der Pfalz zugezogen, hatten sich in dem Örtchen ein Gehöft gemietet. Der Junge ging in die nächstgelegene Schule. Der elfjährige Sohn und eine Verwandte fanden die Leichen. Die Polizei hat bis heute keine heiße Spur. Immer wieder werden Verbindungen zur Mafia hergestellt, der 45-Jährige stammte aus Sizilien, hatte immer noch Kontakte dorthin.
In der Zwischenzeit herrscht in dem kleinen Ortsteil in Mannheims Norden wieder fast Normalität. Es ist ruhig geworden. Verkehr gibt es dort kaum, Natur umso mehr. Es ist irgendwie eine kleine, andere Welt mit schönen, alten Anwesen, teils unbefestigten Straßen und vielen Einladungen zum Träumen.
Auch die ungefähr 15 Bewohner kommen anscheinend zur Ruhe. So auch Hans-Christian Groß, der auf seinem Hofgut Antiquitäten verkauft. Er erinnert sich noch gut an die Tage nach der Tat. "Es war ein komisches Gefühl - ein Mord in der Nachbarschaft", blickt er zurück. Auch wenn er selbst die Opfer nicht gekannt hatte. Denn sein Anwesen befindet sich knapp zwei Kilometer vom Tatort entfernt.
"Die Bewohner dort nennen ihr Gebiet selbst ,Fünfhausen'", erklärt Groß. Kirschgartshausen bestehe, so klein es auch ist, sozusagen aus zwei Abschnitten. Auf den Ersten stoßen die Besucher gleich nach der Abfahrt von der B44. Dort befinden sich auch das Antiquitätengeschäft und eine Gaststätte. Der zweite Abschnitt folgt, wenn man weiter in Richtung Rhein fährt. Wie an einer Perlenkette reihen sich dann ein paar Aussiedlerhöfe aneinander. Darunter der ehemalige Aussiedlerhof, wo die Bluttat geschah.
"Die grenzen sich ein wenig ab", sagt Groß. Zumindest gefühlt gebe es daher kein einheitliches Kirschgartshausen. Deshalb habe der Antiquitätenhändler am 13. Mai auch erst abends von der Bluttat erfahren. "Ich bekam eine SMS von einem Bekannten aus Polen. Der wiederum hat von dem Mord von einem Freund aus Ludwigshafen erfahren, der darüber im Internet gelesen hatte." Trotzdem hatte er in den ersten Nächten nach der Tat Angst gehabt. "Jeder hier hatte Angst", so Groß. "Denn niemand wusste, ob das nicht ein Verrückter war, der sich immer noch in den Büschen versteckt hält."
Die Furcht ist vorbei. Gerüchte über die Täter kursieren kaum: "Jeder hier sagt, wie die Polizei auch, dass vermutlich die Mafia darin verwickelt ist", erzählt Groß. Doch großes Gesprächsthema sei das Ganze nicht mehr. "Ich kann mir vorstellen, dass es für die direkten Nachbarn noch mal anders ist, als für uns", fügt der Händler hinzu.
Auch wenn er selbst nicht unmittelbar von dem Geschehen betroffen ist, hatte der Mord Auswirkungen auf sein Geschäft. "Viele haben geglaubt, das sei bei mir passiert", sagt er. Wahrscheinlich hätten sich deshalb weniger Besucher zu seinem Gehöft getraut. "Ich bin froh, dass da langsam wieder Gras drüber wächst." Sein Mitgefühl gilt vor allem dem elfjährigen Sohn, der damals seine Eltern erschossen in der Küche fand.
Nur das Plakat mit einem Zeugenaufruf der Polizei erinnert an den Mord.