Café del Mundo begeisterte in der SAP-Arena mit Flamenco und Rockcovers
Das Arena-Experiment des Gitarren-Duos ist geglückt: 4000 Fans feierten mit Flamenco, Witz und akustischen Versionen von AC/DC bis Coldplay.

Von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim. Die Headbanger "Highway to Hell" und "Thunderstruck" nur auf zwei Akustikgitarren. Kann dieses gewagte Experiment in der SAP Arena gutgehen? Ja, es kann. Denn Jan Pascal und Alex Kilian von "Café del Mundo" haben so ihre Tricks, das schier Unmögliche möglich zu machen.
Sie entziehen den Welthits von AC/DC einfach die Elektronik und filtern aus krachendem Hardrock und Pop eine neue musikalische Essenz. Eine zumeist gelungene, denn die Gäste im Parkett und den Unterrängen werden von dem Odenwälder Duo "gitarrisiert".

Seit über 18 Jahren tingeln die beiden unorthodoxen Flamenco-Crossover-Revoluzzer schon durch die Lande. In einer riesigen Halle, in der demnächst Alice Cooper und Rod Stewart gastieren, haben die Buchener Beelzebuben der Bünde bislang noch nicht in die Saiten gegriffen.
Respekt vor dem Mut, fast eine Viertelmillion Euro für den ersten Auftritt in der Championsleague in die Hand zu nehmen – ohne zu wissen, ob es sich rechnet. 4000 Fans aus ganz Deutschland bestätigen dem 50jährigen Pascal und seinem 38jährigen Kompagnon: es geht für die unglaublich sympathischen Künstler auf der Karriereleiter weiter in Richtung "Hall of Fame".
Die Zwei von der zupfenden Zunft bekennen sich mit Einaudis "Una Mattina" und eigenen Kompositionen wie "Arabian Night", "Smile" oder "Beloved Europa" zur gehobenen Unterhaltung - sowohl musikalisch wie im frozzelnden Zwiegespräch mit pointenreichen Humor, auf den so manch gehypter Comedian neidisch werden könnte.
Ihre unterschiedliche Auffassung von Flamenco wollen die "ziemlich besten Freunde" freilich nicht verbergen. Während der Jüngere mit spitzen Tönen in irrwitzigen Tempo das mit offenem Mund staunende Publikum von den Stühlen reißt, ist der Ältere bemüht, einen Hauch warmer Poesie der Flamenco-Tradition einzubringen.
Manchmal gelingt es, manchmal nicht. Auch die Werkauswahl hätte noch Luft nach oben. Die langsamen Stücke "You are the Light" und das weihnachtlich anmutende "You and Me" gleich nach der Pause hintereinander zu spielen, dämpft die Stimmung nur eines optischen Effektes wegen. Wer nämlich die bandeigene "mundo-App Vol.2" installiert hat, wird mit seinem Smartphone bei dieser Publikumsanimation zum Teil einer Lightshow.
Aber zurück zur Musik und jenen Titeln, auf die Kenner des "Weltcafés" gewartet haben: Coldplays "A Sky Full Of Stars" und "Viva la Vida”, Michael Jackson "Smooth Criminal” oder "With or without You" und "I still haven´t found what I´m looking for" von U2. Viel weiter kann man sich vom Ursprung des andalusischen Flamenco kaum entfernen.
Doch die Melange aus Tradition und Moderne kommt bestens an. Die Songs aus dem Radio kennt jeder und klatscht im Viervierteltakt mit. Hier vermisst der Zuhörer, der das neue Album von "Café del Mundo" mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg kennt, den symphonischen Rückenwind am wenigsten - wenngleich dem restlichen Set ab und an ein bisschen mehr Wumms von Streichern und Percussion nicht geschadet hätte.
Ein Highlight des Abends heißt "Crystallize" aus der Feder der amerikanischen Geigerin Lindsey Stirling. Mit ihrer Version haben der Herr mit Glitzerjacke und Fliege und sein Pendant in zerrissener Jeans das Internet und die Herzen der wachsenden Schar von Freunden nicht-puristischer Flamencogitarren erobert.
Nach "Time After Time" von Hootersfrontmann Rob Hyman und Cyndy Lauper nehmen die Protagonisten der "Guitarevolution" Arm in Arm Abschied von einem jubelnden Publikum. Wohlwissend: ihr Experiment ist geglückt.



















