Ketsch

Ein Blog gegen die Leukämie und für das Leben

Weil jede Sekunde kostbar ist: Valerie Berhalters Sohn Louis leidet an Leukämie. Mit einem Blog macht sie anderen Betroffenen Mut.

17.03.2021 UPDATE: 18.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Valerie Berhalter (M.) mit ihrer Tochter Johanna (l.) und ihrem Sohn Louis. Der kleine Junge erkrankte vor zwei Jahren an Blutkrebs. Eine selbst gebastelte Kette macht ihm Mut. Foto: len

Von Marion Gottlob

Ketsch. Valerie Berhalter hat sich selbst ein Motto gesetzt: "Wenn dir das Leben Zitronen schenkt, dann mach Limonade daraus!" Und was sie sagt, das macht sie auch. Die 45-Jährige ist Lehrerin und wohnt in Ketsch. Vor zwei Jahren erfuhr sie, dass ihr jüngster Sohn Louis an Leukämie leidet. Seitdem tut die Mutter von vier Kindern alles, um das Leben ihres Sohnes so lebenswert wie möglich zu gestalten. Mit einem Online-Blog macht sie außerdem anderen Müttern Mut. "Jede Sekunde und jede Minute mit unseren Kindern sind kostbar", betont Valerie Berhalter.

Der Schock über die Diagnose saß im ersten Moment tief. Der damals vier Jahre alte Louis litt plötzlich an Husten und Fieber. Als das Kind dann auch noch aus der Nase und dem Mund blutete, rief seine Mutter einen Krankenwagen. Der brachte die beiden in die Heidelberger Uniklinik. Dort erfuhr Berhalter, dass die Blutwerte ihres Sohns nicht in Ordnung waren. Zwei Tage später, am 18. März 2019, stand fest: Louis ist an Leukämie erkrankt.

Danach absolvierten Mutter Valerie, Sohn Louis, die drei Geschwister und Vater Mike einen fast zwei Jahre langen Therapie-Marathon mit ungefähr 60 Chemotherapien, Kortison-Phasen, vielen Bluttransfusionen sowie Knochenmarks- und Lumbalpunktionen. Eine mehr als drei Meter lange Mut-Perlenkette "erzählt" von Louis’ Behandlung. "Manche Perlen stehen für Lumbalpunktionen, andere für eine Chemotherapie", erzählt seine Mutter. Auch für fast alle anderen schmerzlichen Maßnahme gibt es bunte Perlen. Nach fast zwei Jahren ist der große Behandlungszyklus demnächst erst einmal beendet.

In der großen Not macht Valerie Berhalter eine ungewöhnliche Erfahrung: Familie und Freunde ziehen sich nicht zurück. Im Gegenteil, die Familie erfährt große Anteilnahme. So entsteht auch ihr Blog, in dem die Ketscherin über den Verlauf der Therapie berichtet. Zunächst ist der Blog durch ein Passwort geschützt. Doch als sie einmal vergisst, ihn zu schützen, ist er plötzlich für alle einsehbar. Ber-halter wird sogar von einer Mutter mit einem krebskranken Kind auf derselben Station darauf angesprochen. "Der Blog macht so viel Mut, ich bin so dankbar dafür", sagte sie. Valerie Berhalter dachte nach und entschloss sich dazu, den Blog öffentlich zugänglich zu machen. Das erwies sich vor allem in der Corona-Zeit als Segen. "Es hat sich eine Gemeinschaft von Mamas gebildet. Im Netz gibt es Austausch, Ratschläge und Zuspruch", erzählt sie.

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Ein krankes Kind begleiten, die Familie managen und nebenbei die Coronakrise bewältigen. Wie bekommt sie das alles unter einen Hut? "Mit meiner Me-Time", erklärt die 45-Jährige. Jeden Tag steht sie um 5 Uhr auf und nimmt sich erst einmal Zeit für sich. Aus dieser Ruhe schöpft sie Kraft für den ganzen Tag. So hat sie die Energie, andere Mütter von krebskranken Kindern zu ermutigen und ihnen mit Tipps für die Vorschulzeit zu helfen. "Ich bereite auch Louis im Moment auf die Einschulung im Herbst vor", erzählt sie. "Diese Mission nenne ich ’Schulstart mit Herz’."

Vor einiger Zeit fragte sie ihre Follower auf Instagram nach drei Erfahrungen, die sie an diesem Tag glücklich gemacht hatten. Viele Mütter von kranken Kindern antworteten sofort. Da war zum Beispiel das Glück, wenn ein krebskrankes Kind wieder essen konnte oder an die frische Luft durfte. Für Valerie Berhalter selbst ergibt sich während des Gesprächs mit der RNZ ein glücklicher Moment: Louis zeigt ihr eine Lego-Konstruktion, die er gebastelt hat. "Er ist ein Lego-Tüftler", erklärt sie lächelnd. Fragt man sie danach, was sie sich wünscht, fallen ihr spontan zwei Dinge ein: "Dass mein Sohn geheilt wird und gesund bleibt." Und dass die Menschen trotz der aktuellen Pandemie-Lage weiterhin Blut spenden und sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registrieren lassen." Ohne die vielen Bluttransfusionen, hätte ihr Sohn nicht überlebt, sagt sie. "Und für viele Leukämiepatienten ist die Stammzelltransplantation die einzige Überlebenschance."

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