Forderung nach "Lizenz zum Gassigehen"
Die Tierschutzorganisation Peta will Einführung eines Hundeführerscheins in Baden-Württemberg

Leimen/Stuttgart. (sha/zg) Im Zusammenhang mit dem Angriff zweier Kampfhunde-Mischlinge auf einen Radfahrer in Leimen fordert die Tierschutzorganisation Peta "umgehend" die Einführung eines Hundeführerscheins in Baden-Württemberg.
"Insbesondere sogenannte Kampfhunde werden häufig Opfer von falscher Haltung und Missbrauch, da sie vielen Menschen lediglich als Statussymbol dienen. Hier liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine", schreibt Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta, in einer Mitteilung der Organisation. "Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden - unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein Mix ist", ergänzt Hoger.
Der Hundeführerschein sehe vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folge für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis könne sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten würden. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter sei unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern, heißt es in der Mitteilung weiter.
"Kampfhunde dienen vielen Menschen als Statussymbol"
Als erstes deutsches Bundesland, betont die Tierschutzorganisation, habe Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen - seit Juli 2013 sei der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. Dort hätten sich nach drei Jahren nachweislich weniger Vorfälle ereignet. Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen habe, sei ebenfalls dazu aufgefordert worden, sich die notwendige Sachkunde anzueignen. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge würde sich mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der Deutschen für einen Sachkundenachweis für Hundehalter aussprechen.
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Einige Städte belohnen verantwortungsbewusste Halter, weiß Peta. Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert habe, könne sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gelte eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben hätten.
Ein verpflichtender Hundeführerschein habe einen weiteren Vorteil: Er könne Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt hätten, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Denn jedes Jahr würden 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen landen, darunter viele, die unüberlegt "angeschafft" worden seien.
Info: Mehr zum Thema finden Sie in unserem Dossier unter www.rnz.de/kampfhunde