Jahresrückblick Hockenheim

Das letzte volle Jahr mit Gummer bricht an

Oberbürgermeister erreicht 2019 Altersgrenze - Mit sozialem Wohnraum gescheitert - Großer Onkelz-Fan

02.01.2018 UPDATE: 03.01.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 27 Sekunden
Oberbürgermeister Dieter Gummer belegte über 4,8 Kilometer beim BASF-Firmencup einen soliden 3566. Platz. Foto: Lenhardt

Von Harald Berlinghof

Hockenheim. Auch wenn im abgelaufenen Jahr in Hockenheim vor allem die Suche nach Standorten für sozialen Wohnraum polarisiert hat, gab es andere Themen, die sich im Rückblick aufdrängen: "Ganz, ganz wichtig für uns war der Hochwasserschutz", sagte Oberbürgermeister Dieter Gummer, der 2018 sein letztes volles Jahr als Stadtoberhaupt erlebt. Im darauffolgenden Jahr wird er sein 68. Lebensjahr vollenden - und das ist die gegenwärtige Altersgrenze für Bürgermeister. "Das fühlt sich irgendwie komisch an", fügte er hinzu.

Eher ernüchtert war er jedoch vom Ergebnis der Gemeinderatsabstimmung zum Thema sozialer Wohnraum. Hier erklärte er Bürgern in der Stadthalle seinen Standpunkt. Foto: Lenhardt

Entlang des Kraichbachs und des Mühlkanals laufen also die Bauarbeiten beim Hockenheimer Ökologie- und Hochwasserschutzprojekt (HÖP) auf Hochtouren. Insgesamt 14 Millionen Euro werden in dem Gemeinschaftsprojekt der Stadt und des Landes bis zum Abschluss im Jahr 2019 verbaut. Beim Spatenstich im Juni war Gummer dabei. Und auch bei der Einweihung möchte er noch anwesend sein. Die soll deshalb, wenn es nach ihm ginge, noch im Juli oder August 2019 erfolgen.

Das Ökologie- und Hochwasserschutzprojekt (HÖP) will Gummer noch in seiner Amtszeit einweihen. Foto: Lenhardt​

Von der Zukunft in die junge Vergangenheit: Ganz am Anfang des Jahres hieß es bei der Feuerwehr: Wasser marsch. Aber nicht, um einen Großbrand zu bekämpfen, sondern um beim Alten Fahrerlager - zur Freude der Hockenheimer - eine Eisfläche zwischen aufgeschobenen Erdrändern gefrieren zu lassen. Im Aquadrom dagegen ist es wohlig warm geworden nach der Sanierung. Trotzdem verbucht das Vergnügungsbad bei rund 320.000 Besuchern jährlich ein Defizit von zwei Millionen Euro, die letztlich die Stadt zur Verfügung stellen muss.

Rund vier Millionen Euro wurden in den letzten beiden Jahren in die Modernisierung des Bades investiert: Kiosk, Salzgrotte, Sauna- und Umkleidebereich sowie ein moderneres Erscheinungsbild standen auf der Agenda. Nun hofft man auf mehr Besucher und einen größeren Einzugsbereich trotz bedeutender Konkurrenz - um eine moderate Erhöhung der Eintrittspreise werde man wohl trotzdem nicht herum kommen, so Gummer. Gegenwärtig läuft auch ein Forschungsprojekt mit dem Karlsruher Institut für Technologie, bei dem Abwärme des Bades ins Grundwasser geleitet wird, um sie von dort wieder nutzbar zu machen. Ergebnisse sollen 2018 vorliegen. "Das hat aber nichts mit Geothermie zu tun", betonte Gummer.

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Ein Betriebsführungsvertrag der Hockenheimer Stadtwerke mit Reilingen konnte abgeschlossen werden, der letztlich dazu führen soll, dass die Stadtwerke Gas und Strom verstärkt an Kunden in der Verwaltungsgemeinschaft HORAN (Hockenheim, Reilingen, Altlußheim, Neulußheim) verkaufen können. Ebenfalls beschlossen hat der Gemeinderat, das Restaurant Rondeau wieder in Eigenregie durch die Stadthallen-Betriebs-GmbH zu führen. In der Geschäftsführung der Stadthalle gab es indes einen personellen Wechsel, bei dem der bisherige "Mister Stadthalle" Walter Rettl in den Ruhestand ging und den Staffelstab an Rainer Weiglein übergab. Keinen Staffelstab übergeben mussten die 16.000 Läufer beim 15. BASF Firmencup. Auch Gummer war wie jedes Jahr mit dabei und belegte 2017 auf der Strecke von über 4,8 Kilometern Länge - einmal um den Hockenheimring - Platz 3566.

Der Hockenheimring ist nicht nur bei Motorsport-Ereignissen eine gut besuchte Adresse: Andreas Gabalier lockte Zehntausende Besucher an. Foto: Lenhardt

Der Hockenheimring war im vergangenen Jahr auch wieder Schauplatz zahlreicher Großveranstaltungen. Keine Formel I, aber DTM, NitrOlympX und das traditionelle Jim-Clark-Gedächtnisrennen brachten den Asphalt auf Temperatur. Heiß her ging es auch bei den ausverkauften Veranstaltungen des Alpen-Rockers Andreas Gabalier und den Matapaloz-Auftritten der am Hockenheimring stets willkommenen Böhsen Onkelz. Ob er bei Gabalier im September dabei war? "Nein, da war ich im Urlaub. Aber das wäre für mich dann auch Dienst gewesen", sagte Gummer.

Auch die Böhsen Onkelz schafften es Zehntausende auf dem Ring zu begeistern. Foto: Lenhardt

Hingegen auf die Frage, ob er bei Matapaloz dabei war, kommt die Antwort des bekennenden Onkelz-Fans wie aus der Pistole geschossen: "Klar, und zwar durchgängig, zwei Tage lang." Weniger erfreut gab sich Gummer beim Thema "Sozialer Wohnraum". Die Planungen liefen im Januar mit dem ersten Bürgerdialog an, zwei weitere Veranstaltungen in der Stadthalle hat es gegeben, dann sollte der Gemeinderat in der Dezember-Sitzung die vorgeschlagenen Standorte beschließen. Das Gremium verweigerte aber seine Zustimmung mit großer Mehrheit und gab nur für zwei Standorte grünes Licht - zu wenig, meint Gummer.

Dafür gibt es nun wenigstens mehrere freie WLAN-Hot-Spots in der Karlsruher Straße, am Zehntscheunenplatz und am Aquadrom. Mit dem schnellen Internet (Fibernet) im Gewerbegebiet Talhaus hat man ein Pilotprojekt gestartet, bei dem für eine Million Euro Glasfaserkabel, mit V6A-Stahl ummantelt, nager- und säurefest in Abwasserkanälen verlegt werden sollen. Von den Kanälen geht es hinauf zum Wasserturm: Am Hockenheimer "Spargel", wie er im Volksmund heißt, wurde im Mai der Weiße Samstag bei prächtigem Wetter gefeiert. Das rituelle Spargelessen unter freiem Himmel wurde vom Hockenheimer Marketingverein neu eingeführt, der auch die traditionellen Veranstaltungen vom bisherigen Verein Lebendiges Hockenheim übernommen hatte. Außerdem wurde 60 Jahre Städtepartnerschaft mit Commercy gefeiert.

Drei Wechsel gab es schließlich im Gemeinderat: In der SPD-Fraktion hat Richard Zwick Reinhold Diehm abgelöst, bei der FDP Frank Köcher-Hohn Michael Gelb, und bei den Freien Wählern wurde Walter Großhans durch Jochen Vetter ersetzt. Den personellen Änderungen standen inhaltliche gegenüber: Ein Lärmaktionsplan wurde beschlossen. Darin sind Maßnahmen der Stadt aufgeführt, vor allem im Bereich der Verkehrslenkung. Beschlossen wurde, mit dem Land und der Deutschen Bahn AG über die Lärmbelastungen zu sprechen, die von der Autobahn und der Bahnlinie ausgehen: "Da können wir selbst nichts in die Wege leiten und müssen das Gespräch suchen", so Gummer, dessen Vertrauen in die Deutsche Bahn geschwunden scheint.

Uneingeschränkt positiv sieht der Oberbürgermeister die Modernisierung und den Neubau der Louise-Otto-Peters-Schule. In diese Kreiseinrichtung wurden 9,5 Millionen Euro investiert - davon sieben vom Rhein-Neckar-Kreis. Möglich wurde der Erhalt des Standortes in Hockenheim übrigens nur, weil die katholische Kirchengemeinde einem Grundstückstausch zugestimmt hatte. Zu guter Letzt: Der alte Kindergarten muss weichen, in diesem Monat folgt der Spatenstich zum neuen St. Josef-Kindergarten auf dem benachbarten Gelände.

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