Buga-Macher erwarten 2,2 Millionen Gäste
Der Countdown für die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn läuft - Kombination aus Garten- und Stadtausstellung

Noch ist das Buga-Gelände mit seinen Stadt- und Grünbezirken eine riesige Baustelle. Foto: Buga Heilbronn/Kuhnle
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Noch rund 500 Tage bis zur Eröffnung der Bundesgartenschau (Buga) in Heilbronn. Anlass für Stadtspitze und Buga-Geschäftsführung, den Stand der Dinge bei den Vorbereitungen zu erläutern. Alles im grünen Bereich, vermelden OB Harry Mergel und Buga-Chef Hanspeter Faas. Und das im Wortsinne: "Jeden Tag entsteht ein Stück Buga neu", sagt Faas. Alle Augen würden sich auf Heilbronn richten. Nicht nur, weil die vergangenen drei Bugas defizitär gewesen seien oder erstmals wieder seit 40 Jahren eine Stadt im Ländle die Ausrichtung übernehme. Sondern vielmehr, weil Heilbronn ein duales Konzept verfolge, das ein Novum sei.
Hintergrund
Insgesamt 140 Millionen Euro kostet die Buga in Heilbronn. Davon entfallen 60 Millionen auf städtische Infrastruktur wie Straßen und Brücken. 80 Millionen kosten das Grün und der Stadtteil "Neckarbogen", Der Durchführungsetat beträgt 48 Millionen Euro.
Insgesamt 140 Millionen Euro kostet die Buga in Heilbronn. Davon entfallen 60 Millionen auf städtische Infrastruktur wie Straßen und Brücken. 80 Millionen kosten das Grün und der Stadtteil "Neckarbogen", Der Durchführungsetat beträgt 48 Millionen Euro. Hierfür muss die Buga GmbH Einnahmen aufbringen - etwa aus Eintrittskarten, Pachtgebühren oder Sponsoring. Zehn Millionen streckt die Stadt vor. Der Lärmschutzwall und die Kletterwand sind fertig, der Neckaruferpark "zu 90 Prozent", wie es heißt. Die Seen sind angelegt und befüllt, die dazwischen liegende Sommerinsel ist konturiert, auch gerade erst in Angriff genommene Projekte wie der "Campuspark", der Innenstadt, Bildungscampus und Buga verbindet, sollen rechtzeitig fertig sein. Im Frühjahr wird der Rollrasen verlegt.
Aus dem Jahr 2003 stammt die Idee zur Ausrichtung einer Bundesgartenschau. Danach erwarb die Stadt das 40 Hektar große "Fruchtschuppen"-Areal von der Bahn. Die Planungen laufen seit 2008, der erste Spatenstich für das Stadtquartier "Neckarbogen" wurde im November 2013 gefeiert. Seither wurden 600.000 Kubikmeter Erde bewegt, 300 Tonnen Schrott und 13 Tonnen Kampfmittel und auch archäologisch wertvolle Teile von früheren Hafenbecken aus dem Boden geholt. Hohe Investitionen gab es für den Artenschutz: 850.000 Euro kostete der Umzug der Eidechsen in ihr neues Domizil im Lärmschutzwall. bfk
Mergel freut sich, dass "das Buga-Fieber steigt", weiß er doch auch die Bevölkerung von Heilbronn hinter sich. Weder ihm noch Faas scheint es schlaflose Nächte zu bereiten, dass man mit der bislang einmaligen Kombination einer Garten- und Stadtausstellung auch ein Wagnis eingeht. Faas beschreibt das so: "Da werden in 22 Häusern, die nicht gerade klein sind, auch Menschen wohnen."
Der als "Stadtteil der Zukunft" gepriesene "Neckarbogen" zeigt aber auch das Dilemma der Buga-Macher. Viele der Ideen blieben in der Realität nur Visionen. Andere sind teils schwer nach außen vermittelbar, wie die neuen, inklusiven Wohnformen, das autonome Transportsystem auch für den täglichen Einkauf, die innovative Energieversorgung oder Vorhaltungen für E-Autos und den Fahrradverkehr, wozu zwei Fahrradparkhäuser gehören. Auch die Digitalisierung im Alltag wird umgesetzt und ist nicht so einfach zu kommunizieren.
Erst auf RNZ-Nachfrage ist zu erfahren, dass die Buga-Macher planen, mehrere E-Busse für den Busshuttle einzusetzen und dass es einen Verleih von E-Bikes geben wird. Heilbronn hat das bislang noch nicht. Man arbeite mit Hochdruck daran, dass die Planungen zur E-Mobilität umgesetzt werden. Ebenso sichtbare wie unsichtbare Innovationen gibt es in der Architektur. So wird hier das mit neun Stockwerken höchste komplett recyclebare Holzhaus in Deutschland entstehen. Für das erste Hochhaus aus Infraleichtbeton war der Zeitrahmen zu knapp. Landkreis und Handwerkskammer werden sich mit eleganten Holzpavillons präsentieren. Die Stadt Heilbronn, die ihre eigene Präsentation geradezu verschlafen hat, muss sich jetzt quasi mit einem 1 b-Standort begnügen, will aber optisch mithalten. Mergel ist sich sicher, dass die Buga "Maßstäbe setzen und Heilbronn als Stadt im Aufbruch in den Mittelpunkt rücken wird". Mit dem Argument von der Buga als "Motor der Stadtentwicklung" konnte er die Heilbronner überzeugen und den Kostenrahmen legitimieren. Nach wie vor rechnen die Macher mit 2,2 Millionen Besuchern. Faas legt dabei Wert auf ehrliche Zahlen. Kinder- und familienfreundlich, aber auch mutig sind die Eintrittspreise: Kinder zahlen nichts, junge Leute bis 27 Jahre und Familien bekommen Sonderrabatte.
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Sichtbar wird jetzt, dass die Buga bei aller ideologischer Überfrachtung auch noch eine Gartenschau ist. Das bestätigen etwa die Entwürfe zur Friedhofsthematik oder für die Spielplätze. Auf der hügeligen Sommerinsel zwischen den Seen wird es eine Bepflanzung im Wechsel der Jahreszeiten geben sowie einen Rosengarten, der an eine Dünenlandschaft erinnert, oder Gartenkabinette, die die Welt der Bienen, Pilze oder die Geschichte alter Obstsorten aufgreifen. In der ABX-Halle, einem Beispiel alter Industriearchitektur, das jetzt wie früher wieder "Fruchtschuppen" heißt, sollen ein Dutzend innovativer Blumenschauen stattfinden. Daneben befindet sich die große Bühne, auf der es über 1000 Veranstaltungen geben soll. Beim Programm lassen sich die Buga-Macher aber noch nicht in die Karten schauen.