Bundesgartenschau Heilbronn 2019

Zur Buga gehen und auf den Friedhof?

Vorstellung des Friedhofskonzeptes für die Buga: "Friedhöfe auf der Gartenschau sind ein Publikumsmagnet"

04.12.2017 UPDATE: 05.12.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

So stellen sich die Planer den Friedhofsbereich auf der Bundesgartenschau vor. Foto: privat

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Die Umgestaltung und Erweiterung des Campusparks ist das letzte große Bauvorhaben für die Bundesgartenschau 2019. Ein Teil des Campusparks jenseits der Bleichinselbrücke wird als ein schon von Natur aus abgetrenntes Areal den "Friedhof" auf der Buga bilden. Es hat nicht nur Tradition, dass sich der Bund deutscher Friedhofsgärtner an Bundesgartenschauen beteiligt, seine "Muster-Friedhöfe" sind immer ein Publikumsmagnet auf Gartenschauen. Auch nach Heilbronn werden 75 Gärtner kommen. Das vorgesehene Areal in Heilbronn ist ganz besonders für diese Nutzung geeignet - der Friedhof, vom Campuspark unter der Bleichinselbrücke aus erreichbar, entsteht hauptsächlich auf dem Gelände des ehemaligen Wasserschifffahrtsamtes. Hier stehen auch noch ein paar alte Bäume, und es befindet sich, vom eigentlich Buga-Areal aus betrachtet, "jenseits" des Neckars.

Zu dieser Symbolträchtigkeit kann man auch noch die griechische Mythologie bemühen, in der der Fährmann Charon die Toten über den Styx rudert. Und tatsächlich, man hat hier sogar noch einen Kahn gehoben, der nun ebenfalls Teil des Friedhofskonzeptes wird.

Eine Buga braucht Emotionen, hatte Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas erst kürzlich wieder betont, hier werden sie bedient - und: Es habe sich gelohnt, auch für den Friedhofsteil einen Wettbewerb auszuschreiben. Die Gewinner, die Arbeitsgemeinschaft Siegmund Landschaftsarchitektur & Bräg, Schömberg/München, stellten ihre Ideen inzwischen beim Buga-Café vor. Daniel Bräg hat nach einer Steinmetzlehre an der Akademie der Bildenden Künste studiert. Der Bräg-Entwurf sieht vor, dass im Zentrum der Heilbronner Anlage eine so genannte "Capella" stehen wird, errichtet aus Sandsäcken, die für das gleichzeitig Formbare und Feste stehen. Eine Mauer aus ihnen wird auch das Gelände umschließen, um so dem Rückzugsort die angemessene Ruhe zu geben. Die soll man auch in einem kleinen Café finden. Temporäre Mauern sind wichtig, denn Friedhöfe sind "umfriedet", vergänglich wird die Kunst sein. Karolin Brägs Installationen auf den Friedhöfen haben einen besonderen Entstehungsprozess. Am Anfang steht das Gespräch mit Menschen auf Friedhöfen: "Ich gehe auf Friedhöfe, spreche dort Menschen an und frage sie, was ihnen der Friedhof bedeutet oder wie sie Trauer erleben, das immer unter vier Augen." Was sie dabei hört und erfährt findet seinen wörtlichen Niederschlag in Zitaten, z.B. auf großen weißen Kunststoffbahnen wie bei einem Projekt für den Stuttgarter Pragfriedhof oder in Steinkreisen, die dann ganz eigene Ruhezonen bilden.

Immer wieder thematisiert: Friedhöfe sollen nicht nur Orte des Erinnerns, sondern auch Wohfühlorte sein, dies ist nicht als Paradox zu verstehen. Das meistbenutzte Wort war "Friedhofskultur". Dass sich diese in einem Wandel befindet, geht auf die Konkurrenz der "Friedwälder" oder "Ruheforste" zurück. Diese veranlasste auch das Friedhofsamt Heilbronn neue Formen der Bestattungskultur einzuführen, aber auch gegen die Anonymität vorzugehen.

Auch interessant
Heilbronn streitet um Fahrradparkhaus: Der Bedarf ist da, aber entscheidend soll die Förderquote sein
Bundesgartenschau Heilbronn: Heimat der Fledermäuse soll erhalten bleiben
Bundesgartenschau 2019: Heilbronn und Buga richten Kongress aus
Bundesgartenschau: "Forum Heilbronn" als Präsentationsfläche
: Heilbronn: Neue Wege und Orte in der Bestattungskultur

Selbst Angehörige können bei anonymen Urnengräber erfahren, an welcher Stelle die betreffende Urne in die Erde gelassen wurde. Darüber hinaus wurden und werden weiterhin die Heilbronner Friedhöfe als Orte des Naturschutzes nach ökologischen Grundsätzen und mit Aufenthaltsqualität für Angehörige und Besucher angelegt, zum Beispiel mit Seerosenteichen, Streuobstwiesen oder auch Blumenwiesen für Bienen. Martin Heier, Leiter des Heilbronner Friedhofsamts, sagte dazu: "Friedhöfe sind Orte der Stadtentwicklung." Hanspeter Faas drückt es so aus: "Heimat ist da, wo man beerdigt sein möchte."

All das wollen die Friedhofsgärtner auch auf der Buga erlebbar machen, mit Musterfriedhöfen oder auch "Memoriam-Gärten", wo man, auch ohne Sorge um die Grabpflege, einen angenehmen Ort erlebt, der der Seele guttut. Man kann sicher sein: Der Friedhof auf der Buga wird Diskussionen auslösen, vor allem aber Emotionen und ganz bestimmt ein ganz besonderer Ort werden.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.