Heilbronn streitet um Fahrradparkhaus

Der Bedarf ist da, aber entscheidend soll die Förderquote sein

Fraglich, ob es bis zur Buga klappt

08.11.2017 UPDATE: 09.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Drahtesel und alte "Göpel" gab es am Bahnhof vor dem Umbau zuhauf: Jetzt gibt es Planungen für ein Fahrradparkhaus mit einer Kapazität von 12 000 Fahrrädern. Foto: Endres

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Was unterscheidet Heilbronn von Utrecht? Die drittgrößte Stadt der Niederlande ist dreimal so groß wie Heilbronn, die Universität mindestens 30 Mal so alt und die Stadt selbst unbestreitbar schöner und gepflegter und deshalb - Gott sei dank - weit genug weg. Aber: Utrecht hat etwas, was Heilbronn auch haben möchte: Ein Fahrradparkhaus, so toll und so groß, dass es Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) besichtigte. Es steht da, wo auch das in Heilbronn hinkommen sollte: Am Hauptbahnhof und bietet Platz für 12.000 Fahrräder. Auch wenn man in dieser Größenordnung in Heilbronn nicht denken muss, das Klein-Klein der Diskussion darum im Gemeinderat war beachtlich.

200 Jahre ist der Drahtesel gerade alt, der alte schwäbische Ausdruck "Göp(p)el" dafür ist kaum mehr jemandem geläufig, trifft aber besonders gut: Als "Göpel" wird eine Kraftmaschine bezeichnet, die durch Muskelkraft von Mensch oder Tier angetrieben wird. Je intensiver die Diskussion um neue Verkehrskonzepte oder auch das Stadtklima in Heilbronn geführt wird, desto stärker steht auch das Fahrrad im Fokus, vor allem seit immer mehr Pedelecs und E-Bikes unterwegs sind und auch ein "Göpel" als Luxusausgabe keine Seltenheit ist.

Auch diesen Trends will man in Heilbronn möglichst noch vor der Buga 2019 Rechnung tragen. Schon heute fehlen gerade am Hauptbahnhof Fahrradabstellplätze.

Allerdings: Kaum ist das Wort "Fahrrad" im Heilbronner Gemeinderat einmal ausgesprochen, entsteht ein ideologischer Disput. So auch in der zurücklegenden Gemeinderatssitzung, als der Antrag der Grünen und der SPD für ein Fahrradparkhaus aufgerufen wurde.

Im aktuellen Doppelhaus steht nämlich nichts von einem Fahrradparkhaus und bisher herrschte im Gemeinderat dahingehend Konsens, keine neuen Projekte aufzunehmen. Dieser Absicht stehen nicht nur in zwei Jahren mögliche Erkenntnisgewinne gegenüber, sondern vor allem Lockangebote aus Stuttgart. Kaum etwas wird derzeit so leicht, so großzügig und so schnell bezuschusst wie alles, was mit Radfahren zu tun hat. Und warum sollte man in Heilbronn nicht auch etwas vom großen Kuchen aus dem Mobilitätsfonds abgekommen wollen, zumal die Infrastruktur "Fahrrad" hier lange nicht die Priorität besaß, wie in anderen Städten, mithin der Nachholbedarf immer noch hoch ist?

Die Diskussion zeigte erneut, dass sich CDU und FDP überhaupt nur bei einer fest zugesagten 80-Prozent-Förderquote dafür erwärmen könnten, man sonst das Projekt in die kommende Haushaltsplanung aufnehmen müsse, so die Ansicht von CDU-Stadtrat Thomas Randecker, wogegen Susanne Bay (Grüne) verlange, Radfahren den "roten Teppich" auszulegen, sie als "Helden der Straße" zu behandeln. Sie wisse wovon sie dabei spreche, sie fahre bei Wind und Wetter mit dem Rad zum Bahnhof um von hier aus den Zug nach Stuttgart zu nehmen, wo sie ihr Mandat im Landtag ausübt. Auch OB Harry Mergel sah die Verpflichtung für ein Fahrradparkhaus schon darin, dass man demnächst 10.000 Studenten in der Stadt habe und diese auch damit "zukunftsfest" gemacht werde, was ihm dann von FWF-Stadtrat Malte Höch den Vorwurf einer Kehrtwendung einbrachte. Diesem Paradigmenwechsel wiederum gab Stadtrat Heinrich einen neuen Stellenwert um auf die Klimaanalyse der Stadt zu reagieren.

Stadtrat und MdL Rainer Hinderer (SPD) brachte es schließlich auf den Punkt: "Sind die 80 Prozent Förderquote die Zielsetzung oder die Mindestanforderung?"

Das soll jetzt geklärt werden - genauso wie die Ausgestaltung des Fahrradparkhauses selbst, denn zwischen einer Luxuslösung mit Turm und einer simplen Abstellmöglichkeit gibt es viel Luft bei den Kosten wie auch bei den Gebühren, diese werden bei einem Euro pro Tag anfangen.

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