Masterplan erhält eine weitere Auflage
Heilbronn hat sich verändert - Verwaltung und Gemeinderat wollen darauf reagieren - Vorschläge sollen demnächst vorliegen

Das so genannte Reim-Areal hinter dem Rathaus. Hier wünschen sich die Heilbronner eine Markthalle. Die als Parkplatz genutzte Fläche will die Stadtverwaltung als Reserve zur eigenen Verwendung offen halten. Foto: Fritz
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Im Jahr 2008 hat Heilbronn einen Masterplan Innenstadt verabschiedet. Wie sehr sich die Anforderungen an eine Stadt und wie auch sie sich verändert, wird jetzt offenbar, da die zweite Auflage des Masterplans ansteht und der Gemeinderat seinen Segen dazu gegeben hat. "Geplant" oder "aufgelistet" heißt noch lange nicht auch "ausgeführt". Das wurde bei der Bilanzierung des letzten Masterplanes deutlich. Bestes Beispiel dafür ist die "Markthalle", von den Bürgern gewünscht, aber bis heute gibt es dafür kein erfolgversprechendes Konzept, geschweige denn einen Investor oder einen Standort - sagt die Verwaltung dazu.
Ein für Unwohlsein sorgender Dauerbrenner ist das Wollhauszentrum. Schon 2008 war es als "Schwachstelle" definiert worden, inzwischen ist es Schandfleck und Ärgernis. Auch wenn OB Mergel bei dieser Gelegenheit wieder einmal Geduld anmahnt und Hoffnung verbreitet. Pressesprecher Christian Britzke sagt, es zeichne sich keine neue Entwicklung ab; nach wie vor blockiere das Insolvenzverfahren gegen einen Teileigentümer (Liserk & Lisker, Frankfurt) ein Weiterkommen.
Erster Bürgermeister und Finanzdezernent Martin Diepgen, unter seiner Verantwortung läuft der Masterplan Innenstadt, spricht von abgeschlossenen und bleibenden Aufgaben, aber auch davon, wie man in die Zukunft schauen und auf die neuen Gegebenheiten in der Stadt reagieren müsse. 2008 waren Bildungscampus und Buga noch Visionen, heute gelte es z.B. die Gastromeile und Neckarpartien weiterzuentwickeln, dem die Innenstadt verdorrenden Onlinehandel zu begegnen wie auch den Strukturveränderungen durch die Digitalisierung. Gerade hier, auch wenn CDU-Stadtrat Thomas Aurich sagt, Heilbronn drehe sich rasanter als gedacht, hinkt man eher hinterher, wie beim freien W-Lan.
Erfolge erzielt habe man zum Beispiel beim Thema Sauberkeit in der Innenstadt: Es wurden Müllbehälter und Niederflurcontainer in großer Zahl aufgestellt, bilanziert Stefan Ernesti, Koordinator in der Stabstelle Wirtschaftsförderung. Der dem Gemeinderat vorliegende 33-seitige Sachstandbericht ist eine spannende Lektüre. Er listet alles auf, Erledigtes wie Unerledigtes, ist aber nicht zu verwechseln mit der in diesem Jahr verabschiedeten Stadtkonzeption 2030, die beiden Vorhaben ergänzen sich.
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Dass bei einer solchen Gelegenheit die Ideen sprudeln, liegt auf der Hand. Thomas Aurich möchte die Kirchbrunnenstraße zur "Freßgasse" machen - eine schöne Idee, wenn es gelänge, den schnelldrehenden und stark riechenden Imbissen der Fleiner- und Sülmerstraße ein anspruchsvolles Konzept entgegen zu setzen. Grünen-Stadtrat Wolf Theilacker hat eine lange Liste an Begehrlichkeiten, stellt aber auch fest "uns fehlt ein Gesamtrahmen, ein Zielkompass" und erinnert daran, "es geht nicht immer nur um uns". Heilbronn solle eine lebendige, junge und nachhaltige Stadt werden, in der man gerne wohnt, wünscht er sich ein Konzept für die Belebung der Allee und des dortigen Shoppinghauses, wieder ein Café am Kiliansplatz, denn: "Wir stehen in Konkurrenz".
Herbert Burkhardt von den Freien Wählern mahnt eine App für die Parkplatzsuche in Heilbronn an und Silvia Dörr (FDP) kundenfreundlichere Öffnungszeiten der Parkhäuser und mehr Fahrradparkplätze - Standards, anderswo längst erfüllt.
In den nächsten vier Monaten sollen eine Lenkungsgruppe und eine in beschränkter Ausschreibung gesuchte Agentur mit der Fortschreibung des Masterplanes beauftragt werden, weitere Vorstellungen zu entwickeln.
Vielleicht kann dann sogar noch das eine oder andere schon zu Buga umgesetzt werden? Allerdings, so wandte Marianne Kugler-Wendt (SPD) ein, sei dies mit einer Personalstelle mehr in der Wirtschaftsförderung nicht zu schaffen. Sie befürchtet auch, dass "vor lauter Lenkungsgruppen die Umsetzung auf der Strecke bleibt", und empfiehlt, sich kundig zu machen, aus welche Töpfen man auch EU-Mittel erhalten könne.



