Zerstörungswut löst Welle der Empörung aus
"Alla-hopp"-Anlagen in der Region leiden unter Vandalismus - Ein weiteres Problem: Anwohner klagen über Lärmbelästigung

Von Anna Manceron
Schwetzingen. Als Kay Kompenhans am Sonntagmorgen sein Bistro neben der Schwetzinger "Alla-hopp"-Anlage betritt, traut er seinen Augen nicht. Die Damentoilette gleicht einem Schlachtfeld: Das Waschbecken ist zerschlagen, die WC-Brille abgerissen, der Wandspiegel zersplittert. Auf dem Boden ein Meer aus Scherben.
Unbekannte sind laut Polizei in der Nacht von Samstag auf Sonntag in das Toilettenhäuschen eingedrungen und haben dort gewütet. Neben den Sanitäranlagen ist auch der Biergarten des Bistros betroffen. Dort warfen die Täter mehrere Tische und Stühle um.
Das Gelände der Sport- und Freizeitanlage sowie das Bistro nebenan gehören der Stadt Schwetzingen. Seit 2018 hat Kompenhans den Gastronomiebetrieb mit Biergarten gepachtet. Mit Vandalismus habe er schon öfter zu tun gehabt, berichtet der Geschäftsführer. "Es wurden Mülltonnen und Tische umgeworfen oder Sachen angekokelt", erzählt er. "Aber das toppt alles. Es fällt mir schwer, Worte zu finden für ein derartiges Ausmaß an sinnloser Gewalt und Zerstörungswut."
Das Bistro und die "Alla-hopp"-Anlage sind trotz des Vorfalls weiterhin geöffnet. Kay Kompenhans hat Strafanzeige wegen Sachbeschädigung erstattet, die Ermittlungen liegen nun in den Händen des Polizeireviers Schwetzingen. Den Sachschaden schätzen die Beamten auf mehrere 1000 Euro. Kompenhans hatte am Wochenende bereits selbst einen Zeugenaufruf auf Facebook gestartet. Die Resonanz war enorm: Rund eine Million Menschen habe sein Beitrag erreicht, teilt der Gastronom am Dienstag mit. Insgesamt sei die Nachricht fast 10.000 Mal geteilt worden. Dazu gab es etwa 3000 Kommentare.
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Bei den Schwetzingern stieß so viel Zerstörungswut auf Empörung und Unverständnis: "Wie muss ein Mensch ticken, um so was zu tun?", fragte sich ein fassungsloser Facebook-Nutzer. Auch Oberbürgermeister René Pöltl schaltete sich ein: "Wir werden wohl nicht umhinkommen, außerhalb der Nutzungszeiten eine Videoüberwachung zu installieren", schrieb er in die Kommentarspalte.
Auch Kontrollen durch das Ordnungsamt und eine verstärkte Jugendarbeit sind im Gespräch, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung. Kompenhans hatte am späten Samstagabend in seinem Bistro noch einmal nach dem Rechten gesehen und dabei zwei jugendliche Gruppen entdeckt, die vor der Anlage saßen und tranken. "Damit wir uns nicht falsch verstehen: Jugendliche sind dort herzlich willkommen", betont der Gastronom. "Sie dürfen auch laut sein und feiern. Aber was nicht geht, ist sich zu betrinken und mit Glasflaschen um sich zu werfen."
Der Hoffenheimer Mäzen und SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp sponserte in den vergangenen Jahren insgesamt 19 Freizeit-Anlagen in der Region. Und fast überall hat man mit Vandalismus zu kämpfen. Erst vor wenigen Monaten schlugen Randalierer in Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis zu. Sie beschmierten Wände mit Lackstift, Edding und Farbspray. Kaum einen Monat später brannten dann mehrere Quadratmeter einer Rasenfläche ab. In Hemsbach setzten Vandalen die beliebte Freizeitanlage im vergangenen Jahr über Nacht unter Wasser.
Auch in Heidelberg ist das Problem seit Längerem bekannt. Dort gab die Stadt im Jahr 2017 insgesamt 80.000 Euro für Reparaturen mutwillig herbeigeführter Schäden an der "Alla-hopp"-Anlage aus. Vandalen schnitten unter anderem Kletterseile durch, zündeten Holzbänke an und verwüsteten Toiletten. Im November fand ein städtischer Mitarbeiter zudem Scherben auf Kinderspielgeräten. Die Polizei ging damals davon aus, dass sie absichtlich dort platziert wurden.

Neben der Zerstörungswut gibt es noch ein zweites Problem, mit dem sich die Kommunen als Betreiber der Anlagen herumschlagen müssen: der Vorwurf der Lärmbelästigung. Vielen Anwohnern geht vor allem das Toben der Kinder gehörig auf die Nerven. In Ketsch gab es deshalb schon seit der Eröffnung der Anlage im Jahr 2016 heftige Proteste. Vor drei Monaten lenkte die Gemeinde dann ein und errichtete eine knapp 60 Meter lange und 3,50 Meter hohe Lärmschutzwand aus Glas. Kosten: 80.000 Euro.
Eine Frau aus der Nachbarschaft, deren Haus außerhalb der Schutzwand liegt, sagt jedoch, die Lärmbelästigung sei nach wie vor hoch: "Nicht immer, aber viel zu oft." In Sinsheim klagen Anwohner sogar vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe gegen die Stadt. Sie wollen die Baugenehmigung zweier Pavillons für ungültig erklären lassen.



