Zoff um "Alla Hopp"-Anlage in Ketsch geht weiter
Zumindest aber ist es durch einen Zaun und eine Lärmschutzwand ruhiger geworden

Laute Kinderstimmen hatten Anwohner des Generationentreffpunkts mitten im Ort genervt. Vor drei Monaten lenkte die Gemeinde ein und sorgte durch bauliche Maßnahmen für mehr Ruhe. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Ketsch. Die Meinungen über die "Alla Hopp!"-Anlage in Ketsch gehen weit auseinander. Die einen klagen über unerträglichen Lärm, andere nennen den Generationen- und Bewegunsparcours im Herzen der Gemeinde zwischen Kindergarten und Seniorenheim ein "kleines Paradies".
Schon seit der Eröffnung im Juli 2016 sind die Fronten verhärtet. Anwohner gingen auf die Barrikaden, während die Verwaltung auf die Rechtssprechung verwies, wonach lautes Stimmengewirr der Kinder kein Lärm und damit hinnehmbar sei.
Vor drei Monaten lenkte die Gemeinde ein und errichtete einen Zaun, der für nächtliche Ruhe sorgen soll, und eine knapp 60 Meter lange, 3,50 Meter hohe und 80.000 Euro teure Lärmschutzwand, die die am stärksten betroffenen Anlieger besser "abschirmen" soll. Ob der Streit damit beigelegt ist, zeigt die Zukunft. Ruhiger ist es aber geworden.
Positiv sehen die Maßnahmen rund um die Anlage Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenwohnzentrums "Avendi". Die beiden Pfleger Reneta Miteva und Juan Nath erklären übereinstimmend, dass seither weitere Beschwerden ausgeblieben sind. Generell finden beide die "Alla hopp"-Anlage gut, sorge sie doch "für Leben vor unserer Tür", wie Miteva sagt. Und auch die Senioren empfänden den Treffpunkt von Jung und Alt als Bereicherung.
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Kritik gibt es aktuell vor allem wegen eines fehlenden Zebrastreifens zwischen "Avendi" und der Anlage. "Da muss unbedingt etwas gemacht werden", fordert eine Bewohnerin. Eine andere Frau aus der Nachbarschaft, die von der Wand nicht geschützt wird, klagt, die Lärmbelästigung sei nach wie vor hoch. "Nicht immer, aber viel zu oft." Verwundert ist sie, was da für eine Generation heranwachse. "Das allgemeine Kommunikationsgebaren hier ist Schreien", sagt sie.
Positiv bewertet sie den Zaun, der von 21 Uhr bis morgens um acht für Ruhe auf dem Platz sorge. Ein externer Wachdienst öffnet und schließt die Zauntore. "Das ist eine echte Entlastung", räumt die Anwohnerin ein. Eine junge Frau, die nur wenige Meter weiter wohnt, kann den Ärger über Kinderlärm dagegen nicht nachvollziehen. "Es stimmt, die Vorkommnisse in der Nacht waren nervig", sagt sie.
Der Lärm der Jugendlichen in der Nacht gehört für sie aber in eine ganz andere Liga, als das Toben und Lachen der Kinder tagsüber und abends. Letzteres habe sie nie gestört.
Und mit dem Zaun hätten sich auch die Störungen in der Nacht erledigt. Weniger geglückt erscheinen ihr und anderen das Tor in der Schallschutzmauer, schließlich gebe es genügend andere Eingänge. Rosemarie Daus kann verstehen, dass manche Anwohner genervt sind. Einerseits. Anderseits sei das Areal für sie und ihre beiden Enkel Bastian (8) und Finia (4) zu einem "kleinen Paradies" geworden.
Die Großmutter betont, dass der Widerstand der Nachbarn nicht per se kinderfeindlich sei, sondern zum Teil als berechtigtes Anliegen für mehr Ruhe. Und so gehe es darum, Kompromisse zu machen. Der Zaun und die Lärmschutzmauer gehen aus ihrer Sicht in die richtige Richtung.
Wenn jetzt alle noch etwas mehr Rücksicht aufeinander nähmen und ihre Toleranzschwelle erhöhten, könnte alles gut werden. "Wäre doch schade, wenn es für diese tolle Anlage keine einvernehmliche Lösung für alle gibt", meint Rosemarie Daus.
Info: Die "Alla hopp"-Anlage hat täglich von 8 bis 21 Uhr geöffnet. Von Ende Oktober bis März wird sie bereits bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Hunde dürfen nur an der Leine geführt werden, Rauchen und Feuermachen sind ebenso verboten wie Fahrradfahren.



