Rund 70 Polizisten durchstreiften den Wald
Seit zwei Wochen wird die Frau vom Emmertsgrund vermisst - Lebensgefährte gilt als tatverdächtig

Mit 70 Mann suchte die Polizei gestern in einem Waldgelände auf dem Emmertsgrund - ganz in der Nähe der Wohnung, in der die Vermisste und ihr Lebensgefährte wohnten. Foto: Priebe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei am Freitag nach Julia B., die seit 14 Tagen vermisst wird. Zwei Mannschaftszüge mit 70 Mann - darunter auch Kräfte aus dem Polizeipräsidium Karlsruhe - überprüften über acht Stunden lang, von 8.15 bis 16.30 Uhr ein Waldgelände im Emmertsgrund, am Hang unweit des Jellinekplatzes, das für die Suche systematisch in mehrere Quadrate eingeteilt wurde. Die Einsatzkräfte waren mit Sonden ausgestattet, wie man sie aus der Lawinenbergung kennt, um eventuelle Spuren im Unterholz zu sichern.
Die 26-Jährige wurde nicht gefunden, nach Angaben von Polizeisprecher Markus Winter allerdings einige Gegenstände, die den Ermittlern weiterhelfen könnten; Kriminaltechniker werden in den nächsten Tagen diese möglichen Spuren auswerten. Einen konkreten Hinweis habe es nicht gegeben, allerdings befindet sich die Wohnung der Vermissten und ihres Lebensgefährten ganz in der Nähe der Stelle, die abgesucht wurde. Ungewöhnlicherweise durften Medien das Großaufgebot auf dem Emmertsgrund begleiten. Damit wollte die Polizei dokumentieren, dass "wir auch in der Urlaubszeit alles tun, um diesen Sachverhalt aufzuklären". Für das Wochenende ist erst einmal keine derartig große Suchaktion geplant.
Die von Freitag war nicht die erste, aber mit Abstand die größte: So waren bereits in den Mannheimer Innenstadtquadraten, wo am vorletzten Dienstag Julia B.s schwarzer Dienst-Mercedes gefunden wurde, Hunde im Einsatz, aber auch bereits am Donnerstag in ihrem Heimatstadtteil Emmertsgrund. Allerdings gibt es nach den Worten von Polizeisprecher Winter bislang nur sehr wenig Hinweise über den Verbleib der Frau: "Bisher liegt die Zahl im einstelligen Bereich." Auch die Familie der 26-Jährigen sucht verzweifelt nach ihr. Ihre Mutter ließ in der ganzen Stadt Suchplakate mit ihrer Handynummer aufhängen. Bisher, so ergab ein Anruf der RNZ, gebe es "keine neuen Erkenntnisse", stattdessen viele Falschinformationen von "Trittbrettfahrern".
Als tatverdächtig gilt der 34-jährige Lebensgefährte von Julia B., Johann N. Er hatte zugegeben, kurz vor dem Verschwinden seiner Freundin mit ihr eine Auseinandersetzung gehabt zu haben. Deshalb geht die Polizei von einem Tötungsdelikt aus, zumal etliche Spuren darauf hindeuteten. Johann N. wurde am Donnerstag vor einer Woche festgenommen und kam einen Tag später in Untersuchungshaft, in der er immer noch sitzt.
Auch interessant
Unterdessen wurde eine 26-köpfige Ermittlungsgruppe gegründet, die dezernatsübergreifend arbeitet. Dabei handelt es sich nicht um eine Sonderkommission (Soko): Die gibt es nur, wenn es eine Leiche gibt, aber der Täter unbekannt ist. "In diesem Fall zeichnet sich aber eher das Gegenteil ab", so Winter.
Angesichts der dürftigen Hinweislage fragt die Polizei abermals, wer Julia B. in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 12./13. August, gesehen hat? Die 26-Jährige wurde am 12. August als vermisst gemeldet, weil sie nicht zur Arbeit erschienen war. Sie ist 1,75 Meter groß, kräftig, hat kurze schwarze Haare und hinter dem Ohr eine kleine Tätowierung mit drei Rauten. Kann jemand sagen, wer in Julia B.s Auto, einer schwarzen Mercedes E-Klasse, oder in Johann N.s schwarzem Mitsubishi-Kombi saß? Wem fielen die Autos in Heidelberg oder Mannheim auf? Hinweise bitte an die Polizei unter Telefon 0621/174-5555.