Sinsheim

Entspannt geht anders an der "alla hopp"-Anlage

In Sachen "alla hopp"-Anlage will die Stadt alles richtig machen und setzt auf Sicherheit - Manche Anwohner protestieren weiter

10.08.2017 UPDATE: 11.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Mitarbeiter des Ordnungsamts patrouillieren verstärkt in der "alla hopp"-Anlage. Vereinzelt wird von Anwohnern trotzdem gegen Ruhestörungen protestiert. Foto: Tim Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim. Die "alla hopp"-Anlage im Postgarten bleibt Stadtgespräch: Ein starkes Jahr nach deren Eröffnung klagen Anwohner noch immer über Ruhestörung. Und während das Rathaus seinen Personal- und Kontrollaufwand mit Blick auf den "Bewegungs- und Begegnungspark" hochfährt, spielen sich bizarre Szenen ab. Provokationen in umgekehrter Richtung: Besucher der Anlage berichten mehrfach, von einer Anwohnerin aus der Distanz mit einem Megafon angeraunzt worden zu sein. Andere seien gefilmt, fotografiert und beschimpft worden.

Eine Reihe Mails hat die RNZ-Redaktion außerdem erreicht. Sie lesen sich wie Hilferufe einer Person, die mit den Nerven am Ende ist. Ein starkes Dutzend Seiten sind es, adressiert an Stadtspitze und Ordnungsamt, im Verteiler so gut wie alle Stadträte. Eine Nachbarin der "alla hopp"-Anlage im Postgarten macht sich Luft, schreibt sich ihren Frust von der Seele.

Die Rede ist vom "Tob-, Schrei- und Anarchiegelände", wo "geraucht, gekifft, gesoffen, Fahrrad gefahren, randaliert, Ball gespielt und geschrien" werde und sich abends Jugend- und Erwachsenengruppen zusammenrotteten. Akribisch hat eine Anwohnerin über Monate das Geschehen auf der Anlage verfolgt, seitenweise Tagebücher dem Rathaus übergeben, so sagt sie. Die Frau beschreibt die Situation im Postgarten als "Alptraum, aus dem es kein Erwachen gibt", spricht von "psychischer Krachfolter". Die "lautstarken Massenbesuche der Schulklassen und Kindergartengruppen", die Motoren der städtischen Laubbläser, sowie hunderte Besucher, bisweilen in großen Gruppen – deren Geräusche hallten wider an der Wand des Postgarten-Hochhauses in die Maisonettwohnung der Anklägerin: "Spiel- und Tobmöglichkeiten mitten im Wohngebiet mit Echoschall". Der Balkon sei nicht mehr nutzbar, lüften könne man kaum mehr, der Lärm sei "immer da, wie ein Krebsgeschwür". Besserung trete nur kurzzeitig ein, wenn Mitarbeiter des Ordnungsamts und eines Sicherheitsdiensts patrouillierten, was zu selten passiere. Die Forderung: "Permanente Kontrolle", eine Ausweitung der Schließzeiten und schließlich "Ruhetage für die Anwohner."

Am Donnerstag sowie bei mehreren Vor-Ort-Besuchen der RNZ in den vergangenen Tagen zu verschiedenen Uhrzeiten wirkte die Anlage belebt, aber ruhig: Ferien, Urlaubszeit. Der Park füllt sich merklich Richtung Feierabend, einige hundert Besucher kommen an einem Durchschnittstag zusammen. Der Andrang war keinesfalls zu vergleichen mit dem Ansturm auf die Anlage nach deren Eröffnung im Sommer 2016, auch einzelne Anwohner schildern das so. Die Nachtruhe sei gewährleistet, seit ein Betretungsverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr verhängt wurde. Auffallend oft drehten Ordnungsamt-Streifen ihre Runden. Nun die Forderung, die Öffnungszeiten erneut zu verkürzen: Via Leserbrief in der RNZ schlug "alla hopp"- Anwohnerin Rösli Völker kürzlich eine Schließung um 20 Uhr vor.

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So weit kommen wird es wohl nicht. Dennoch sagt Oberbürgermeister Jörg Albrecht, dass man im Rathaus an "einem guten Einvernehmen mit Anwohnern interessiert" sei, die Anliegen "sehr ernst" nehme. Die Personalaufstockung beim städtischen Vollzugsdienst um vier auf insgesamt neun Kräfte sei "speziell auch vor dem Hintergrund ‚alla hopp‘ passiert"; auch zwei neue Straßenkehrer kümmerten sich künftig mit um das Anwesen. Alle verfügbaren Gemeindevollzugsbeamten seien mindestens einmal pro Tag, oft auch öfter, auf der Anlage. In der publikumsstarken Zeit von Frühsommer bis Herbst seien zwischen 22 Uhr und 6 Uhr Sicherheitsdienstler "permanent vor Ort." Einen "hoch fünfstelligen Betrag" koste das die Stadt, so Albrecht auf RNZ-Nachfrage. Allerdings habe das Rathaus inzwischen "erstes Feedback auch von Nachbarn der Anlage", dass sich die städtischen Bemühungen allmählich auszahlten.

Die Provokationen einzelner Besucher von Anwohnerseite seien auch dem OB zugetragen worden: "Ich kann’s nicht bewerten", sagt Albrecht. Er rechne damit, dass sich die Situation mit der Eröffnung der "alla hopp"-Anlage in Meckesheim und "durch den Gewöhnungseffekt" weiter entspannt.

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