Neues Gesicht für den Bahnhofsvorplatz-Nord
Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen stellt Pläne für Hotel mit Boardinghouse vor

Zwischen dem Neubau des Hauptbahnhofs (links) und dem Intercityhotel breitet sich künftig der "Stadtbalkon" aus. Und neben dem Hotel soll parallel zur Kurfürsten-Anlage noch ein Boardinghouse entstehen. Animation: Prasch Buken Partner Architekten/GBI AG
Von Timo Teufert
Heidelberg. Am Heidelberger Hauptbahnhof wird viel gebaut. Auf der Südseite entsteht ein neuer Vorplatz zur Bahnstadt, doch auch die Nordseite wird sich verändern. Westlich des Hauptbahnhofs werden ein Flügel des Bahnhofs, ein Fahrradparkhaus mit 600 Stellplätzen sowie ein Intercityhotel und ein Boardinghouse neu entstehen. Die Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen (GBI), die für den Bau des Hotels und des für längere Aufenthalte gedachten Boardinghouse zuständig ist, veröffentlichte jetzt die Entwürfe für das Projekt, die das Büro "Raumwerk" aus Frankfurt entworfen hat und die in einem Wettbewerb im Dezember 2017 ausgewählt wurden.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem städtebaulich und architektonisch anspruchsvollen Konzept von ,Raumwerk’, auf das sich die Jury geeinigt hat", sagt Clemens Jung, Vorstand von GBI. Nicht nur die Gebäude bekämen ein hochwertiges Aussehen, mit dem Stadtbalkon entstehe zwischen Hotel und Bahnhof zudem ein Bereich mit hoher Aufenthaltsqualität, der die neuen Gebäude mit dem Hauptbahnhof verbinde. Das Vier-Sterne-Intercityhotel wird 198 Zimmer haben und von der Deutschen Hospitality betrieben, zu der auch die Steigenberger-Hotels gehören. Für das Hotel und das Boardinghouse werden etwa 120 Parkplätze in einer eigenen Tiefgarage entstehen.
Auch am Hauptbahnhof wird demnächst gearbeitet: "Der Nordflügel, der nicht unter Denkmalschutz steht, soll aufgestockt werden", berichtet Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck von den Planungen. Die Vorentwürfe zeigten eine gute Qualität, es laufe aber wahrscheinlich auf einen Abriss und einen Neubau hinaus. Auch das alte Stellwerk an Gleis 1 soll gleich mit abgerissen werden.
Für das Hotel und das Boardinghouse wird voraussichtlich in einem Jahr die Entwidmung der Bauflächen - dort befinden sich bislang Parkplätze in Höhe des Bahnsteigs - durch die Deutsche Bahn abgeschlossen sein. Anfang 2021 könnten dann beide Gebäude fertiggestellt sein. Diese werden mit hellem Klinker verkleidet, der an den Innen- und Außenseiten unterschiedliche Strukturen aufweisen soll. Die äußeren Fassaden haben eine glatte, homogene Oberfläche, die Fassade zum Innenhof erhält ein raues Erscheinungsbild. "Das wirkt, als wären beide Häuser aus einem großen, glatten Baukörper auseinandergezogen worden", erklärt "Raumwerk"-Geschäftsführer Thorsten Wagner die Idee. Bewusst besetzten die Häuser die Grundstücksränder, sodass dazwischen ein neuer Platz entstehe.
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Der Freiraum gliedert sich zum einen in die "Willkommenszone" im Osten des Hotels, wo Gäste an- und abreisen können. Im Innenhof entsteht eine "Aufenthaltszone", wo Bäume gepflanzt werden, weil andere für die Neubauten weichen müssen. Das Erdgeschoss des Hotels mit Restaurant und Bar öffnet sich durch große Glasflächen zum Stadtbalkon, auch eine Außenbewirtschaftung ist dort denkbar. "Das städtebauliche Konzept ist so aufgebaut, dass ausgehend vom denkmalgeschützten Hauptbahnhof ein neuer öffentlicher Raum entsteht, bei dem gezielt auf die Ensemble-Wirkung gemeinsam mit Hotel und Boardinghouse gesetzt wird", so Wagner. Die Architektursprache sei "zeitlos zurückhaltend", um als Hintergrund für den Bahnhof zu dienen.
Die Rampe zum Fahrradparkhaus befindet sich nördlich des Bahnhofsanbaus, ungefähr dort, wo heute die Parkplätze vor dem Schnellrestaurant "Burger King" sind. Von der Garage unter dem Platz gelangt man entweder fast ebenerdig auf Bahnsteig 1 oder sie kann über eine Treppe und einen Aufzug an der Rampe in Richtung Straßenbahn- und Bushaltestelle verlassen werden.
"Ich finde, das Preisgericht hat eine gute Arbeit geleistet, und ,Raumwerk’ hat einen tollen Entwurf vorgelegt", sagt Odszuck. "Die Idee mit zwei sich verschränkenden Baukörpern ist sehr schön, zumal dadurch ein Innenhof entsteht." Auch für den Stadtbalkon habe man eine gute Aufteilung gefunden. "Es war nicht einfach, alle Funktionen unter einen Hut zu bekommen", erklärt der Baubürgermeister. Denn der Stadtbalkon brauche Aufenthaltsqualität, obwohl über ihn auch die Gewerbebetriebe im Hauptbahnhof beliefert werden müssten.