Heidelberg

Wie Mamdouh Butt in 8 Monaten 50 Kilo abnahm

Mamdouh Butt, langjähriger Vorsitzender des Jugendgemeinderates, nahm in acht Monaten 50 Kilo ab. Geschafft hat er das mit vielen "kleinen Schritten".

30.12.2020 UPDATE: 01.01.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 41 Sekunden
Links Mamdouh Butt im Jahr 2015: Er ist Vorsitzender des Jugendgemeinderates – und wiegt weit über 100 Kilo. Mamdouh Butt im Jahr 2020: Der heute 25-Jährige studiert an der Universität Würzburg Politik und Soziologie – und hat innerhalb von acht Monaten 50 Kilo abgenommen. Er fühlt sich gesünder und fitter – und ist überglücklich. Fotos: Philipp Rothe

Von Anica Edinger

Heidelberg. Es war der 4. September 2019. Mamdouh Butt erinnert sich noch genau an dieses Datum. Es war ein Mittwoch, ein sonniger Tag im Spätsommer. Der Tag, an dem Butt, heute 25 Jahre alt, einen weitreichenden Entschluss fasste. Er brachte damals 138 Kilo auf die Waage. Mit 18 Jahren habe es angefangen: "Ich habe immer weiter zugenommen", erzählt er. Kein Sport, schlechte Ernährung, viele Süßigkeiten, vor allem aber zahlreiche zuckerreiche Getränke, Eistee, Cola, Energy Drinks – "das war mein Laster". "Die Kilos summierten sich – irgendwann habe ich die Kontrolle verloren", blickt Butt zurück. Heute, ein Jahr und gut drei Monate nach jenem 4. September 2019 – dem Tag, an dem Mamdouh Butt sich entschloss, den Kilos den Kampf anzusagen.

Viele Heidelberger kennen Mamdouh Butt: Mit nur 14 Jahren wird er zum ersten Mal in den Jugendgemeinderat gewählt, mit 16 Jahren ist er erster Vorsitzender – und in dieser Position vier Jahre lang unumstößlich. Als er schließlich 20 wird, legt er sein Amt nieder – und eine Ära geht zu Ende. "Ich war viele Jahre lang sehr präsent in der Stadtpolitik", berichtet Mamdouh Butt, "viele haben mich aufwachsen sehen." Und viele haben gesehen, wie er zunahm. Auch ihm war das bewusst. "Aber es wird eben zur Gewohnheit, ungesund zu essen und keinen Sport zu treiben", erzählt er. Man verharre in dieser Lage, "man ist wie gefangen".

Er habe zwar immer wieder versucht, mit verschiedenen Diäten sein Gewicht zu reduzieren. "Doch der Erfolg hielt immer nur maximal einen Monat." Dann kam der sogenannte Jo-Jo-Effekt – und Butt legte schnell wieder zu, was er verloren hatte. Freunde, Verwandte, auch Bekannte aus der Politik machten sich Sorgen um den jungen Mann, seine Familie redete auf ihn ein, bot ihm Hilfe beim Abnehmen an. "Das ging ins eine Ohr rein und ins andere raus." Denn glücklich war Mamdouh auch mit seinem schweren Körper. "Ich war noch nie ein Kind von Traurigkeit, schon immer selbstbewusst und hatte viele Freunde", sagt er.

Politisch ist Butt erfolgreich. Verschafft dem jungen Heidelberg Gehör. Schon in der Schule habe es, sobald es Probleme gab, immer geheißen: "Mamdouh regelt das." Die Liebe zur Politik, zum ehrenamtlichen Engagement in der Kommune, dafür, einen Beitrag für Andere zu leisten, die bekam Mamdouh Butt von seinem Vater Waseem Butt in die Wiege gelegt. Der gebürtige Pakistani trat nach kurzer Zeit als parteiloser Einzelstadtrat bei der Kommunalwahl im Mai 2019 zum ersten Mal als Spitzenkandidat mit seiner eigenen Liste "Heidelberg in Bewegung" an – und wird gewählt. Schon damals wirkte sein Sohn Mamdouh mit, "im Hintergrund", wie er selbst sagt – und noch mit 50 Kilos mehr auf der Waage.

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"Wenn ich heute Stadträte im Rathaus treffe, zum Beispiel bei der Vereidigung meines Vaters, erkennen mich viele gar nicht", berichtet Mamdouh Butt. Aber: "Alle sind froh, wenn sie mich sehen." Denn Butt wurde mittlerweile zu einem sportlichen jungen Mann, vor allem aber auch zu einem gesunden – der es innerhalb von nur acht Monaten schaffte, von 138 Kilo auf heute 87 zu kommen. Mit viel Disziplin ist ihm das gelungen. Mit Willensstärke. Aber auch mit Ausdauer. "Es war eine Kraftanstrengung", sagt Butt. Wie hat er es geschafft? "Mit kleinen Schritten." Zunächst habe er angefangen, komplett auf Süßigkeiten zu verzichten. Danach auf zuckerreiche Getränke, schließlich auch auf Fast Food. Vor allem aber habe er angefangen, exzessiv Sport zu treiben. "Mit einem Fitnesstrainer habe ich einen Trainingsplan erstellt. Ich ging fast jeden Tag ins Fitnessstudio."

Doch nur Sport zum Abnehmen: Das reicht nicht. Der Schlüssel ist, mehr Kalorien zu verbrennen als aufzunehmen. Und so fing Butt an, Kalorien auf den Tellern, beim Sport zu zählen. "Man muss sich fragen: Wie viel braucht der Körper?", erklärt er. Und: "Man darf sich nicht runterhungern." Noch heute belohnt sich Butt auch manchmal – am "Cheatday", dem "Schummeltag", gibt es auch mal Pizza. Ansonsten ernährt sich Butt vor allem proteinreich. Viel Gemüse steht auf seinem Essensplan. Seine Mutter unterstütze ihn dabei mit Kräften.

Derzeit lebt Butt wieder bei seinen Eltern in Rohrbach. Er studiert an der Universität in Würzburg Politik und Soziologie. 2021 schreibt er seine Abschlussarbeit. Doch da auch in Bayern keine Präsenzveranstaltungen an Hochschulen stattfinden, hat Butt seinen Lebensmittelpunkt wieder an den Neckar verlegt. Hier hilft er auch im Laden seines Vaters in der Weststadt aus. "Das habe ich schon immer gemacht, auch nach dem Abi, und es macht mir viel Spaß." Das Thema Ernährung, Sport und Gesundheit nimmt aber nach wie vor einen großen Platz in seinem Leben ein. Denn klar ist: "Man braucht einen langen Atem."

Obwohl er im Mai dieses Jahres sein Wunschgewicht erreicht, ist es noch lange nicht geschafft. "Die größte Herausforderung ist, das Gewicht zu halten", sagt er. Dass nun die Fitnessstudios während der Corona-Krise geschlossen sind, war zunächst ein Rückschlag. Doch er hat nun auf Workout zuhause umgestellt – und er läuft viel, sehr viel. "Ich laufe überall hin", sagt Butt. Von Rohrbach in den Laden in die Weststadt zum Beispiel. "Das geht ruckzuck", sagt er, "und tut gut."

Früher, "als ich noch fett war", sei das für ihn unvorstellbar gewesen. Da habe er teilweise für eine Strecke, die ihn zu Fuß zehn Minuten gekostet hätte, die Straßenbahn genommen. "Jeder Schritt war eine Anstrengung", erinnert sich der 25-Jährige. Ich war ständig müde, kam viel schwerer auf die Beine." Heute fühlt sich Mamdouh Butt fitter, gesünder, glücklicher.

"Es ist ein krasses Lebensgefühl", sagt er, "einfach unbeschreiblich." Deshalb will er auch anderen Mut machen, denen es ähnlich ergeht wie ihm vor mehr als einem Jahr. Allen, die sich gefangen fühlen in ihrem zu schweren Körper, die Probleme mit der Gesundheit bekommen. Jeder könne es schaffen, findet Mamdouh. "Und man braucht weder einen Fitnesstrainer noch irgendwelche Tabletten oder sonst irgendwas." Einen universellen Schlüssel zum Abnehmen gebe es aber nicht. "Jeder muss für sich selbst sein eigenes Maß finden und Kraft investieren." Am Ende, da spricht Mamdouh Butt aus Erfahrung, "lohnt es sich".

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