Heidelberg

Stadtwerke gaben neue Gas-Abschläge falsch an

In einigen Fällen seien "Zeilen und Zahlen verrutscht". Zudem sei die Gaspreisbremse noch nicht einberechnet. Diese greift erst ab März, aber gilt auch rückwirkend für Januar und Februar.

23.02.2023 UPDATE: 23.02.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Die Flamme eines Gasherdes brennt in einer Küche. Die Stadtwerke schicken im März noch einmal allen ihren Kunden neue Gas-Abschläge – dann inklusive Gaspreisbremse. Foto: dpa

Von Robin Höltzcke

Heidelberg. Bei den Kunden der Stadtwerke Heidelberg kamen in diesen Tagen die neu berechneten Abschläge an – und viele sind schockiert über die Höhe. Einige Leser haben sich deshalb an die RNZ gewandt. Manche ärgert auch, dass die Stadtwerke zur Zeit nur schwer zu erreichen sind. Die RNZ beantwortet alle wichtigen Fragen:

Ist die Gaspreisbremse in meinen Abschlag einberechnet? Nein, noch nicht. Die Gaspreisbremse umzusetzen, ist laut Stadtwerke-Sprecherin Ellen Frings "sehr aufwendig". Sie greift erst ab März, dann aber rückwirkend: Die Kunden sollen in der Märzabrechnung auch für die Monate Januar und Februar entlastet werden. Frings sagt: "Zwei Monate für die Umsetzung der Gaspreisbremse waren von der Politik zu knapp bemessen." Mit der Gaspreisbremse wird der Gaspreis auf 12 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt – für ein Kontingent von 80 Prozent des im September 2022 prognostizierten Jahresverbrauchs. Für den restlichen Verbrauch muss der normale Marktpreis gezahlt werden. Deshalb lohnt sich Energiesparen auch weiterhin.

Mein Abschlag ist stärker gestiegen als der Gaspreis – warum? In Einzelfällen hätten sich Fehler in die Abschlagsberechnung eingeschlichen, erklären die Stadtwerke – bei wie vielen genau, sei unklar. "In einigen Fällen sind in den Tabellen mit den alten oder neuen Abschlägen Zeilen und Zahlen verrutscht", so Frings. Die korrekten Abschlagszahlen finde aber jeder online im Kundenportal der Stadtwerke. Im März sollen dann alle Kunden sowieso ein neues Schreiben erhalten, in dem die Preisbremsen in die Abschläge eingerechnet sind. Im April senken die Stadtwerke zudem selbst ihren Gaspreis, weil die Beschaffungspreise in den letzten Wochen wieder etwas gesunken sind. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden sinkt der Preis dann um 4,34 Cent pro Kilowattstunde.

Warum sind die Stadtwerke Heidelberg teurer als andere Stadtwerke oder Anbieter? Die großen Preisschwankungen im Jahr 2022 hätten dazu geführt, dass die Stadtwerke nicht immer zum niedrigsten Preis Gas einkaufen konnten. "Es gab Schwankungen zwischen 50 und 280 Euro pro Megawattstunde, das ist eine Differenz von 400 Prozent", erklärt Frings. 2021 hatten die Stadtwerke noch Gas für einen ganzen Winter eingekauft, 2022 kauften sie dann aufgrund der hohen Preisschwankungen Gas in kleineren Portionen. Preisunterschiede gibt es laut Stadtwerken auch, weil die Nutzung der Infrastruktur bei jedem Energielieferanten unterschiedlich viel kostet. "Daher sind zum Beispiel die Stadtwerke Neckargemünd etwas günstiger als Heidelberg", so Frings. "Am günstigsten können derzeit Anbieter sein, die überhaupt keine Vorsorge für ihre Kunden treffen mussten, sondern ausschließlich Neukundengeschäft betreiben und die Mengen für diese Kunden komplett zu aktuell günstigeren Konditionen am Markt beschaffen können."

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Was mache ich, wenn ich den neuen Abschlag nicht bezahlen kann? "Wenn es zu Liquiditätsproblemen kommt, ist es möglich, mit den Stadtwerken einen Ratenplan abzustimmen", erklärt Frings. Wichtig sei, dass die Kunden die Stadtwerke rechtzeitig informieren, um eine Lösung zu finden. Über den Nothilfefonds "Aktion Nähe" können Kunden Hilfe beantragen, falls sie zahlungsunfähig sind oder Schulden haben. Die "Liga der freien Wohlfahrtspflege" ist ebenfalls ein Ansprechpartner bei Zahlungsschwierigkeiten.

Wieso erreiche ich die Stadtwerke so schlecht? Wer anruft, landet zur Zeit meist in der Warteschleife. Der Grund: "Wir haben momentan zwischen 1500 und 2700 Anrufe am Tag. In normalen Zeiten sind es täglich zwischen 300 und 600", so Frings. Am besten sei es daher aktuell, eine E-Mail zu schreiben. Alternativ kann man auf dem Anrufbeantworter Anliegen, Name und Telefonnummer hinterlassen. Zwischen zwei und vier Tagen dauere es bis zu einer Antwort, so Frings – unabhängig davon, ob die Anfrage per E-Mail oder Anrufbeantworter eingeht. Auch das Mailaufkommen sei mit 500 pro Tag derzeit hoch – normalerweise sind es nur 100 und 150 E-Mails. Und auch wer in den "Energieladen" der Stadtwerke in der Altstadt (Hauptstraße 120) geht, muss dort mit längeren Wartezeiten rechnen.

Info: Ausführliche Infos zu vielen Detailfragen – etwa zu Abschlägen, Gaspreisbremse oder Nothilfefonds – gibt es auf: www.swhd.de/faq_energie.

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