Heidelberger sammelt Brillen für Afrika
Der Verein "Right to see" mit Pascal Mendy bittet dringend um Spenden.

Von Marion Gottlob
Heidelberg. Durch einen Zufall ist eine tolle Initiative entstanden. Als Pascal Mendy vor zwölf Jahren seine Heimat Gambia besuchte, sagte seine Begleiterin Milagros Iglesias: "Die Menschen gucken so komisch. Ich glaube, die Leute brauchen eine Brille." Aus dieser Beobachtung ist der gemeinnützige Verein "Right to see – people help people" entstanden, der gebrauchte Brillen sammelt und kostenlos in Gambia verteilt. Mendy sagt: "Wir haben inzwischen Tausende von Brillen an Erwachsene und auch an Kinder verteilt."
Gambia ist mit einer Gesamtfläche von ungefähr 11.000 Quadratkilometern der kleinste Staat in Afrika. Die Menschen haben Augenprobleme durch Umwelteinflüsse wie Staub, Sonneneinstrahlung, das Kochen am offenen Feuer und Insekten wie vor allem Heuschrecken. Weiteres Problem ist die Verbreitung des Katarakts, "Grauer Star" genannt.
Die Ursache für die Erkrankung ist meist unbekannt, doch führt der "Graue Star" schleichend zur Erblindung. Wird der "Graue Star" rechtzeitig erkannt, kann mit einer einfachen Operation das Augenlicht des Betroffenen gerettet werden. Pascal Mendy sagt: "Ich habe die Probleme der Menschen mit den Augen gar nicht wahrgenommen. Für mich gehörte das zum normalen Alltag in Afrika."
Doch kaum war das Duo wieder in Heidelberg, sammelten die beiden alte Brillen bei Optikern und Augenärzten. Bei ihrer nächsten Reise nach Gambia hatten sie einen roten Koffer voller Brillen im Gepäck. Als sie dem Krankenhaus von Tunji ihre Brillen zur kostenlosen Verteilung abgeben wollten, lehnte eine Mitarbeiterin entrüstet ab: "Wir nehmen keine gebrauchten Dinge an."
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Enttäuscht begaben sich Mendy und Iglesias ins Hotel zurück. Mendy rief einen Freund an und erzählte von dem Vorfall. Der Freund jedoch war begeistert von der Brillen-Idee. Er organisierte einen Brillen-Tag auf dem Platz des Tanji-Village-Museums. Einen Tag lang prüften afrikanische Augenärzte kostenlos die Augen der Patienten und verteilten die passenden Brillen aus dem roten Koffer. Mendy erzählt: "In nur einem einzigen Tag hatten wir alle Brillen verteilt." Für ihn war das eine einmalige Aktion. Doch die Menschen baten: "Mach bitte weiter."
Mendy selbst ist in Gambia aufgewachsen und hat eine Ausbildung zum Schreiner und Vermesser gemacht. Er kam 1984 nach Karlsruhe, um Bautechnik zu studieren. Auf einer Heidelberger Party verliebte er sich in eine Studentin. Als seine Freundin schwanger wurde, brach er das Studium ab, kam nach Heidelberg und heiratete. Er sagt: "Einer musste Geld verdienen, das war ich." Er arbeitete als Schreiner und Graveur, dann als Vermesser, zuletzt im Vermessungsamt des Rhein-Neckar-Kreises.
Vor zehn Jahren gründete er mit Iglesias den Verein "Right to see". In ganz Deutschland bitten Optiker und Augenärzte ihre Patienten und Kunden um Augentropfen und gebrauchte Brillen. Sie prüfen, reinigen, vermessen und verpacken die Brillen ehrenamtlich. Anschließend werden die Brillen nach Heidelberg gebracht und gelagert, bis sie in Containern per Schiff nach Gambia gebracht werden.
Doch in der Corona-Zeit hat der Verein fast alle Unterstützer verloren. In Heidelberg jedoch engagieren sich bis heute Werner und Birgit Müller von "eye and art" in der Hauptstraße. Mendy sagt: "Nun bitten wir dringend Optiker und Augenärzte, ob sie alte und intakte Brillen für unseren Verein sammeln wollen."
Mendy verbringt jedes Jahr sechs Monate in Gambia. Zweimal pro Monat gibt es sonntags den "Brillentag", zu dem die Menschen viele Kilometer zu Fuß laufen. Pro "Brillentag" werden rund 200 Patienten empfangen. Normalerweise gehen diese Menschen nicht zum Arzt, denn sie wissen, dass sie eine Brille nicht bezahlen können. Mendy sagt: "Eine Brille kostet ein Monatsgehalt. Das kann sich eine Familie nicht leisten." Er erinnert sich an ein zwölfjähriges Mädchen, das eine kostenlose Brille erhielt. Die Mutter weinte und dankte: "Jetzt kann meine Tochter mit der Brille in der Schule endlich lesen lernen."
Gebraucht werden Brillen jeder Art, auch Sonnenbrillen und Brillen für Kinder, denn der Verein besucht auch Schulen. Mendy sagt: "Wir bitten um Spenden, um den teuren Transport per Schiff zu bezahlen. Außerdem finanzieren wir die Katarakt-Operationen, sodass Menschen nicht vorzeitig erblinden."
Info: Mehr Infos per Mail an info@righttosee.de oder online.