Heidelberger Adenauerplatz: Eine Verkehrsinsel soll wachgeküsst werden
Auf dem Adenauerplatz könnte ein nestartiger Pavillon entstehen - Platz für Kunst, Kultur und Kommunikation - Projekt ist IBA-Kandidat

So könnte das "Forum Adenauerplatz" aussehen: An der Kreuzung Rohrbacher Straße/Kurfürstenanlage würde ein Pavillon aus Holz und Glas gebaut. Grafik: SSV-Architekten
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Geht es nach dem Chef des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) Jakob Köllhofer, könnte der Adenauerplatz bald ein ganz neues Gesicht bekommen: Gerade die Areale, die am wenigsten genutzt werden, nämlich die Unterführung und die Anlage des Neptun-Brunnens könnten wiederbelebt werden - als "Forum Adenauerplatz".
Demnach soll ein Teil des Platzes, die westliche Spitze an der Kreuzung zur Kurfürstenanlage inklusive Neptun-Brunnen, zu einer Art Pavillon umgebaut werden, der möglichst von der gesamten Stadtgesellschaft genutzt werden (und daher öffentlicher Raum bleiben) soll. Die Architektur könnte für Heidelberger Verhältnisse recht spektakulär sein. Nach einer Machbarkeitsstudie des Heidelberger Büros SSV-Architekten könnte dort eine luftig anmutende Konstruktion aus Holz und Glas entstehen, die fast die Gestalt eines Nestes hat. "Das wird ein mächtiges Wahrzeichen, das den Platz wirklich wachküssen wird", schwärmt Köllhofer schon jetzt. In der Architektur nennt man solche Gebäudetypen "Folly", einst als Zierbauten in Gärten oder Parks errichtet. Am bekanntesten ist das Projekt des Londoner Kunstmuseums Serpentine Gallery, in dessen Garten seit dem Jahr 2000 jährlich ein namhafter Architekt einen Pavillon errichtet, der dann wieder abgerissen wird.
Die überdachte Fläche soll einen neuen Saal und ein Café direkt am Brunnen umfassen - und prinzipiell für jeden zugänglich sein. Ausgangspunkt ist, dass das DAI eigentlich aus allen Nähten platzt und dringend einen halbwegs großen Saal bräuchte - sich aber an seinem jetzigen Standort nicht erweitern kann. Außerdem würde Köllhofer sein Haus gerne in Richtung Adenauerplatz öffnen - ein Platz, den die Stadtgesellschaft im Grunde nicht nutzt. Die Idee wäre, das "Nest" wie gehabt von der Unterführung anzubinden, die durch Ausstellungen, beispielsweise zu Projekten der Internationalen Bauausstellung (IBA) aufgewertet werden könnte. Im Idealfall könnte sogar eine neue Brücke das DAI mit dem Forum auf dem Platz verbinden. Damit wären gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das DAI hätte mehr Platz, der "Nicht-Ort" Verkehrsinsel bekäme einen neuen Sinn - und außerdem könnte man dort auch neue Nutzungsformen ausprobieren. Denn Köllhofer meint nicht, dass der Pavillon nur dem DAI dient: "Wir wollen eine möglichst offene Nutzung, der Ort soll allen Heidelbergern gehören."
Dieses Konzept gefiel der IBA so gut, dass sie es zu einem ihrer elf Kandidaten machte. Der große Sprung wäre nun die Aufwertung zum "IBA-Projekt" - wenn es an die Umsetzung geht. Köllhofer will "so schnell wie möglich" die Idee umsetzen, zumal er seitens der Kommunalpolitik ("Der OB war begeistert") und der Bürger keinen Widerstand erwartet. Mit etwas Glück könnte schon im nächsten Jahr Baubeginn sein. Viel steht und fällt auch damit, ob das Projekt "Forum Adenauerplatz" genügend Sponsoren findet. Denn Köllhofer will möglichst die gesamten Kosten - im Moment geht er von 3,5 bis vier Millionen Euro aus - über Spenden finanzieren.
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Und wenn die Stadtgesellschaft einmal genug hätte vom "Nest", könne man es auch wieder abreißen, sagt Köllhofer: "Das Forum kann auch zeitlich begrenzt sein. Denn es geht hier auch um ein Beispiel temporärer Architektur." Schließlich war in den vergangenen Jahrzehnten am Adenauerplatz nichts für die Ewigkeit: Bis 1956 war er eine große, gepflegte Grünanlage, bis dann die Verbindung Kurfürstenanlage/Sofienstraße gebaut wurde - was den alten Seegarten durchtrennte. 1959 entstanden die kurzlebigen Arkaden, 1989 schließlich die beiden Brunnen. Die immerhin kämen nicht weg. "Im Gegenteil", so Köllhofer, "der Neptun-Brunnen würde endlich wieder die Hauptrolle spielen."