Psyche

Einsamkeit kann schmerzhaft und gesundheitlich riskant sein

Das Thema Einsamkeit rückt immer mehr in den Fokus von Wissenschaft und Politik. Was man darüber weiß - und dagegen tun kann.

08.03.2023 UPDATE: 08.03.2023 05:36 Uhr 3 Minuten
Jung trifft Alt
Helga Müller zeigt Jan Römmler bei einem Spaziergang ein altes Foto. Unter der Motto «Jung trifft Alt» vermittelt der Verein «Freunde alter Menschen» Kontakte zwischen jungen und älteren Menschen.

Berlin (dpa) - Wenn der Freundeskreis schrumpft, Partner sterben, die Gesundheit nicht mehr mitmacht oder auch das Geld für Kino und Restaurantbesuche fehlt, können vor allem ältere Menschen schnell in die Einsamkeit abrutschen. Ein Gefühl, das auch Helga Müller aus Berlin-Tempelhof kennt. Ihre Tochter lebt in Athen, die Freunde sind krank, verstorben oder weggezogen. "Ich gehe zwar jeden Tag raus, kaufe ein und mache meine Gymnastik, aber zum Reden fehlt mir jemand", sagt die 85-Jährige.  

Seit fast zwei Jahren kann sich die Rentnerin immerhin auf ein ausgiebiges Gespräch pro Woche freuen. Der in verschiedenen Großstädten aktive Verein "Freunde alter Menschen" hat ihr Jan Römmler, einen Besuchspaten, vermittelt. "Ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen und anderen schenken", sagt der 50-jährige gelernte Koch und Frührentner. Man sieht Helga Müller die Freude an. Sie strahlt, als Römmler sie zum Spaziergang abholt. 

Familienministerin will Thema stärker beleuchten

Das Thema Einsamkeit rückt immer mehr in den Fokus von Politik und Wissenschaft. Im Juni 2022 gab Familienministerin Lisa Paus (Grüne) den Startschuss für eine "Strategie gegen Einsamkeit". "Ziel ist es, das Thema in Deutschland stärker zu beleuchten und Einsamkeit stärker zu begegnen", erklärt Axel Weber vom "Kompetenznetz Einsamkeit" (KNE), das das Ministerium wissenschaftlich unterstützt. 

In einer Studie des KNE heißt es, dass vor der Covid-19 Pandemie rund 14 Prozent der Menschen in Deutschland einsam waren. Während der Pandemie sei der Anteil auf 42 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Allerdings wurden alle Menschen mitgezählt, die angaben, sich mindestens manchmal einsam zu fühlen. 

"Wirklich dauerhaft einsam fühlt sich eine Minderheit. Die meisten Menschen fühlen sich geborgen", sagt Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum. Sie geht von etwa fünf Prozent an chronisch einsamem Menschen in der Bevölkerung aus. 

Wie sich die Zahl der Einsamen seit der Corona-Pandemie entwickle, wisse man noch nicht. Statistiken seien generell schwierig. "Es gibt keine messbare Definition. In der Wissenschaft wird Einsamkeit als ein Zustand definiert, bei dem die sozialen Beziehungen nicht den Erwartungen der Menschen entsprechen. Dieser Punkt ist für jede Person irgendwo anders", so Luhmann. 

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