Eichbaum-Insolvenz

Gewerkschaft will um Eichbaum kämpfen – Mehr als 300 Beschäftigte betroffen

Die Mannheimer Brauerei muss Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Das Amtsgericht Mannheim bestellt Rechtsanwalt Thomas Oberle zum vorläufigen Sachverwalter.

30.10.2025 UPDATE: 30.10.2025 19:45 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Die traditionsreiche Eichbaum-Brauerei zählt zu den ältesten Unternehmen Mannheims. Nun geriet sie in Schieflage. Foto: dpa

Mannheim. (lsw/mk) Die Privatbrauerei Eichbaum in Mannheim ist in eine finanzielle Schieflage geraten. Sie beantragte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen, wie aus einer Veröffentlichung aus dem Internetportal Insolvenzbekanntmachungen hervorging. Das Amtsgericht Mannheim ordnete die vorläufige Eigenverwaltung an.

Das Unternehmen war zunächst nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Nach Angaben von Georg Dohr, Sprecher des Betriebsrats, sind über 300 Beschäftigte von dem Schritt der Privatbrauerei Eichbaum GmbH & Co. KG betroffen.

Eigenverwaltung bedeutet, dass das Unternehmen während des Verfahrens die Verfügungsgewalt behält und damit entscheidungs- und handlungsfähig bleibt. Dem Unternehmen ist aber ein Sachwalter zur Seite gestellt worden, der die Geschäftsführung überwacht. Im Fall Eichbaum bestellte das Amtsgericht den Mannheimer Rechtsanwalt Thomas Oberle vorläufig zu diesem Sachverwalter. Weil der Bierkonsum seit Jahren zurückgeht, laufen die Geschäfte bei vielen Brauereien in Deutschland nicht besonders gut.

Erst vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass Eichbaum seine Traditionsmarke Karamalz samt Produktion an Veltins verkauft hat. Der Verkaufspreis wurde nicht genannt. Der Erlös daraus konnte wohl die finanzielle Lage bei der Brauerei nicht stabilisieren, vermutete der Sprecher des Betriebsrats.

Einst als "Henninger Karamell-Kraftbier" in den Markt eingeführt, befand sich das alkoholfreie Produkt 1955 zunächst im Vertrieb der Henninger Brauerei. Drei Jahre später wurde der anfänglich sperrige Name verkürzt und als Karamalz zum heutigen Markennamen angemeldet.

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Die Marke Karamalz gehörte in den Neunzigerjahren über die Henninger Brauerei zunächst zur März-Gruppe und ging dann nach der Übernahme durch die Actris AG in den Besitz von Eichbaum über. Karamalz zählt neben Vitamalz zu den größten Markenvertretern im Malztrunk-Segment, wie Veltins mitteilte.

Nach Angaben des Betriebsrats wurde die Belegschaft am Dienstag während einer Betriebsversammlung über die geplante Insolvenz in Eigenverwaltung informiert. Der Landeschef der NGG, Hakan Ulucay sagte, man werde um den Standort und den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen. Die Gewerkschaft erwarte von der Arbeitgeberseite nun eine vollständige Transparenz.

Die Finanzlage des Unternehmens und mögliche Zukunftsstrategien müssten zeitnah gegenüber dem Betriebsrat und der Gewerkschaft offengelegt werden. "Die Beschäftigungssicherung, die Sicherung jedes einzelnen Arbeitsplatzes muss oberste Priorität haben." Es würden keine einseitigen Entscheidungen auf dem Rücken der Beschäftigten hingenommen, sagte Ulucay.

Der Insolvenz vorausgegangen war laut Betriebsratssprecher Dohr ein erbitterter Richtungsstreit zwischen dem Management und Arbeitnehmervertretern. Im Kern sei es dabei darum gegangen, wie die Brauerei nach dem Karamalz-Verkauf ausgelastet werden solle. Der Betriebsrat habe sich in den Verhandlungen zudem dafür eingesetzt, dass mit dem erzielten Erlös aus dem Karamalz-Verkauf dringend benötigte Investitionen in die Flaschenabfüllung finanziert würden.

Eine unterschriftsreife Vereinbarung über entsprechende Rahmenbedingungen und das weitere Vorgehen sei aber in letzter Minute am Widerstand der Geschäftsführung gescheitert, berichtete Dohr, der selbst noch genügend Möglichkeiten sieht, die Brauerei wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Seiner Meinung nach hätte der Karamalz-Verkauf aber schon früher erfolgen müssen.

Im Südwesten gibt es nach Angaben vom Frühjahr weniger Brauereien. In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl von 214 auf 203 gesunken, wie der Deutsche Brauer-Bund (DBB) im März unter Berufung auf vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamts mitteilte. Ein Sprecher des Baden-Württembergischen Brauerbunds hatte damals erklärt, im Südwesten sei die Branche sehr mittelständisch geprägt. Den Höchststand habe es 2022 mit 214 Braustätten gegeben.

Update: Donnerstag, 30. Oktober 2025, 19.45 Uhr

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