BASF

Kosten sollen sinken, die Dividende höher ausfallen

Vorstands-Chef Martin Brudermüller präsentiert neue Strategie – "Wir gehen in den Maschinenraum der BASF"

20.11.2018 UPDATE: 21.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden

Blick in ein BASF-Labor in Shanghai: Wachstum sieht BASF vor allem in China, dem größten Chemiemarkt der Welt. Firmenbild

Von Daniel Bernock

Ludwigshafen. Über Monate hat BASF-Chef Martin Brudermüller eine neue Strategie für den größten Chemiekonzern der Welt ausgearbeitet, zusammen mit hunderten Mitarbeitern weltweit. Am gestrigen Dienstag zeigte der seit Mitte des Jahres amtierende Vorstands-Chef zusammen mit Finanz-Chef Hans-Ulrich Engel den Weg auf, den der Ludwigshafener Chemieriese unter seiner Leitung nehmen soll.

Die Kernaussagen, die Brudermüller und Engel präsentierten, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das Unternehmen will vor allem dank eines starken Asien-Geschäfts wachsen. Die Kosten sollen fallen, der Konzern agiler und effizienter werden. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren, die Jahr für Jahr mit einer höheren Dividende rechnen können.

Doch selbst die angekündigte erhöhte Gewinnausschüttung konnte die Skepsis am Finanzmarkt gestern nicht bremsen. BASF-Aktien gehörten mit einem Verlust von fast vier Prozent zu den Verlierern im Dax - in einem allgemein schwachen Markt. Analysten hatten mit einer höheren Wachstumsprognose gerechnet.

Wachstum vor allem in China

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Nach außen würden die Ziele vielleicht wenig ambitioniert aussehen, sagte Brudermüller. Für das Unternehmen sei die neue Strategie jedoch ein großer Schritt. "Wir gehen in den Maschinenraum der BASF", sagte Brudermüller. Gerade im kommenden Jahr könne es daher auch mal "ruckeln", schließlich sollen die Veränderungen schnell umgesetzt werden. Erschwerend komme hinzu, dass der Prozess in eine Zeit falle, "in der sich der Himmel verdunkelt". 2019 werde daher kein leichtes Jahr, so Brudermüller. Betroffen von der internen Neuordnung seien weltweit 20.000 Mitarbeiter - ein Sechstel der gesamten Belegschaft - unter anderem in den Bereichen Produktion, Logistik sowie Forschung und Entwicklung.

Während der Vorstellung der neuen Strategie kritisierte Brudermüller immer wieder ungewöhnlich deutlich den Status quo des Konzerns: Die Entwicklung des Umsatzes und des Absatzes seien nicht zufriedenstellend. Das Unternehmen sei "komplex und kompliziert" geworden. Die Organisation sei teilweise nicht mehr nah genug am Kunden. Anlagen seien in der Vergangenheit zu häufig ausgefallen. "Die BASF muss mehr können", so Brudermüller.

Auch die Liste der nun angestoßenen Verbesserungen lässt einen Blick darauf zu, was nach Meinung Brudermüllers bisher nicht optimal verlief. Die Strukturen im Unternehmen sollen schlanker und einfacher und Verantwortungsbereiche klarer verteilt werden. Selbst die große Forschungs- und Entwicklungsabteilung blieb von Kritik nicht verschont. Sie soll näher an den Kunden rücken, die Markteinführungszeiten sollen verkürzt werden.

"Wir setzen die Segel auf Wachstumskurs", sagte Brudermüller. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll jährlich um drei bis fünf Prozent zulegen. Der Chemieriese will stärker als der Markt wachsen und beim Absatz über dem Wachstum der globalen Chemieproduktion liegen. Um diese, nach den Worten Brudermüllers, "ambitionierten und anspruchsvollen" Ziele zu erreichen, will das Unternehmen Kosten sparen. Mithilfe eines Sparprogramms, von der BASF "Exzellenzprogramm" genannt, sollen die Kosten ab Ende 2021 um jährlich zwei Milliarden Euro sinken. Einen Abbau von Arbeitsplätzen schloss der BASF-Vorstand gestern nicht aus. Das hänge maßgeblich vom zukünftigen Wachstum ab.

Dieses sieht BASF vor allem in Asien, speziell in China. Das Land sei mit einem Anteil von über 40 Prozent am Weltmarkt der größte Chemiemarkt und bestimme das Wachstum der globalen Chemieproduktion. "Bis 2030 wird der Anteil Chinas auf knapp 50 Prozent wachsen und wir wollen daran partizipieren", sagte Brudermüller. Dazu beisteuern soll der neue Verbundstandort in Zhanjiang in der Provinz Guangdong sowie der Ausbau des Standorts Nanjing. Brudermüller, der selbst zehn Jahre in China gelebt hat, ist sich sicher, dass das Land die derzeit schwierige Situation und den Handelsstreit mit den USA meistern werde.

Wachsen will BASF in den nächsten Jahren vor allem organisch, also aus eigener Kraft. Übernahmen schloss Finanz-Chef Engel allerdings nicht aus. Das Unternehmen lasse sich jedoch nicht von dem Niedrigzinsumfeld verleiten. Auch Verkäufe seien möglich: "Das Hauptaugenmerk werden wir darauf legen, Prozesse effizient und zuverlässig zu gestalten. Geschäftsbereiche, in denen ein solcher Fortschritt nicht erreicht werden kann, werden wir gegebenenfalls veräußern", so Brudermüller. Zuletzt hatte der Vorstand das Geschäft mit Bauchemikalien auf den Prüfstand gestellt. Ein Verkauf des Bereichs mit 7000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 2,3 Milliarden Euro sei möglich, aber auch der Zusammenschluss mit einem "starken Partner".

BASF-Chef Martin Brudermüller (r.) und Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel. Foto: dpa

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