Hauptversammlung der BASF

"Da ist noch Luft nach oben"

Aktionäre wünschen sich eine höhere Dividende - Brudermüller löst Bock als Chef ab

04.05.2018 UPDATE: 05.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Führungswechsel bei der BASF: Martin Brudermüller (rechts) hat gestern Kurt Bock (links) abgelöst. Foto: Rinderspacher

Von Harald Berlinghof

Mannheim. Ausnahmezustand am Mannheimer Rosengarten. Die umliegenden Parkhäuser sind dicht, 5900 Besucher werden wie am Frankfurter Flughafen von im Zickzack geführten Absperrbändern zur Sicherheitsschleuse geführt, der Metalldetektor piept. "Könnten Sie bitte den Gürtel ablegen", fragt der Security-Mann freundlich aber bestimmt. Im Mozartsaal findet die diesjährige Hauptversammlung der BASF statt. Und vor dem Rosengarten ist ein mobiles Terminal aufgebaut. Dort starten Shuttle Busse nach Ludwigshafen, für diejenigen, die eine Werksrundfahrt durch die BASF machen wollen, statt die letzte Rede des scheidenden Vorstandschefs Kurt Bock anzuhören.

Der nimmt schon mal Abschied, denn seine Amtszeit endet mit der Hauptversammlung. Sein bisheriger Stellvertreter Martin Brudermüller übernimmt dann das Ruder. Der Vorstand wird von acht Mitgliedern auf sieben schrumpfen. Als sturer Ost-Westfale sei er tituliert worden. Nüchtern, sachlich, kühl und distanziert. Und unaufgeregt mit einer klaren Strategie. Das alles will er gar nicht von sich weisen. "Nach 33 Jahren in der BASF ist jetzt Schluss", sagt er. Der Ruhestand wird allerdings nur ein vorübergehender sein: In zwei Jahren soll Kurt Bock Aufsichtsratsvorsitzender werden.

Drinnen eröffnet der aktuelle Amtsinhaber Jürgen Hambrecht die Versammlung und beschränkt die Redezeit für alle angesichts zahlreicher Wortmeldungen auf zehn Minuten. Noch gibt es da Beifall für diese Entscheidung. Später als Hambrecht die Redezeit noch einmal um die Hälfte einkürzt, kommt es zu einzelnen protestierenden Zwischenrufen. Dabei sind es nicht die ausnehmend guten Ergebnisse des Jahres 2017 und auch nicht der erfolgreiche Start ins neue Geschäftsjahr 2018, welche die vielen Kleinaktionäre ans Rednerpult treibt, sondern die noch immer schwelenden Vorkommnisse in Südafrika aus dem Jahr 2012 mit 34 erschossenen Minenarbeitern.

Auch Bischof Jo Seoka war wieder angereist, um den BASF-Vorstand an seine Verantwortung zu erinnern. "Unsere Position hat sich nicht geändert. Wir werden nicht in den Fonds zur Unterstützung der Betroffenen einzahlen, aber wir sind dabei, mit der Firma Lonmin über Verbesserungen für die Minenarbeiter zu sprechen. Und wir werden unsere Geschäftsbeziehungen mit dem Platin-Lieferant nicht beenden, weil das den Minenarbeitern schaden würde", entgegnete ihm Bock.

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Zunächst hatte Bock noch einmal die sehr guten Geschäftszahlen des abgelaufenen Jahres 2017 erläutert. Dass man im ersten Quartal 2018 diese guten Zahlen noch einmal überbieten konnte, sah Bock als Erfolg. Das Ebit stieg um 55 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro. Auch für das Gesamtjahr peilt man beim Gewinn einen leichten Zuwachs an.

Zwei wichtige Veränderungen werden in diesem Jahr umgesetzt, so Bock. Einmal will man wesentliche Teile des Pflanzenschutz- und Saatgeschäftes von Beyer übernehmen. Mit einem Kaufpreis von 7,6 Milliarden Euro wäre dies die größte Akquisition der BASF-Geschichte. Zum anderen soll das Öl- und Gasgeschäft von Wintershall, in ein Joint-Venture mit Letter-One eingebracht werden, die DEA zu dem neuen Unternehmen beisteuern. Die neue eigenständige Gesellschaft, an der die BASF zwei Drittel der Anteile halten wird, soll mittelfristig, vielleicht 2020, an die Börse gebracht werden.

Als schließlich die Aktionärsvertreter das Wort ergreifen konnten, stand zunächst die Dividende im Mittelpunkt. Nach drei Euro im letzten Jahr soll sie auf 3,10 Euro steigen. "Zu wenig", meinten die Aktionärsvertreter nicht unerwartet. "Da wäre mehr drin gewesen", so Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Da ist noch Luft nach oben", so sein Kollege Hendrik Schmitt, der sich ein Abschiedsgeschenk von Bock gewünscht hätte. Doch immerhin, so Bock, schütte die BASF auch in diesem Jahr knapp die Hälfte des Jahresüberschusses an seine Aktionäre aus - insgesamt 2,85 Milliarden Euro.

Am Ende der Tagesordnung wurde noch ein neues System zur Vorstandsvergütung beschlossen. Darin ist vorgesehen, dass für die variablen Bezüge der Vorstände bei schwerwiegenden Verstößen gegen den Verhaltenskodex oder gegen die Sorgfaltspflicht eine Kürzung, Einbehaltung und sogar eine Rückforderung möglich wird.

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