Fünf Wege - Teil 3

Fußgänger gegen Segway (plus Video)

Auf den Spuren der Philosophen

14.09.2017 UPDATE: 16.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

Los geht die Fahrt für Anja den Philosophenweg hinunter - Nicolas kürzt über den Schlangenweg ab. Foto: Lask

Der Fußgänger

Von Nicolas Lewe (Politik)

Im Gegensatz zur Segway-Fahrerin habe ich als Fußgänger einen entscheidenden Vorteil: Ich kann vom Philosophenweg aus die Stufen den Schlangenweg hinab nehmen. Bergab geht es sich bei dem warmen Wetter auch viel besser als bergauf, sodass ich flott vorankomme. Bereits nach kurzer Zeit passiere ich die erste Aussichtsterrasse, gönne mir aber nur einen flüchtigen Blick auf das herrliche Panorama der Altstadt.

Anders als Goethe, Hölderlin oder Eichendorff, die vor mir hier wandelten, habe ich keine Muße für philosophische Gedanken. Stattdessen eile ich dahin und verlasse den schmalen Pfad an der Neuenheimer Landstraße. Da ich den Atem von Segway-Fahrerin Anja im Nacken spüre, gehe ich schnellen Schrittes über die Alte Brücke, vorbei an fotografierenden Asiaten und bummelnden Rentnergruppen. Wie wenige Wochen zuvor die britischen Royals wähle auch ich den Weg durch die Steingasse und habe schon den Marktplatz vor Augen.

Bis zum markanten Brunnen, meinem Ziel, sind es nur noch wenige Meter. Ich werfe einen Blick über die Schulter: Anja ist nirgends zu sehen - ich bin tatsächlich Erster. 

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Die Segway-Fahrerin

Von Anja Hammer (Region)

So bequem bin ich noch nie den Philosophenweg hoch. Selbst bei über 30 Grad weht mir eine angenehme Brise ins Gesicht, völlig frisch überhole ich einen verschwitzten Jogger und gleite durch die Natur. Es lebe das Segway! Um schnell zu sein, muss ich mich nicht anstrengen: Der Roller saust den Berg hoch und runter, ich muss nur das Gewicht verlagern.

Genau das ist aber die Tücke: Geht es auf dem Philosophenweg sanft bergab, ist das Ende der Hirschgasse recht steil. Und während das Segway unter mir nicht langsamer werden will, rase ich direkt auf die viel befahrene Ziegelhäuser Landstraße zu. Der Erholungseffekt von der Fahrt durch den Wald ist dahin. Stattdessen steigt die Panik in mir auf, ich sehe mich in letzter Sekunde vom Segway springen, das in ein Auto kracht.

Alles geht gut aus. Die Ampel kostet mich wertvolle Sekunden, wenn nicht gar Minuten. Dabei muss ich doch Zeit aufholen! Die Baustelle im Wald hat aufgehalten. Auf dem Gehweg gebe ich Gas, biege auf die Alte Brücke ein - und wieder werde ich ausgebremst. Die Fußgänger könnten doch auch auf dem Pflaster laufen und nicht auf dem ebenen Gehweg. Tun sie nicht und ich muss ihnen hinterhertuckern. Die Sonne brennt, ich ärgere mich, dass ich mit dem Gerät so unflexibel bin - und am Ende komme ich doch verschwitzt und verspätet auf dem Marktplatz an. 

■ Fortbewegung: Fußgänger gegen Segway

■ Strecke: Philosophenweg bis Marktplatz (Fußgänger: 0,8 Kilometer, Segway: 1,7 Kilometer)

■ Zeiten: 11:52 Minuten (Fußgänger), 16:58 Minuten (Segway)

■ Sieger: Fußgänger

■ Spielstand: 2:1




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