Kramer-Mühle St. Leon-Rot: "Noch ist alles offen"

Der Gemeinderat befasste sich mit der möglichen Bebauung der Mühlen-Wiese – Erst muss ein Nutzungskonzept erarbeitet werden

26.10.2016 UPDATE: 27.10.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden

Einigkeit herrscht darüber, dass die historisch bedeutsame Kramer-Mühle in St. Leon erhalten und für vielfältige Zwecke genutzt werden soll. Ob das aber eine Bebauung der angrenzenden Wiese ausschließt, wurde jetzt im Gemeinderat kontrovers diskutiert. Archiv-Foto: Hecker-Petrova

St. Leon-Rot. (seb) Erst soll das Nutzungskonzept für die Kramersche Mühle stehen, dann wird über eine Bebauung der angrenzenden Wiese entschieden, die im Vorfeld für kontroverse Diskussionen sorgte. Das hat St. Leon-Rots Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit der knappen Mehrheit von zwölf zu zehn Stimmen entschieden.

Allerdings, und das sorgte auch bei den vielen Bürgern - im vollen Ratssaal und sogar auf dem Flur - für Verwirrung, bestand Bürgermeister Dr. Alexander Eger darauf, einen der Architektenentwürfe für zwei Gebäude mit vorerst rund 20 Wohnungen als Entscheidungsgrundlage ins Konzept aufzunehmen, das bis Herbst 2017 gestaltet werden soll. Die Verwaltung mache sich unglaubwürdig, so Eger, wenn sie die Wiesenbebauung nicht zumindest als Möglichkeit in den Entwicklungsprozess einbringe, nachdem sie im Dezember 2015 so vehement dafür argumentiert hatte.

Der Bürgermeister betonte erneut, dass der Gemeinde nach aktuellem Stand 320 Flüchtlinge bis 2018 für die Anschlussunterbringung zugewiesen werden, und man außer der Mühlen-Wiese praktisch keine Immobilien mehr habe - außer einer Art "eisernen Reserve" unter anderem für einen sicher notwendig werdenden Kindergarten-Neubau. Zudem hob Eger hervor, was zahlreiche Räte und auch Bürger eingangs der Sitzung angemahnt hatten: dass die Gemeinde dringend Wohnraum für den kleinen Geldbeutel schaffen sollte. Auch dafür sollten die Gebäude an der Mühle geeignet sein.

Kommt also die Wiesenbebauung? "Noch ist alles offen", erklärte Eger, die Verwaltung jedenfalls trete dafür ein. Sie sei aber neben Fraktionsvertretern und weiteren Bürgern quasi nur eine Stimme im Entscheidungsgremium, das das Nutzungskonzept entwirft. Ein Baubeschluss sei nicht gefallen, wollte Eger auch gegenüber den wütenden Stimmen nach der Sitzung klargestellt wissen, dass nicht gleich die Bagger anrücken.

Basis des Vorschlags, mit dem sich das Entscheidungsgremium dann befassen soll, ist einer von zwei Architektenentwürfen, die die im Dezember aktuelle Bedingung der Maximal-Ausnutzung der Mühlen-Wiese erfüllen. Ortsbaumeister Peter Dietz stellte sie vor. Für Eger selbst wirkten die Gebäude zu wuchtig, über die genaue Gestaltung werde man im kommenden Jahr noch reden müssen.

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Für die Freien Wähler erklärte Siegfried Köck, dass man zur Entscheidung für die Bebauung stehe: Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in der Gemeinde sei hoch. Das bekräftigte später auch Fraktionskollege Adolf Geider. Köck plädierte aber für Gebäudeentwürfe, die besser zur Mühle passen, man solle sie erst mit dem Nutzungskonzept planen. Allerdings könne man die Bebauung ja heute klar vorgeben.

"Das geht auf keinen Fall", meinte Rudi Heger (FDP/SPD) zu den vorgelegten Architektenentwürfen. Er sah keinen Grund, jetzt schon die Entscheidung für einen Entwurf, geschweige denn für den Bau, zu fällen, erst müssten die Ideen für die Mühlen-Nutzung erarbeitet sein.

Achim Schell (Union) zeigte sich zuversichtlich, dass die Verwaltung, die bereits einigen Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen habe, auch jetzt eine Lösung finden wird, ohne die Wiesenbebauung sofort angehen zu müssen. Wohnungsbau für soziale Schwache gelte es zu forcieren, aber mit einem Gesamtkonzept für St. Leon und Rot. Das könne parallel zum Mühlen-Konzept entwickelt werden, in einem Jahr dann könne man endgültig entscheiden. Wenn man die Bebauung jetzt vorgebe, brauche man den "Runden Tisch" zum Mühlen-Konzept nicht mehr, so Fraktionskollege Roman Heger.

Die Ästhetik sei nicht das Wesentliche, so Ferdinand Speckert (CDU): Die Gebäude müssten wirtschaftlich sein und die Mühlen-Wiese bestmöglich ausnutzen. "20 bis 21 Wohnungen, das passt." Die Gemeinde habe sonst keine Kapazitäten, sich Zeit lassen könne man nicht. Auch Manuel Thomé (Junge Liste) wollte nicht warten, die Häuser baue man nicht von heute auf morgen. Der Dezember-Beschluss war für ihn klar: Wohnungen für soziale Zwecke waren die Maßgabe für den Kauf der Mühle.

Erst müssten die Bürger beteiligt werden, betonte Norbert Knopf (Grüne): Den Entwicklern des Mühlen-Konzepts wolle man die beiden Wohnblöcke nicht vorgeben. Übers kommende Jahr könne man Baulücken in der Gemeinde erfassen und nach Alternativen suchen, ehe man dann, wenn das Nutzungskonzept steht, über die Mühlen-Wiese entscheide. "Sonst ist die Bürgerbeteiligung nur eine Farce." Auf ein "Baulücken-Kataster" angesprochen, wie Malsch es hat, bemerkte Bauamtsleiter Werner Kleiber, dass man das durchaus habe: Nur sei völlig unklar, welche Flächen tatsächlich für Gemeindezwecke erworben werden könnten.

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