Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion der dritten Netzwerkkonferenz Windkraft diskutierten gemeinsam mit den Gästen über den Ausbau der Windenergie und seine Folgen.
Neckar-Odenwald-Kreis. Die 3. Netzwerkkonferenz Windkraft der Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber (H-O-T) war mit über 500 Besuchern ein voller Erfolg. Bereits zum dritten Mal nutzten die Menschen aus der gesamten Region die Chance, um sich in Mulfingen über die regionale Windenergienutzung und deren Chancen und Risiken zu informieren. Durch den "Windenergietag der Bioenergie-Region H-O-T" führte am Nachmittag Bioenergie-Botschafter und Mulfingens Alt-Bürgermeister Hermann Limbacher. Er moderierte eine Fachmesse mit namhaften Ausstellern aus der Windkraftbranche, die bereits direkt zu Veranstaltungsbeginn viele Interessierte in die Stauseehalle lockte.
Herzstück der Netzwerkkonferenz war die Podiumsdiskussion mit dem Titel "Windkraft in der Region - Flaute, Gegenwind oder doch ein Sturmsegel?". Sebastian Damm, Geschäftsführer der Bioenergie-Region H-O-T, moderierte eine hochkarätige Runde mit den Gästen Klaus Mandel, Verbandsdirektor des Regionalverbands Heilbronn-Franken; Prof. Dr. Martina Klärle, Geoinformatikerin aus Weikersheim; Willi Schmitt, Bürgermeister der Gemeinde Dörzbach; Thomas Maertens, Bürgermeister der Stadt Lauda-Königshofen; Dr. Alexander Krebs von der Bürgerinitiative Windkraft Mittleres Jagsttal sowie Dr. Björn Staiger vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und Clemens Mehnert von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz.
Bei der Diskussion stand vor allem die Frage im Vordergrund, was den Bürgerinnen und Bürgern zumutbar ist und wie der Ausbau der Windenergie gemeinsam gesellschaftsverträglich gemeistert werden kann. Für eine deutliche "Entschleunigung" der Ausbaupläne der Windkraft plädierte Klaus Mandel. An vielen Stellen habe sich eine enorme Dynamik ergeben, die sich negativ auf Transparenz und Kontrolle der Planungsprozesse auswirkt. Aus planungstechnischer Sicht sei laut Mandel entscheidend, dass sich Kommunen und Bürger gemeinsam auf den Weg machen, die Energiewende zu gestalten. Viele wollen an der Energiewende aktiv mitwirken, das sei der Schlüssel zum Erfolg. Prof. Dr. Martina Klärle unterstrich passend dazu die Notwenigkeit von verlässlichen Rahmenbedingungen bei der Planung neuer Anlagen. Geänderte gesetzliche Bestimmungen, wie z.B. das Landesplanungsgesetz oder auch neue Regionalplanungsvorgaben, hätten zu tief greifenden Veränderungen geführt, die gleichzeitig auch viele Unsicherheiten hervorriefen. Als "richtig und wichtig" bezeichnete die Expertin für flächenschonende Entwicklung vor diesem Hintergrund, dass die Menschen verstärkt ihre Ängste und Sorgen mit klaren Worten formulieren.
Dörzbachs Bürgermeister Willi Schmitt sieht die Energiewende als alternativlos und ist der festen Überzeugung, dass die Windkraft eine zentrale Rolle beim Umbau unserer Energiesysteme spielen muss. Schmitt plädierte aber gleichzeitig für eine "Windevolution statt Revolution". Vorbehalte müssten sachlich abgebaut und die Bürger beteiligt werden, sonst könne die Energiewende niemals erfolgreich umgesetzt werden. Schmitts Amtskollege Thomas Maertens aus Lauda sprach sich dabei aber klar gegen eine Überlastung der Landschaft durch die Windenergie aus. Insbesondere den regionalen Tourismus sieht Maertens durch den "übereilten Ausbau der Windkraft" stark gefährdet.
Dr. Alexander Krebs plädierte vehement dafür, an den Schutz der Menschen im unmittelbaren Umfeld von Windenergieanlagen zu denken. "Bisher existieren keine Langzeitstudien über die Umweltbeeinträchtigungen der Windkraftnutzung, deshalb muss mit entsprechenden Abstandsregelungen Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden". Dr. Björn Staiger und Clemens Mehnert stellten aus wissenschaftlicher Sicht die neuesten Erkenntnisse zum Thema Schattenwurf, Schall und Infraschall von Windkraftanlagen vor. Beide machten sich für eine sachlich geführte Diskussion stark und wünschten sich besonders, dass die Bürger von den umfassenden Informationsangeboten regen Gebrauch machen.
Große Einigkeit herrschte bei der Frage, wie es weitergehen soll: Eine Entschleunigung ist dringend notwendig, der enorme Druck bei der Umsetzung muss reduziert werden! Die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt das nur gelingen kann, wenn Bürger, Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen.