Von Steffen Blatt
Schon lange ist bekannt, dass die Julius-Springer-Schule (JSS) in der Südstadt mehr Platz braucht. Sie ist Teil des Komplexes zwischen Rohrbacher und Römerstraße, wo sich auch die Willy-Hellpach- und die Pestalozzischule befinden. Seit Jahren benutzt jede Institution Räume in Gebäuden der anderen, es gibt Wanderklassen, der Sanierungsbedarf ist hoch. Darum wird die JSS in die ehemalige Schule der US-Armee in Mark Twain Village ziehen. In einem Jahr soll dort alles fertig sein, doch bis dahin haben die beauftragten Firmen noch viel Arbeit. Ein Besuch auf der Baustelle.
Von dem Charme des Schulgebäudes, das innen tatsächlich aussah wie aus einem amerikanischen Highschool-Film, ist nicht viel geblieben: Die Spinde haben die Amerikaner mitgenommen, auch die Wasserspender wurden abmontiert. Trotzdem wird die Erinnerung an die früheren Benutzer auch in Zukunft zu sehen sein: An den Wänden etwa gibt es bunte Zeichnungen mit Löwen, dem Wappentier der Schule, die erhalten werden sollen. Auch ein Bodenmosaik soll bleiben: Es wurde abgedeckt, damit es während der Bauarbeiten nicht beschädigt wird.
Derzeit sieht die Schule innen aus wie ein Rohbau. Die Räume sind leer, der PVC- und Linoleumbelag wurde entfernt, Türen gibt es fast keine. "Der Estrich muss auch überall noch raus und erneuert werden", sagt Thomas Kühner vom städtischen Amt für Gebäudemanagement. Er führt durch die Gebäude und erklärt die spätere Nutzung. Am Grundriss des Gebäudes wird nicht viel verändert, das spart schon mal Geld. Einige Räume werden aber geteilt, denn die Amerikaner haben sehr großzügig geplant. "Die Standardgröße für einen Klassenraum in Deutschland ist 66 Quadratmeter, hier gibt es welche mit über 100", so Kühner. Insgesamt 47 Klassenzimmer und 13 weitere Fachräume auf einer Nettogrundfläche von 12 800 Quadratmetern wird die "neue" Julius-Springer-Schule haben, und viele davon sind etwas geräumiger als üblich - sie sind 70 bis 80 Quadratmeter groß. Doch jeden einzelnen Raum auf die deutsche Norm anzupassen, wäre viel zu teuer gewesen.
Im Erdgeschoss des T-förmigen Highschool-Gebäudes kommt in einem Flügel - wie auch zuvor - die Verwaltung unter. Das Lehrerzimmer kommt in den ersten Stock und wird über mehrere Räume verteilt, mit Arbeitsplätzen, Besprechungsecken und einem "Ruhezimmer". Im zweiten Obergeschoss werden die Biologie- und Chemiesäle eingerichtet, die Klassenzimmer sind über alle Stockwerke verteilt. Ganz oben an der Stirnseite befindet sich ein Raum, der wie neu aussieht: Es ist der Musiksaal, der in den 1990er Jahren aufwändig saniert wurde. Schade, dass es an der beruflichen Springer-Schule keinen Musikunterricht gibt - so wird der Saal künftig zum Konferenzzimmer.
Außen wird sich nicht viel ändern am Highschool-Gebäude. Der 1951 errichtete Bau steht erstaunlich gut da. "Der Putz ist noch gut, nur die Fenster müssen größtenteils ausgetauscht werden", berichtet Kühner. Und es muss überall ein Sonnenschutz angebracht werden - bei den Amerikanern liefen Klimaanlagen und Deckenventilatoren, um die Sommerhitze zu lindern. Das Satteldach samt Ziegeln hingegen bleibt, und die Stadtwerke prüfen gerade, ob darauf eine Fotovoltaikanlage möglich ist. Ein wenig anders sieht es beim kleineren Nachbargebäude aus, in dem die Grundschule untergebracht war. Das ist zwar neueren Datums - Kühner tippt auf die 1960er Jahre, genaue Unterlagen gibt es nicht -, aber in einem schlechteren Zustand. Dort muss etwa das Flachdach erneuert werden. Die Gesamtkosten des Projekts sind mit 13,15 Millionen Euro veranschlagt.
Zum Schuljahresbeginn 2017 soll die Julius-Springer-Schule umgezogen sein - "ambitioniert" nennt Kühner diesen Plan. "Wir sind beim Abbruch auf einige Überraschungen gestoßen und gerade dabei, den Bauablauf enger zu takten." So soll es hinhauen mit dem Umzug in einem Jahr. Und dann wird für die Lehrer und Schüler der kaufmännischen Schule vieles besser - bis auf die Erreichbarkeit. Denn jetzt liegt die Schule direkt am S-Bahnhof Weststadt/Südstadt, in Zukunft wird nur ein Bus vor der Tür halten, dessen Strecke aber noch nicht endgültig feststeht. "Wir befürchten, dass die vielen auswärtigen Schüler verstärkt mit dem Auto kommen", sagt Annette Lumpp vom Amt für Schule und Bildung.
Doch das ist nur ein kleiner Nachteil, verglichen mit den Erleichterungen auch für die Willy-Hellpach- und die Pestalozzischule. Denn wenn die JSS umgezogen ist, stehen deren alte Gebäude als Ausweichquartier zur Verfügung. Dann kann endlich die Hellpach-Schule saniert werden, und die Pestalozzischule bekommt mehr Räume für die Kinder, die in Mark Twain Village wohnen werden.