Nikolaus Kopernikus' Lehre kam einer Revolution gleich
Sohn der Sonne: Auch mit Wirtschaft und Inflation befasste er sich.

Von Veit-Mario Thiede
Heidelberg. Nikolaus Kopernikus erblickte am 19. Februar 1473 in Thorn das Licht der Welt – vor nun bald 550 Jahren. Er revolutionierte mit seinem heliozentrischen System das Weltbild der Menschheit. Bis dahin galt das von Ptolemäus im 2. Jahrhundert dargelegte geozentrische System. Es erklärt die Erde zum unbeweglichen Mittelpunkt des Weltalls, um den sich die Sonne und alle anderen Himmelskörper bewegen.
Kopernikus aber verkündete, dass sich die Erde um sich selbst dreht und dabei wie die anderen Planeten um die Sonne kreist. Anlässlich seines Geburtsjubiläums hat Polen das Kopernikusjahr ausgerufen. Es wird mit Festen, Sonderausstellungen und wissenschaftlichen Tagungen begangen. Das Haus, in dem Kopernikus wahrscheinlich geboren wurde, steht im zentralpolnischen Thorn.
Das aus Backstein erbaute Stufengiebelhaus sowie das Nachbargebäude beherbergen ein Kopernikus-Museum. Es vermittelt astronomisches Wissen und macht Besucher mit Kopernikus bekannt. Nach dem frühen Tod der Eltern übernahm der Onkel Lukas Watzenrode, ein Bischof, dessen Vormundschaft. Er finanzierte das Studium des Neffen in Krakau und Italien.
Kopernikus studierte ab 1496 in Bologna Kirchenrecht, in Padua Medizin, und erlangte 1503 in Ferrara den Titel eines Doktors des kanonischen Rechts. Bis sein großes Werk erscheint, dauerte es aber noch 40 Jahre. Es trug den Titel "De revolutionibus orbium coelestium", "Über die Kreisbewegungen der Himmelsbahnen". Kopernikus schrieb über "diese meine Nachtarbeit": "Was gibt es Schöneres als den Himmel (...) von Philosophen aufgrund seiner außerordentlichen Herrlichkeit sichtbare Gottheit genannt."
Am Manuskript hatte er über Jahrzehnte hinweg gearbeitet. Aus Angst vor Spott wollte er es jedoch nicht veröffentlichen. Der Wittenberger Mathematiker Rheticus konnte Kopernikus schlussendlich davon überzeugen. Er brachte dem Nürnberger Buchdrucker Johannes Petreius eine Abschrift des Manuskripts.
Die Überwachung des Drucks vertraute Rheticus dem Nürnberger Reformator Andreas Osiander an. Der jedoch verfasste anonym ein Vorwort: Die Ausführungen über das heliozentrische System seien bloße Hypothesen, die man nicht für bare Münze nehmen solle, hieß es darin. Die Rechenmodelle seien jedoch sehr hilfreich zur Ermittlung der Position von Himmelskörpern.
Obwohl Papst Paul III. die ihm von Kopernikus angetragene Widmung seines Hauptwerks angenommen hatte, setzte die Indexkongregation 1616 "De revolutionibus" als nicht bibelkonform auf die Liste der verbotenen Bücher. Dennoch verbreitete sich die heliozentrische Lehre, sodass andere Wissenschaftler darauf aufbauend ihre Theorien entwickeln konnten. Johannes Kepler (1571–1630) war einer der ersten Wissenschaftler, die das heliozentrische System als physikalische Realität anerkannten. Er korrigierte jedoch die kreisrunden kopernikanischen Planetenbahnen zu elliptischen.
Weniger bekannt ist, dass Kopernikus nicht nur ein erfolgreicher Astronom, sondern auch einer der bedeutendsten Ökonomen des 16. Jahrhunderts war. Kopernikus verfasste vier Denkschriften über das Münzwesen und formulierte das Gesetz, dass mit der Erhöhung der Geldmenge die Inflation steigt.
Mit 70 Jahren starb Kopernikus in Frauenburg, wo er den größten Teil seines Lebens verbracht hatte. In der Kathedrale wurde er anonym bestattet. Erst später kam er dort zu Ehren: Im ehemaligen Bischofspalast befindet sich heute ein Kopernikus-Museum. Lange galt der 24. Mai 1543 als sein Todestag, dieses Datum wird heute angezweifelt.
2005 fanden Archäologen sterbliche Überreste, die vermutlich Kopernikus zuzuordnen sind. Nach eingehender Untersuchung und kriminaltechnischer Gesichtsrekonstruktion konnte schließlich auch deren feierliche Beisetzung erfolgen. Einen Grabstein hat Kopernikus nun auch. Als sein Todestag ist der 21. Mai 1543 angegeben.
Info: Die Heidelberger "Initiative Partnerschaft mit Polen" bietet ab 16. März eine achttägige Studienreise nach Polen an: "Auf Kopernikus’ Spuren". Kontaktmöglichkeiten online unter www.initiative-polen.net