Sound der Woche

Grammy-Gewinner Burna Boy gewohnt gigantisch

Auf seinem neuen, achten Studioalbum "No Sign of Weakness" liefert der 34-Jährige viele Ohrwürmer. Außerdem reingehört haben wir auch bei Styx, The Boneshakers, Jenny Thiele und Kae Tempest

16.07.2025 UPDATE: 19.07.2025 04:00 Uhr 3 Minuten, 13 Sekunden
Foto: AFP

Von Shireen Broszies 

Längst hat sich Burna Boy international etabliert. Für seinen Grammy-prämierten Sound – er selbst beschreibt ihn als Afrofusion – bedient sich der Nigerianer an einem breiten Repertoire: von Afrobeats, Reggae, Rap, R&B bis Pop. Auf seinem achten Studioalbum "No Sign Of Weakness" mischen jetzt Mick Jagger, Stromae, Travis Scott und Shaboozey mit. Das Ergebnis: jede Menge Ohrwürmer! Dabei bieten die 16 Tracks einen ausgewogenen Mix aus energiegeladenen und nachdenklichen Momenten. Selbstbewusst, nach vorn gerichtet und tanzbar untermauert das Album Burna Boys Status als "African Giant".

"Bundle By Bundle" ist ein Clubtrack, der Geld, Status und Genuss zelebriert. Die Botschaft: Genieß das Leben, bevor das Leben dich genießt! Auch die Single "Update" zieht direkt auf die Tanzfläche. Das "Back To Life (However Do You Want Me)"-Sample von Soul II Soul legt sich sanft über den Track – nie anmaßend, aber stets atmosphärisch präsent. Im Video werden dann "Soul Train"-Erinnerungen wach, wenn in extravaganten, von den Siebzigern inspirierten Outfits abgeshaked wird. Gemäß dem Titel bedient sich der 34-Jährige zwar an Vergangenem, holt es aber mit frischen Ideen ins Hier und Jetzt. Anschließend nimmt "Sweet Love" Tempo raus. Der Sound lehnt sich an Reggae und Soul an, lässt Burna Boy weich klingen und den Hörer zu Atem kommen.

Ja, so wirkt das ganze Album: nicht rastlos, sondern vielschichtig. Es zeigt Burna Boy als Künstler, der weiß, wo er steht: zu Recht auf der ganz großen Bühne, mit Rückendeckung von anderen international gefeierten Größen. Und ja, auch die Features bringen Spaß. Mick Jagger sorgt im Chorus von "... Empty Chairs" für einen dreckigen Gegenpunkt zu Burna Boys sonorem Strophengesang. "Pardon", das Duett mit Stromae, avanciert gar zur eleganten Klavierballade. Und während "TaTaTa" auch dank Travis Scott modern, urban klingt, schüttet der afroamerikanische Shootingstar Shaboozey in "Change Your Mind" eine süffige Mitsing-Melodie aus.

Am Ende macht genau das "No Sign Of Weakness" aus: Feierwütige Lieder stehen hier im Kontrast zu emotionaleren Momenten – von denen das Album so einige zu bieten hat. Etwa, wenn Burna Boy eindringlich singt: "Either you love me or you let me go" ("No Surrender"). Oder: "My leg’s hurtin’ from walkin’ a thousand miles on my own / So I keep fallin’ down (Fallin’, fallin’)" im Titel "Change Your Mind". Dass Burna Boy tatsächlich der Gigant ist, als den er sich selbst beschreibt, liegt eben gerade an seiner Verletzlichkeit. Und daran, dass er nicht versteckt, wer ihn auf seinem Weg inspiriert hat.


Info: "No Sign Of Weakness" ist aktuell erhältlich. Am 15. August spielt Burna Boy auf der Waldbühne 








The Swell Season und mehr. Hier geht es zum Sound der letzten Woche.


Sound der Woche

Styx

Circling From Above

Rock Konzeptalben, gibt’s die noch? Aber bitte! Bei den Haudegen von Styx ("Boat On The River") in jedem Fall. Auf Longplayer Nr. 17 verbinden die wohl letzten Meister dieser musikalischen Erzählkunst ihre progressiven Wurzeln mit einem modernen Touch. Bereits der ätherische Titeltrack, der mit mäandernder Instrumentierung und Harmoniegesang den Geist der Beatles heraufbeschwört, weckt Lust auf die kommenden zwölf Tracks. Was die Amerikaner folgen lassen, ist eine emotionale Tour: vital, anmutig, kreativ. Ja, mit "Circling From Above" festigen die Architekten des theatralischen Rock ihren Nimbus als absolute Aushängeschilder eines (leider) aussterbenden Genres. (gol) ●●●

Für Fans von: Genesis

Bester Song: King OF Love


The Boneshakers

Live To Be This

Blues/Funk "Dem Namen nach gibt es die Boneshakers schon, seit Gitarrist Randy Jacobs’ Band Was (Not Was) 1992 in Langzeitpause ging. Erst 30 Jahre später kam Jenny Langer dazu, mit der nun zum zweiten Mal ein Album entstanden ist. Die Kombination aus altem Hasen mit Gespür für Funk und Blues und junger Soulröhre funktioniert einwandfrei. Von erlesenen Gästen wie Produzent/Bassist Don Was ganz zu schweigen. Die Tour im Frühjahr ’26 sollte man sich schon mal vormerken. (hol) (sös) ●●

Für Fans von: Ruthie FosterSleaford Mods

Bester Song: Here I Am


Jenny Thiele

Platz

Dreampop  "Im August tut’s noch weh", doch "im September muss es weitergeh’n", singt Jenny Thiele und man fragt sich wohlig seufzend, wie die Kölnerin immer diese Balance schafft – zwischen Melancholie und Leichtigkeit. Auch auf ihrem dritten Soloalbum vereint sie verletzliche Momente, die einen schlucken lassen, mit blubbrigem Wasserbomben-Spaß. Klanglich durchweht Jennys "Platz" der Synthie-Flair der Achtziger und Neunziger. Ein Album zum Verweilen (dasch) ●●

Für Fans von: Fortuna Ehrenfeld

Bester Song: BecherSahne


Kae Tempest
Self Titled

Rap Im TV eine junge Sängerin mit wallenden Locken, im Frisierstuhl davor ein Rapper mit Undercut: "Know Yourself" heißt der Song, in dem Kae Tempest sein aktuelles Ich dem früheren zulächeln lässt – selbstbewusst, in sich ruhend. Angekommen? Das ist jedenfalls der Eindruck, den das sechste Album des 1985 in London geborenen Tempest, vermittelt. Die Zeiten als Sängerin: ganz eindeutig vorbei. Nun ist die Stimme tief, der Sprechgesang selbstbewusst. "Rhythmus, Flow, Musikalität – das ist das Gerüst, auf dem alles aufbaut", sagt der 39-Jährige. Aber zum Flow kommt auch eine feine, lyrische Sprachbegabung. Mit Texten, die tief im eigenen Inneren schürfen, ohne sich dort zu verlieren. (sös) ●●●

Für Fans von: Ezra Furma

Bester Song:
 Statue In The Square