Musical-Premiere von "Sister Act" begeistert
Halleluja! Die Nonnensiind los. Es gab eine großartige Ensembleleistung.

Von Pia Geimer
Zwingenberg. Ein bisschen mehr Hochsommer hätten sie wahrlich verdient zur Premiere von "Sister Act" in Zwingenberg: Bei frostigen zwölf Grad im Schlosshof heißt es warm einpacken. Oder tapfer frieren, so wie Hauptdarstellerin Dominique Aref, die es in ihrer Rolle als lebenslustige (und leicht bekleidete) Sängerin Deloris van Cartier unversehens aus der Nachtclubszene in ein Nonnenkloster verschlägt. Der ulkige Kulturclash, der sich aus dieser Situation ergibt, hat bereits in der Filmversion 1992 für großes Vergnügen gesorgt und war so erfolgreich, dass später eine Musicalvariante zu den Klängen von Alan Menken in Auftrag gegeben wurde.
Die hat es in sich und ist mit zahlreichen interessanten Solorollen und attraktiven Aufgaben für den Chor ein super Stoff für ein großes Ensemble. Damit können traditionell auch die Schlossfestspiele Zwingenberg punkten. Keine Überraschung also, dass Solisten und Chor bei der Premiere am Mittwochabend, 26. Juli, begleitet von einer kleinen Band, eine tolle Leistung abliefern, bei der alle Mitwirkenden wunderbar als Team agieren. Regie führt dabei Sabine Sterken, die musikalische Leitung hat Rainer Roos inne.
Im Mittelpunkt von "Sister Act" steht Deloris (temperamentvoll gespielt und gesungen von der Niederländerin Dominique Aref): ein Mädel aus armen Verhältnissen, das in Nachtclubs auftritt und auf eine große Karriere als Sängerin hofft. Verschaffen soll ihr die der Gangster Curtis (herrlich fies verkörpert von Musicalstar Nicky Wuchinger). Aber für ihn ist sie nicht mehr als ein Appetithäppchen, während er mit seiner Gang abhängt und den Babo vom Kiez gibt. Als Deloris Zeugin wird, wie Curtis den Kleinganoven Ernie umlegt, wird es brenzlig, und sie wendet sich an Lieutenant Eddie Fritzinger von der Polizei (Markus Streubel), der ein alter Schulfreund und schon lange heimlich in sie verliebt ist.
Er bringt sie als Nonne verkleidet in einem Kloster unter, wo sie mit ihrer schnodderigen Art natürlich erst einmal kräftig aneckt. Besonders die Mutter Oberin (Barbara Köhler) ist wenig begeistert von dem Neuzugang, der so gar nicht in ihre fromme kleine Welt zu passen scheint. Deloris wird dazu verdonnert, den maroden Chor des Klosters auf Vordermann (bzw. -frau) zu bringen.
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Das macht sie als frischgebackene Schwester Mary Clarence aber so erfolgreich, dass die vorher lahm dahindümpelnde Truppe in kürzester Zeit zu einer wahren Attraktion wird. Sogar ein TV-Sender berichtet über die singenden Nonnen und bringt damit Curtis auf Deloris’ Spur. Mit seinen Cronies bricht er in das Kloster ein, um sie auszuschalten. Es folgt ein turbulenter Showdown, bei dem die Schwestern ungeahnte Stärke und echten Zusammenhalt beweisen.
Neben Dominique Aref als Deloris und Barbara Köhler als Oberin, die wunderbare Szenen und auch ein Duett zusammen haben, glänzen in weiteren Solorollen vor allem Estelle Céline Klein als knallige Schwester Mary Patrick und Maria Meßner in der Rolle der schüchternen Novizin Mary Roberts, die erst in den Chorproben entdeckt, was alles in ihr steckt. Die Frauenstimmen vom deutlich verjüngten Festspielchor machen eine ausgezeichnete musikalische und spielerische Figur als Nonnenschar, Holger Ries gibt den geschäftstüchtigen Monsignore O’Hara.
Einige der Nonnen treten etwas markanter hervor, zum Beispiel Sonja Vöckler als eifersüchtige Mary Lazarus, Charlotte Schinnagel als verpeilte Mary Nirvana und Gabriele Soyka als greise Mary Theresa, die bei der Finalkonfrontation kräftig ihren Gehstock einsetzt. Markus Streubel als sympathischer Polizist Eddie wiederum beweist bei seinen anspruchsvollen Songs einen eindrucksvollen Stimmumfang, und auch die drei Ganoven Joey, TJ und Pablo (Sven Wagenhöfer, Maik Eckhardt und Francisco del Solar) legen einen Klasse-Auftritt hin. Ja, sogar der erschossene Kumpel Ernie taucht am Schluss noch einmal auf – als Engel mit silbernen Flügeln. Das Bühnenbild von Helmut Mühlbacher ist schlicht, aber wirkungsvoll, die Kostüme von Gabriele von Dewitz sind vielfältig und stimmig.
Info: Bis Sonntagabend, 30. Juli, folgen fünf weitere Aufführungen von "Sister Act" im Schlosshof. Restkarten unter schlossfestspiele-zwingenberg.de.